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Hoseok's PoV.:

Am nächsten Tag machte ich mich erst nach meinem Feierabend auf dem Weg zu der Bar in der Yoongi sich aufhielt. Zum einen, weil ich eine Menge Papierkram erledigen musste und zum anderen, weil ich nach wie vor nicht wusste wie ich mit Yoongi's Verhalten umgehen sollte.

Namjoon hatte den Antrag auf Verlegung bereits zurückgezogen, was uns den Vorteil gab nicht mehr um eine Anzeige am Hals fürchten zu müssen. Dafür galt jetzt allerdings äußerste Vorsicht gegenüber dem Hybriden-Amt. Wenn diese uns einen Besuch abstatten und herausfinden würden, dass Yoongi nicht mehr bei uns wohnte, sondern bei einer illegalen Organisation, dann würde uns das vermutlich unseren Ruf kosten. Wenn nicht sogar die ganze Firma in den Bankrott leiten. Also galt es Yoongi so schnell wie möglich zurück zu bringen. Oder wenigstens in die Nähe des Life Companionship Centers... Ich hatte tatsächlich überlegt seiner Bitte nachzukommen und ihn bei mir in der Wohnung zu verstecken. Damit würde er wenigstens in Sicherheit sein und sich nicht jeden Tag von wildfremden Hybriden verdreschen lassen. Aber da war nach wie vor das Problem mit meiner Mieterin...

Ein schweres seufzen verließ meine Kehle und ich fuhr mir frustriert durch die Haare. Ich schien einfach keine Lösung für unser verzwicktes Problem finden zu können. Jeder Weg hatte seine Nachteile und stellte damit ein Risiko dar. Nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen anwesenden. Und das alles nur, weil Yoongi sich zu fein war um zu uns zurück zu kehren. Ich konnte seine Zweifel verstehen, aber sie machten es uns um einiges schwieriger.

„Scheiß drauf", murmelte ich mir selber zu und stieg aus meinem Auto raus. Mittlerweile war es so dunkel draußen, dass die Straßenlaternen leuchteten und sämtliche Bars und Restaurants in der Umgebung ihre Werbetafeln eingeschaltet hatten. Natürlich mit Ausnahme von der Bar, die unter dem Elektronikladen lag. Dort war alles Dunkel und es wirkte fast schon ein bisschen gruselig, als ich die steinernen Treppenstufen zu ihr nach unten stieg. Kaum hatte ich die Eingangstür aufgezogen, stieg mir auch wieder der muffige Geruch der Menschenmenge entgegen. Es war kaum auszuhalten und ich fragte mich wirklich wie Yoongi das die ganze Zeit lang aushalten konnte.

Ich hielt die Luft an und bahnte mir dabei Schritt für Schritt einen Weg bis zur Theke. Gekämpft wurde gerade nicht, weswegen ich mir den Versuch Yoongi dort aufzufinden sparte. Stattdessen hoffte ich das mir der Barkeeper mit meiner Suche helfen konnte.

„Ich suche nach Yoongi", sagte ich an ihn gewandt, noch bevor er mir wieder ein Bier andrehen konnte. „Der sitzt da hinten", erwiderte er und deutete ans lange Ende der Theke. Dort saß der Katzenhybrid, starrte gedankenverloren in das halbleere Glas vor ihm. Sein Gesicht und seine Hände waren mit Verletzungen übersäht; Schnittwunden, Platzwunden und blaue Flecke. Ich mochte mir gar nicht vorstellen welche inneren Verletzungen er hatte.

„Hey", fing ich zögerlich zu sprechen an, während ich mich neben ihm niederließ. Daraufhin zuckte er erschrocken zusammen, doch als er mich identifizierte beruhigte er sich augenblicklich. „Du bist wirklich gekommen?", meinte er dann mit einem schwachen Lächeln. „Natürlich. Dachtest du ich lüge dich an?", hakte ich nach. „Nein, aber-... Keine Ahnung", winkte er ab und nippte an seinem Getränk. „Was ist das?", fragte ich neugierig nach. Insgeheim wollte ich nur sichergehen das sie ihm kein Alkohol einflößten. „Das ist warme Milch, mit einem Löffel Honig und-...", er ließ die Flüssigkeit hin und her schwappen, sodass ein grünes Blatt an die Oberfläche schwappte, „Katzenminze. Das Zeug riecht unheimlich gut und versetzt dem Getränk einen interessanten Geschmack".

„Okay", gab ich langgezogen von mir. Es überraschte mich nicht der Barkeeper Katzenminze benutzten, um Yoongi glücklich zu machen. Die Pflanze hatte bei Hybriden dieselbe Auswirkung, wie bei gewöhnlichen Hauskatzen. Dabei ähnelte es ein bisschen einer Droge, nur nicht mit dem Effekt abhängig und high zu werden.

„Bist du wieder hier um mich anzuflehen zurück zu kommen?", fragte er schließlich nach. „So in etwa...", gestand ich ehrlich. „Meine Antwort ist dieselbe wie gestern Nachmittag. Ich bleibe hier", antwortete er, überraschenderweise mit derselben selbstsicheren Stimme wie gestern. „Falls es dich interessiert; Namjoon hat deinen Antrag auf eine Verlegung ins Heim zurückgezogen. Das heißt, dass du dort nicht mehr hinmusst. Wenn du willst, könntest du also für ein paar glückliche Jahre bei uns im Life Companionship Center wohnen. Zusammen mit Seokjin und Jaehwan", schlug ich vor und versuchte dabei das Ganze so schön wie möglich zu reden. Yoongi schien sogar darauf anzuspringen, denn er sah mich plötzlich aus aufmerksam glänzenden Augen an: „Ich muss nicht mehr ins Heim?".

„Nein, musst du nicht", bestätigte ich. „Das klingt gut... Aber nicht gut genug. Wer weiß, wann Namjoon es sich anders überlegt und mich dann doch wieder dem Heim verweist. Da bleibe ich lieber hier", er trank auch den Rest seiner Milch auf, ehe er aufstand und auf das Hinterzimmer zusteuerte. „Warte Yoongi!", rief ich verzweifelt und eilte ihm nach, „Namjoon wird dich nicht nochmal wegschicken, da bin ich mir sicher. Und wenn doch, dann werde ich mit ihm reden und ihn überzeugen dich zu behalten".

„Nein, ich will nicht das du mich ständig aus der Scheiße holst, nur weil ich zu unfähig bin ein vernünftiger Hybrid zu sein. Wenn du mich jetzt bitte in Ruhe lassen könntest?", mit einem lauten Knall schloss er die Tür hinter sich, ließ mich somit alleine draußen stehen. Ich verdrehte genervt die Augen. Mit einem so dickköpfigen Hybrid hatte ich schon lange nicht mehr zutun gehabt. Ihn von einer Rückkehr zu überzeugen war schwieriger als gedacht. Vielleicht galt es nun Plan B vorzuschlagen?

„Na schön, Yoongi, du hast gewonnen. Wenn du willst nehme ich dich mit zu mir nach Hause", sagte ich. Daraufhin herrschte absolutes schweigen und ich klopfte energisch an die verschlossene Tür vor mir an, fragte: „Hast du mich gehört?! Ich nehme dich mit zu mir". Augenblicklich erschien der schwarze Haarschopf des Katzenhybrides in einem schmalen Türspalt. Seine Ohren waren aufmerksam gespitzt, während er mein Gesicht abscannte. „Wirklich? Meinst du das ernst?", hakte er dann neugierig nach. „Ja, ich meine das ernst. Kommst du mit? Das ist deine letzte Chance", ich hielt ihm meine Hand hin, woraufhin er sie perplex an starrte. Er ließ sich mit seiner Entscheidung so lange Zeit, dass ich einen Moment lang glaubte er würde wieder verneinen. Doch letztendlich nickte er zaghaft, nahm meine Hand in seine und trat zu mir raus. „Ich komme mit dir", nuschelte er kleinlaut, sichtlich beschämt durch die Tatsache das er nachgegeben hatte. Mein Herz machte einen freudigen Satz und ich dankte allen erdenklichen Göttern, dass ich Yoongi nun in Sicherheit wissen konnte. Zwar musste ich ihn dafür erst einmal in meine Wohnung schmuggeln, aber dafür hatte ich mir auch schon etwas einfallen lassen.

„Gut, komm mit. Und zwar schnell, weil ich keine Lust habe den Besitzer dieses Kaff anzutreffen", nach einer schwungvollen Umdrehung hetzte ich geradewegs den Ausgang an. Yoongi stolperte mir eilig nach. Aber bevor wir verschwinden konnten, wurden wir von dem Gebrüll eines betrunkenen Mannes aufgehalten. „Was soll das denn werden?!", schrie er furios. Ich blieb augenblicklich stehen und sah den dicken Herren an. Dieser stand auf, schlurfte auf wackeligen Beinen zu uns. „Hybriden zu entführen ist illegal, wissen Sie das?", spuckte er mir missbilligend entgegen. „Das sagt der richtige. Wenn Sie nicht wollen, dass ich diesen Laden morgen früh von der Polizei räumen lasse, sollten Sie sich lieber wieder hinsetzen", zischte ich ihn an. Daraufhin schien der Mann automatisch nüchtern zu werden, denn er blinzelte überrascht und nickte: „Ist ja gut". Er hob abwehrend die Hände hoch, schlurfte langsam auf seinen Platz zurück. Yoongi sah mich währenddessen mit strahlenden Augen an. „Das war cool. Du hast es ihm richtig gezeigt", gluckste er leise und obwohl er dabei voller Bewunderung klang, konnte ich nicht darauf reagieren. Stattdessen zog ich ihn eilig weiter.

Die nächsten beiden Kapitel sind aus Yoongi's Sicht. Der hat jetzt endlich mal seinen Dickkopf durchgesetzt bekommen und darf bei Hoseok wohnen ~

134340 // Sope Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt