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Hoseok's PoV.:

„Jung Hoseok! Was, zum Henker, ist los mit dir?!", regte Namjoon sich lauthals auf und platzte dabei in mein Büro ein, „Das ist jetzt schon das vierte Dokument, auf dem ein falsches Datum steht!". Er ließ besagtes Blatt über meinem Schreibtisch fallen. Es schwebte von links nach rechts und landete schließlich sanft auf meinen Händen, die gerade an der Tastatur meines Computers zugange gewesen waren. Mit einem frustrierten Seufzen nahm ich das Blatt hoch, schaute es genauer an. Tatsächlich hatte ich das gestrige Datum draufgedruckt. „Tut mir leid, Namjoon. Ich werde es nochmal neu machen", entschuldigte ich mich bei ihm und dachte, dass es damit getan wäre. Doch der Jüngere nahm auf einmal direkt gegenüber von mir auf einem der Sessel Platz. Er knöpfte sein Jackett auf und straffte es etwas, ehe er die Arme ineinander verschränkte und mich eindringlich ansah. Etwas unsicher starrte ich zurück.

„Ist irgendwas?", fragte ich dann nach. „Ob irgendetwas ist? Du benimmst dich seit zwei Tagen total merkwürdig. Wo bist du mit deinen Gedanken, huh? Ist irgendetwas in deiner Familie vorgefallen? Bist du krank? Oder macht Yoongi dir zu schaffen?", wollte Namjoon wissen. Ich konnte seine Sorge verstehen, denn zugegeben war es mir in den letzten Tagen wirklich nicht sonderlich gut ergangen. Ich musste einfach ständig an den Kuss zwischen dem Katzenhybrid und mir denken, kam nicht drumherum es als falsch abzustempeln und mich darauffolgend schlecht zu fühlen. Das alles war einfach viel zu kompliziert.

„M-Mir geht es gut. Ich bin nur ein bisschen neben der Spur", murmelte ich, in der Hoffnung Namjoon würde diese Art von Antwort genügend. Aber natürlich tat es das nicht. Immerhin war er nicht nur mein Chef, sondern auch mein bester Freund. Jemand in meiner Altersklasse, der mich verstand und wertschätzte. Manchmal war es schwer diese Beziehung während der Arbeit aufrecht zu erhalten.

„Das sehe ich. Also, was ist passiert? Du kannst es mir ruhig sagen. Wer weiß, vielleicht gebe ich dir ja sogar einen freien Tag", er versuchte es mit einem aufmunternden Lächeln und ich musste etwas lachen. Für gewöhnlich teilte er nicht einfach so freie Tage aus. Die Arbeit im Life Companionship Center war strickt. „Ein freier Tag klingt tatsächlich gut... Ich weiß nicht, es ist irgendwie schwer zu erklären", nichtsdestotrotz konnte ich nicht so einfach mit der Wahrheit hervordringen. „Wie schlimm ist es, dass du es mir nicht erzählen willst? Hat es etwas mit Yoongi zu tun?", er sah mich wieder eindringlich an. Ich wich seinem Blick aus, stemmte stattdessen den Kopf in die Hände und brummte zustimmend. Namjoon rückte interessiert weiter vor: „Was ist es, Hoseok? Komm schon, wenn es Yoongi betrifft, dann muss ich auch davon erfahren".

Wie sagt man seinem besten Freund und zeitgleich Chef, dass man eine seiner persönlichen Herstellungen geküsst hatte? Einen Hybrid, der eigentlich für wichtigere Dinge erschaffen worden war? Der nicht dafür existierte, sich in ihn zu verlieben und von seiner Bedürftigkeit nach Zuneigung gebrauch zu machen?

„Scheiße, ich-... Ich habe etwas dummes gemacht. Ich weiß auch nicht, was in dem Moment in mich gefahren ist. Aber er hat geweint und ich wusste nicht, wie ich ihn beruhigen soll. Deswegen habe ich ihn geküsst. Und danach haben wir uns nochmal geküsst, weil er gefallen daran gefunden hat. Das schlimmste ist-...", ich sah auf, direkt in Namjoon's große Augen, „Das schlimmste ist, dass es mir gefallen hat. Verstehst du? Es hat mir gefallen. Mir, der nicht einmal beim Knutschen mit Jungkook etwas gespürt hat. Aber bei Yoongi habe ich plötzlich Schmetterlinge gespürt und ich wollte ihn wieder und wieder küssen. Am liebsten den ganzen Abend lang".

„Okay, okay, halt Stopp. Zu viele Informationen auf einmal", Namjoon hob die Hand an und brachte mich damit automatisch zum Schweigen. Ich legte wieder den Kopf in meine Hände, wich seinem sichtlich überraschten Blick aus. „Du hast also Yoongi geküsst. Und er hat es erwidert. Und ihm hat es gefallen, weswegen ihr es ein zweites Mal getan habt. Und jetzt hast du Gefühle für ihn?", hakte er nach. „Nein! Keine Gefühle! Ich bin nicht verliebt, okay? Aber ich bin kurz davor. Wenn das so weiter geht, dann verliebe ich mich wirklich in ihn. Seine Anwesenheit ist einfach so schön und er ist so niedlich und Aufmerksam. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, habe ich das Bedürfnis durch seine weichen Haare zu streicheln. Sein Lächeln lässt mein Herz schneller Schlagen und seine Küsse machen mich verrückt", den letzten Satz jammert ich kläglich, weil er absolut absurd aus meinem Mund klang. Ich war bis jetzt nur zwei Mal so richtig verliebt gewesen. Mein Herz konnte man eigentlich nicht so einfach für sich gewinnen. Aber Yoongi tat das mit einer Leichtigkeit, die beinahe einschüchternd wirkte.

„Wo genau liegt jetzt dein Problem? Versteh mich nicht falsch, ich weiß das es etwas merkwürdig ist sich in einen Hybrid zu verlieben, hinsichtlich dessen das sie keine richtigen Menschen sind und je nachdem nur für bestimmte Arbeiten existieren. Aber so ungewöhnlich ist das Ganze dann doch nicht. Es gibt durchaus viele Menschen, die sich in Hybriden verlieben und eine Beziehung mit ihnen eingehen. Immer mehr kaufen sich Hybriden aus genau diesem Grund...", antwortete Namjoon zögerlich. „Ich weiß, ich weiß", winkte ich ab, „Aber mir geht es nicht darum. Naja, es ist schon ein bisschen komisch. Allerdings habe ich das Bedenken, dass ich von Yoongi's Anwesenheit Gebrauch mache. Dass ich ihn ausnutze, weil ich sexuell frustriert bin. Ich hatte schon so lange keine richtige Beziehung mehr, verstehst du? Aber er ist so unschuldig. Er versteht das alles nicht. Er weiß nicht was es heißt jemanden zu lieben. Er weiß bestimmt nicht einmal was Sex ist".

Namjoon sah mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Wenn ich dir etwas versichern kann, dann das du keineswegs Gebrauch von Yoongi's Anwesenheit machst. Eigentlich ist es sogar umgekehrt. Yoongi macht Gebrauch von dir und deiner Kontaktfreudigkeit. Also zerbrich dir nicht den Kopf über solch dumme Dinge. Lass es einfach auf dich zukommen. Letztendlich kennt nur dein Herz den richtigen Weg", sprach er. Ich blinzelte überrascht, verstand nicht wieso er die ganze Situation auf die leichte Schulter nehmen konnte. Ich hatte mit einem autoritären Vortrag gerechnet, der mir meine Gefühle aus dem Herzen schlägt und mich eines Besseren belehrt. „Wieso geht dir das so am Arsch vorbei?", platzte er verwirrt aus mir heraus. Namjoon lachte etwas und fuhr sich dabei verlegen durch die dunklen Haare: „Es geht mir nicht am Arsch vorbei. Aber ich habe kein Recht dich für deine Gefühle zu verurteilen, wenn ich selber im gleichen Boot sitze...".

In meinem Kopf fing es an zu rattern und ich überlegte fieberhaft, was er damit meinen könnte. Es dauerte eine Weile, bis die rostige Glühbirne über meinem Gehirn aufleuchtete. Ich riss ungläubig die Augen auf. „Seokjin...", entkam es mir dann. Namjoon biss sich peinlich berührt auf die Unterlippe und nickte. Deswegen sah ich den Hasenhybrid so oft in der zweiten Etage rumlaufen. Deswegen verbrachten die beiden so viel Zeit miteinander und deswegen sah ich Namjoon's auch immer sein charmantes Grübchen-Lächeln lächeln, wenn Seokjin bei ihm war. Jetzt ergab alles Sinn.

Ich konnte nicht anders, als darüber zu Lachen. Wie konnte es sein, dass ausgerechnet Namjoon und ich zeitgleich das Interesse für einen Hybriden entwickelten? Was für eine Art Fernsehshow lief hier? Und konnte mir jemand sagen, ob es ein Happy End geben würde?

„Warum lachst du? Das ist nicht witzig... Ich weiß echt nicht mehr weiter", schmollte Namjoon. „Sorry, ich-...", gackerte ich, „Ich weiß es auch nicht. Aber dieser Zufall ist einfach nur zum Schreien. Ich meine, warum ausgerechnet wir? Warum zu dieser Zeit? Findest du das nicht komisch?".
„Es ist komisch. Als würde uns das Universum auf eine Probe stellen wollen", bemerkte er. „Meinst du, wir schaffen das?", hakte ich nach, lediglich ein Grinsen auf dem Gesicht. „Ich hoffe doch. Wenn nicht, dann haben wir beide ein gewaltiges Problem", er erwiderte mein Grinsen. Ich nickte zustimmend. Da hatte er nicht unrecht. Auf ein gebrochenes Herz konnte ich gut verzichten. Und Yoongi wahrscheinlich auch. Vielleicht sollte ich Namjoon's Rat ernst nehmen und den Dingen einfach ihren Lauf lassen.

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In einer Woche fängt mein BFD an und ich bin so Null vorbereitet. Der neue Arbeitsalltag wird mich hardcore durchnehmen. Ich hoffe ich schaffe es in der Zeit noch weiterhin Kapitel zu schreiben ಥ_ಥ

134340 // Sope Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt