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Yoongi's PoV.:

Ich war unheimlich froh als wir endlich im Life Companionship Center ankamen und Namjoon uns direkt in sein Büro lotste. Ich hoffte auf Antworten, damit ich mein aufgewühltes Gemüt beruhigen konnte, denn ich verstand immer noch nicht was nun mit mir passieren würde. Seokjin hingegen schien es zu wissen und er sah so niedergeschlagen aus, dass es mir das Herz zerbrach. Mein Instinkt schrie danach ihn zu trösten, aber ich glaubte nicht mehr das Recht dazu zu haben. Also hielt ich mich von ihm fern, schielte lediglich alle paar Minuten zu ihm rüber.

„Wartet kurz hier draußen, ich muss mit Namjoon unter vier Augen reden", forderte Hoseok auf einmal und ließ uns inmitten des Flures stehen. Es war ein bisschen gruselig, hinsichtlich dessen das die meisten Mitarbeiter schon Feierabend gemacht hatten und der Flur ohne sie ziemlich ausgestorben dalag. Als ich dann auch noch die lauten Stimmen von Hoseok und Namjoon hinter der geschlossenen Bürotür hören konnte, wie sie sich stritten, fing ich widerwillig zu zittern an. Dieser Abend war zu etwas ausgeartet, dass ich mir nicht mal in meinen wildesten Alpträumen hätte vorstellen können.

„Seokjin", sprach ich leise und sah zu dem Hasenhybrid auf, der gegenüber von mir an einer Wand anlehnte. Seine Löffelohren hingen immer noch schlaff herunter. „Mh?", machte er und fing meinen Blick ein. „W-Was passiert jetzt m-mit mir?", hakte ich nach. „Das übliche", antwortete er heiser, „Es ist nicht deine Schuld, also zerbrich dir nicht den Kopf darüber".
„Was passiert denn üblicherweise? Ich verstehe das alles nicht...".
„Ich würde es dir erklären, wenn ich könnte, aber das kann ich nicht. Das muss Namjoon tun", antwortete er und genau in dem Moment ging auch wieder die Tür vor uns auf. Hoseok war puterrot im Gesicht, sah so aus als könne er gerade alles kurz und klein schlagen. Sein Anblick jagte mir Angst ein und sie wurde nur noch größer, als ich Namjoon sah. Er wirkte überraschenderweise gefasst, ganz so als hätte er mein Urteil schon gefällt.

Auf wackeligen Beinen stakste ich in sein Büro rein und ließ mich schließlich auf einem der Stühle vor seinem Schreibtisch nieder. Seokjin folgte mir, setzte sich zu meinem Glück direkt neben mich.

„Also...", begann Namjoon und seufzte resignierend aus, „Ich werde nicht lange um den heißen Brei herumreden. Fakt ist, dein Verhalten bei der Veranstaltung heute war absolut inakzeptabel. Dabei spielt es keine Rolle wie lange du schon bei uns bist, oder nicht. Ein aggressives Verhalten kann nicht geduldet werden".
„Es war nicht seine Schuld. Er hat uns nur beschützt!", funkte Seokjin furios dazwischen. „Das mag sein, aber wir hatten vor schon mal eine ähnliche Situation wie die von heute. Damals war es ein Hundehybrid gewesen. Er war nicht ansatzweise so schlau wie du...", Namjoon sah mich mit einem traurigen Lächeln an, „Aber er war vom Charakter her genauso fröhlich und schüchtern. Eines Tages hat er sich plötzlich mit einem anderen Hybriden angelegt – ihn grün und blau geprügelt. Wir haben das Verhalten durchgehen lassen, weil es zu der Zeit eine vernünftige Erklärung dafür gab. Aber kurz danach hat er wieder einen Hybriden angegriffen... Wie sich heraus stellte waren die Gene des Hundes in ihm deutlich dominanter, als die des Menschen. Wir gehen davon aus, dass das bei Yoongi auch der Fall ist".
„Du gehst davon aus", mischte Hoseok sich ein, der mit verschränkten Armen hinter mir stand. „Ja, ich gehe davon aus. Du kannst dir andere Dinge vormachen, wenn es dein Gewissen beruhigt".
„Aber-... Was genau heißt das jetzt? Ist das schlecht? Werde ich bestraft?", hakte ich nach, denn zugegeben waren das die einzig wichtigen Informationen für mich. Ich brauchte den ganzen biologischen Scheiß nicht zu wissen. Ich wollte einfach nur von meinen Konsequenzen erfahren.

„Es bedeutet, dass wir dich weggeben müssen. Du wirst in ein Heim für Hybriden kommen. Und zwar schon morgen früh", antwortete er knapp. Ich starrte ihn entsetzt an. Hatte ich das gerade richtig verstanden? Sie wollten mich wegschicken? „I-In ein H-Heim? Und dann?", hakte ich nach. „Menschen können dich adoptieren, wenn sie wollen. Nur können wir nicht mehr entscheiden was für Menschen das sind. Wir wissen nicht wie sie leben, oder wofür sie jemanden wie dich haben wollen", erklärte er und mir jedem seiner Worte wurde mir schwindliger zumute. Ich hatte mit vielem gerechnet, nur nicht damit wie ein schwarzes Schaf verstoßen zu werden. Das fühlte sich grauenvoll an.

„Aber können wir nicht irgendetwas für ihn tun? Vielleicht muss er einfach nur besser unterrichtet werden. Vielleicht findet er dann einen Weg seine Wut zu kontrollieren", schlug Seokjin vor, „Ich meine, wir können ihn doch nicht einfach so wegschicken. Wir sollten es wenigstens versuchen. Ich kann ihm bestimmt helfen. Meinetwegen lerne ich nach dem regulären Unterricht mit ihm". Seine Stimme klang flehend und so verzweifelt, dass ich mein Herz erneut brechen fühlte. Es tat weh. Tränen stiegen mir in die Augen, tropften schließlich auf den hübschen Anzug herab, den ich für die Veranstaltung angezogen hatte.
„Wenn ich könnte, dann würde ich das tun, Seokjin. Aber die Presse hat sein Gesicht gesehen. Die werden morgen einen Artikel über ihn veröffentlichen und danach wird ihn niemand mehr haben wollen. Jedenfalls keiner unserer Kunden... Er wird nur eine Chance haben, wenn wir ihn weggeben".
„Das ist doch Scheiße!", fluchte er daraufhin und sprang auf die Beine, ehe er aus dem Raum stürmte. Mit verschwommener Sicht sah ich ihm nach.

„Da siehst du was du angerichtet hast. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass es eine schlechte Idee sein würde ihn mitzunehmen", murrte Hoseok. „Was willst du von mir hören? Das es mir leid tut und du recht hattest? Verdammt, ihm ging es doch gut bis diese komischen Hybriden ihn gereizt haben!", nun stand auch Namjoon auf und ich machte mich automatisch etwas kleiner.
„Ihm ging es auch schon bei unserem Ausflug in die Innenstadt schrecklich! Hast du vergessen das er Nasenbluten hatte?! Glaubst du darum wird sich irgendjemand kümmern, wenn er in eine ganz gewöhnliche Familie kommt?!", rief Hoseok über meinen Kopf hinweg. „Wenn es dich so sehr interessiert, kannst du ihn ja adoptieren!", schlug Namjoon vor. Obwohl ich noch weinte, konnte ich nicht verhindern wie ich bei seinen Worten aufmerksam wurde. Von Hoseok adoptiert zu werden klang wie ein Traum. Er verstand mich und ich mochte ihn.

„Ich würde es machen, wenn meine Vermieterin Haustiere und Hybriden in ihren Wohnungen dulden würde... Aber das tut sie leider nicht", nun klang Hoseok einigermaßen ruhiger, vermutlich erschöpft von all der Aufregung. Und ich war es auch. Ich wollte mir nicht länger diese unnötige Unterhaltung anhören. Sie führte zu nichts, denn am Ende des Tages würde ich immer noch in ein Heim geschickt werden. In eine fremde Familie, die mich nicht ansatzweise so gut behandeln würde wie eine qualifizierte Familie.

Also stand ich auf wackeligen Beinen auf und nuschelte ein undeutliches: „Ich gehe ins Bett". Hoseok starrte mich verzweifelt an. Ich konnte die Wut und Trauer in seinem Blick deutlich spüren und bekam den Drang ihn in den Arm zu nehmen, aber letztendlich schniefte ich einfach nur und ging.

Meine Beine fühlten sich an wie Blei, als ich den Flur zu dem Schlafsaal der Omegas herunterlief. Bei meiner Zimmertür angekommen konnte ich die Stresshormone, die Seokjin in diesem Moment versprühte, bereits riechen. Er lag auf seinem Bett, tief unter der Bettdecke vergraben. Das einzige was ich von ihm sehen konnte, waren seine braunen Löffelohren. „Jinnie", sagte ich leise und ging auf ihn zu. Der Hasenhybrid schaute schließlich aus verweinten Augen zu mir rauf. „Das ist so unfair. Ich wünschte du könntest bleiben", sagte er dann. Ich nickte bloß stumm, da mir bei bestem Willen keine vernünftige Antwort dazu einfiel. Doch plötzlich umgriff der Ältere meine Hand und zog mich mit einem einzigen Ruck zu sich unter die Bettdecke. Es war unangenehm eng, erst recht als Seokjin beide Arme um mich schloss und mich mit seiner Kraft fast erdrückte. Aber irgendwie gefiel es mir auch, weswegen ich einfach die Augen schloss.

Sad hours open~

134340 // Sope Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt