13.

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Hoseok's PoV.:

Mein Handy klingelte nun schon zum vierten Mal in Folge und mittlerweile nervte es mich so sehr, dass ich es komplett ausschaltete und unter meine Sofakissen pfefferte. Dann rollte ich mich auf meine Seite und starrte wie paralysiert auf den schwarzen Bildschirm meines Fernsehers. Ich hatte kurz überlegt ihn anzumachen, um meine dunkle Wohnung mit etwas Licht und Ton zu erfüllen, aber letztendlich hatte ich mich dagegen entschieden. Stattdessen genoss ich die Stille. Das hatte ich nach dem heutigen Tag auch wirklich nötig, denn ich glaubte schon lange nicht mehr so viel Stress auf einmal durchlebt zu haben.

Erst hatte Yoongi einen anderen Hybriden angegriffen und wieder Nasenbluten bekommen, dann hatte Namjoon sich dazu entschieden ihn in ein Heim zu schicken und nun waren sowohl er, als auch ich sauer aufeinander. Nicht, dass ich das nicht schon vorher gewesen wäre, aber jetzt glaubte ich ein neues Level von Wut erreicht zu haben. Er stempelte Yoongi als gefährlich ab und vermochte ihm nicht einmal eine letzte Chance zu geben. Klar, es wäre definitiv ein Risiko gewesen den Katzenhybrid bei sich zu behalten, doch ich glaubte das Risiko wäre es Wert gewesen. Yoongi wäre es Wert gewesen.

Ich hätte ihn sogar bei mir aufgenommen, wenn Namjoon geglaubt hätte er wäre eine Gefährdung für seine anderen Hybriden gewesen. Er hätte bei mir lernen können, so lange bis er Veränderungen aufgezeigt und bereit gewesen wäre, zum Life Companionship Center zurückzukehren. Aber nein, ich musste in einer Wohnung leben dessen Vermieterin es ausdrücklich verbot Haustiere und Hybriden zu halten. Sie hatte eine Tierhaarallergie und auch, wenn die meisten Hybriden bloß an ihren Ohren Fell besaßen, reichte es aus um die alte Dame zum Niesen zu bringen. Und zugegeben wollte ich es nicht darauf ankommen lassen.

Also versank ich lieber in Selbstmitleid, schmollte ununterbrochen vor mich hin. Ich verfluchte Namjoon, den blondhaarigen Katzenhybrid der Yoongi provoziert hatte und sogar alle Journalisten, die an diesem Abend ein Foto von uns geschossen hatten. Sie trugen dazu bei, dass Min Yoongi uns in eine unbestimmte Zukunft verlassen würde. Mit viel Glück landete er bei einer alleinerziehenden Mutter, die einfach nur eine Pflegekraft für ihr Kind brauchte. Und mit viel Pech würde es ein perverses Schwein werden, der ihn vielleicht missbrauchen, oder schlagen würde.
Für einen Moment schloss ich die Augen und schüttelte den Kopf. Ich durfte nicht gleich vom allerschlimmsten ausgehen. Nicht alle Menschen behandelten Hybriden so grauenvoll. Viele, aber nicht alle.

Plötzlich drang das Klingeln an meiner Wohnungstür zu mir hindurch und erschrocken fuhr ich hoch. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 23:36 Uhr war und ich fragte mich wirklich, wer um diese Zeit noch etwas von mir wollte. Ein zweites und drittes Klingeln veranlasste mich schließlich dazu aufzustehen und eilig zur Tür zu schlurfen. Doch als ich sie aufmachte und mit dem familiären Grinsen von Jungkook getroffen wurde, konnte ich bloß die Augen verdrehen.

„Hey, was ist das denn bitte für eine Begrüßung", grummelte er und verschränkte gekränkt die Arme ineinander. „Ich habe dir bereits gesagt das ich heute keine Lust mehr habe", erwiderte ich. „Lust ist etwas das man aufbauen kann", der Jüngere zwinkerte einmal, ehe er sich an mich vorbei in meine Wohnung zwängte. „Jungkook, ich meine das ernst. Bitte geh raus. Ich bin gerade wirklich genervt", brachte ich unter zusammengepressten Zähnen heraus. Aber ich wurde komplett ignoriert. Stattdessen spazierte er durch meinen Flur und verschwand im Wohnzimmer. Frustriert knallte ich meine Wohnungstür zu, stapfte ihm mit großen Schritten nach. „Ich finde das echt nicht lustig! Kannst du nicht ein einziges Mal Rücksicht auf meine Gefühle nehmen?!", fluchte ich dabei. „Aber ich mache doch gar nichts; ich sitze hier einfach nur", sagte er und deutete auf die Couch, „Wenn du willst können wir reden".

„Ich will gerade mit niemandem reden! Was meinst du warum ich mein Handy ausgeschaltete habe!".
„Oh, ich dachte dein Akku wäre leer...".
„Jungkook!".
„Ist ja schon gut", er hob beschwichtigend die Hände in die Höhe, „Es tut mir leid. Wie wäre es, wenn du dich hinsetzt und wir reden ein bisschen, huh? Ich denke das wird dir guttun".

Auch, wenn ich ihn in diesem Moment am liebsten stranguliert hätte, ließ ich mich schließlich neben ihm auf dem Sofa nieder. Er drehte sich augenblicklich in meine Richtung und fing an die kurzen Haare in meinem Nacken zu kraulen. „Also, was ist los? Du weißt, du kannst mir alles sagen".
„Es ist nur-... Es geht um die Arbeit, okay?", seufzte ich schwer. „Und weiter?", hakte er nach. „Wir-... Wir mussten heute einen Hybriden dem Heim verweisen. Weil er-... Weil er auf einer wichtigen Veranstaltung einen anderen Hybriden geschubst und damit für großes Aufsehen gesorgt hat. Namjoon glaubt das ihn seine Katzen Gene dominiert haben. Was natürlich sein kann, aber selbst wenn-... Yoongi war so ein toller Hybrid. Er war schlau und lustig und süß", erklärte ich. Jungkook sog scharf die Luft ein. „Süß? Muss ich jetzt eifersüchtig werden, oder was?".
„Nein, du Spinner", verärgert scheuchte ich seine Hand in meinem Nacken weg und stand auf, um ruhelos durch mein Wohnzimmer zu laufen, „Nein, ich meine das in einem anderen Sinne. Du verstehst das nicht. Wenn du ihn gesehen hättest, würdest du mich verstehen. Ich meine, er hat mir gestern Nachmittag eine Zimtschnecke geschenkt. Mir hat noch nie jemand eine Zimtschnecke geschenkt!".
„Ich kann dir Zimtschnecken kaufen, wenn du willst".
„Jungkook, hörst du mir eigentlich zu? Dieser Katzenhybrid wird unfairerweise in ein Heim gesteckt! Er hat nichts getan, lediglich seinen besten Freund beschützt! Was ist, wenn er in einer grauenvollen Familie landet?!".

Einen Moment lang sah der Jüngere mich einfach nur aus seinen großen, runden Augen an. Dann seufzte er, schüttelte den Kopf und stand auf, um meine Hände zu nehmen und mich zurück auf das Sofa zu ziehen. Kaum saß ich, ließ er sich breitbeinig auf meinem Schoß nieder. „Das ist ein Hybrid, Hoseokie... Der kann dir egal sein. Seit wann interessierst du dich so sehr für eure Hybriden? Ich habe dich noch nie so gesehen...", seine Hände umrahmten mein Gesicht und zwangen mich quasi dazu ihn weiterhin anzusehen. Zugegeben hatte er nicht unrecht, denn das war das erste Mal das ich mich nach der Verlegung eines Hybriden so merkwürdig benahm. Für gewöhnlich zerbrach ich mir nur zwei Stunden lang den Kopf darüber und danach war es mir relativ gleichgültig. Aber dieses Mal war es anders. Vermutlich, weil ich wusste das Yoongi zu Unrecht verstoßen wurde.

„Ich weiß, aber-...", fing ich an, doch Jungkook unterbrach mich mit einem flüchtigen Kuss. „Halt die Klappe", nuschelte er dann und küsste mich ein weiteres Mal. Dieses Mal hielt er unsere Lippen deutlich länger aufeinandergepresst und auch, wenn ich wirklich nicht in Stimmung für derartige Zärtlichkeiten war, ließ ich ihn machen und versuchte mich zu entspannen. Meine Arme fanden den Weg um seine Hüften, hielten ihn bei mir und währenddessen vertiefte der Jüngere den Kuss. Er leckte mit seiner Zunge in meine Mundhöhle und ich kam ihm halbherzig entgegen. Doch noch bevor unser kleines Spielchen ausarten konnte, klingelte plötzlich mein Haustelefon.

„Nicht", jammerte Jungkook kleinlaut und fing meine Lippen wieder ein. „Aber-... Mhhh, Jung-... Jungkook", völlig außer Atem drückte ich ihn von mir, „Ich muss da ran gehen".
„Es ist mitten in der Nacht. Wer kann das schon sein?", nuschelte er. „Ich weiß es nicht, also lass es mich rausfinden", antwortete ich und noch bevor er mich wieder küssen konnte, hievte ich ihn von mir und stand auf. Mein Haustelefon klingelte nicht oft, schon gar nicht mitten in der Nacht. Deswegen ging ich auch mit einem formellen „Hallo, hier spricht Jung Hoseok?", an den Hörer. „Scheiße, Hoseok!", dröhnte augenblicklich die aufgebrachte Stimme von Namjoon zu mir hindurch. „Namjoon?", hakte ich verwirrt nach. „Ja, hier ist Namjoon! Wieso gehst du nicht an dein Handy, verdammt?!".
„Was ist denn los?".
„Mr. Kyung hat mich gerade angerufen; Yoongi ist abgehauen. Wir wissen nicht wo er ist und-...".
„Scheiße, was?!", mein Herz trommelte plötzlich rasend schnell gegen meinen Brustkorb und Jungkook sah mich besorgt von der Couch aus an. „Ich bin gerade zur Firma gefahren und wir haben alles abgesucht, aber wir können ihn einfach nicht finden. Er muss durch den Garten verschwunden sein, über den Zaun hinweg, oder so. Seine ganzen Sachen sind noch hier... Kannst du bitte kommen und suchen helfen? Ich weiß echt nicht mehr weiter", Namjoon klang wahrlich verzweifelt. „J-Ja, ich bin sofort da", schoss es aus mir heraus. „Okay, danke", und damit legte der Jüngere auch schon auf.

„Was ist passiert? Wohin musst du?", fragte Jungkook besorgt nach. „Ich muss zurück zur Arbeit", platzte es aus mir heraus, während ich eilig nach meinem Handy und den Autoschlüsseln suchte, „Yoongi ist weggelaufen und wir wissen nicht wohin er ist" - „Oh wow... Was für ein toller Hybrid", brummte er daraufhin, ehe er aufstand. „Spar dir deine dummen Kommentare und geh nach Hause", knurrte ich ihn an. Er nickte resignierend und quetschte sich an mir vorbei: „Ist ja gut".

Ich hasse diesen egoistischen Jungkook den ich erschaffen habe, aber irgendwie mag ich ihn auch. Ich finde dadurch hat er mehr Charakter und das ist etwas was ich zurzeit versuche an meinen Stories zu optimieren ^^

Btw das Update kommt so spät, weil ich seit langem mal wieder arbeiten gehen konnte. I'm sawry ;-;

134340 // Sope Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt