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Yoongi's PoV.:

Am nächsten Tag konnte ich die Nervosität in mir kaum bändigen. Der Unterrichtsstoff von Frau Kim, den ich eigentlich jeden Mittag fleißig lernte, wurde beiseitegeschoben. Stattdessen knabberte ich an meinen Fingernägeln herum und lief dabei rastlos durchs Wohnzimmer. Heute war der Tag, an dem Jungkook vorbeikommen und sich bei mir entschuldigen sollte. Was nach wie vor auch eine gute Idee war, denn so glaubte ich endlich mit dem Thema abschließen zu können. Aber ein Teil von mir hatte Angst. Jungkook's Selbstbewusste Art schüchterte mich ungemein ein und ich befürchtete, dass ich deswegen nicht zu Wort kommen würde. Beziehungsweise nicht das sagen könnte, was ich wirklich sagen wollte.

Hoseok hatte mir an diesem Morgen bereits versichert, dass er mir beistehen und darauf achten würde, dass Jungkook sich benimmt. Wenigstens etwas. Schließlich benahm sich der Jüngere in Anwesenheit seines Schwarms um einiges besser. Aber ob es für eine ehrliche Entschuldigung ausreichen würde? Das bezweifelte ich.

Und leider sollte ich dahingehend auch Recht behalten. Als Hoseok nach Hause kam hatten wir nicht sonderlich viel Zeit miteinander, bis auch Jungkook auftauchte. Er sah an diesem Abend besonders frech aus. Vielleicht lag das an seiner Lederjacke. Oder aber auch an seinen ungestielten Haaren und den Ohrringen, die darunter hervor blitzten. Auf seinen Lippen lag dieses selbstgefällige Grinsen, dass ich ihm am Liebsten sofort aus dem Gesicht gekratzt hätte. „Hey, Hoseok", begrüßte er den Älteren und umarmte ihn einmal. Ich, der hinter ihm versteckt stand, bekam vorerst die kalte Schulter. Erst als Hoseok ihn wegdrückte und mit einem Räuspern auf mich zeigte, knickte Jungkook ein und würdigte mich auch eines Blickes. „Yoongi", sagte er, deutete eine respektvolle Verbeugung mit dem Kopf an. „H-Hallo", nuschelte ich kleinlaut.

„Kommt, lasst uns in ins Wohnzimmer gehen", schlug Hoseok vor. Ich nickte, wollte nach dem Ärmel seines Hemdes greifen und ihm folgen. Doch noch bevor ich das machen konnte, hatte Jungkook sich zwischen uns gequetscht. Er legte einen Arm um Hoseok's Schulter und die beiden fingen an zu laufen. Etwas perplex starrte ich ihnen nach. Wie konnte es sein, dass ich immer nur Hoseok's Rücken zu sehen bekam, wenn Jungkook da war? Wieso fühlte ich mich jedes Mal wie das dritte Rad am Wagen? Ein verächtliches Schnauben entkam meiner Kehle, ehe ich den beiden mit verschränkten Armen folgte. Im Wohnzimmer angekommen redeten sie bereits miteinander. Kein Plan, worum es dabei ging. Jedenfalls sah Hoseok nicht so aus, als würde es ihn in diesem Moment interessieren. Er sagte nur nichts, weil er Jungkook ausreden lassen wollte.

„...und deswegen habe ich letztendlich meine Englischklausur verhauen. Obwohl ich vorher so viel gelernt habe! Naja, man muss Prioritäten setzen, richtig?", plapperte er. „Genau, man muss Prioritäten setzen", funkte Hoseok dazwischen, „Und deine Priorität sollte es jetzt sein, dich bei Yoongi zu entschuldigen".

„Stimmt, da war ja was", Jungkook lachte und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Er drehte sich in meine Richtung um. Ein unverwechselbar falsches Lächeln kroch auf seine Lippen, während er seine Handflächen zusammenpresste und sich tief verbeugte: „Tut mir wirklich leid, für das was ich gesagt habe. Nachdem ich darüber nachgedacht habe, ist mir aufgefallen wie respektlos und unvorsichtig ich in deiner Gegenwart gehandelt habe. Dazu hatte ich nicht das Recht. Von nun an werde ich aufpassen".

Hoseok, der mit eiserner Miene zu Jungkook's linken stand, sah mich erwartungsvoll an. Mir wurde heiß und kalt zugleich. Ich wusste nicht was ich antworten sollte. Da schwirrten so viele Dinge in meinem Kopf herum und keines schien auch nur annähernd das zu beschreiben, was ich wirklich fühlte. Ich wollte die Wahrheit sagen. Und die Wahrheit war, dass Jungkook log und eine Show auf die Beine stellte, um Hoseok's Vertrauen zurückzuerlangen. Sein schneller Puls verriet ihn. Aber machte es wirklich Sinn das anzusprechen? Wahrscheinlich würde er dann verrücktspielen. Obendrein würde Hoseok mich sicherlich tadeln, weil ich die Entschuldigung des Jüngeren mit Füßen getreten hatte. Die einfachere Variante war also die Entschuldigung anzunehmen und die Dinge so zu belassen.

134340 // Sope Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt