18.

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Yoongi's PoV.:

Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding, als ich ein wenig später durch Hoseok's Wohnungstür in seinen Flur trat. Ich war absolut erschöpft von den Strapazen der letzten beiden Tage. Mein Körper versuchte immer noch ein paar meiner Wunden zu heilen – erst vor vier Stunden hatte mich ein Katzenhybrid so lange stranguliert, dass ich in Ohnmacht gefallen bin. Aber all das versuchte ich bereist zu verdrängen, denn nun befand ich mich bei Hoseok und damit auch gleichzeitig in Sicherheit. Allein der Geruch seiner Wohnung ließ mich entspannen und ich konnte mir ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen.

„Du kannst die Mütze jetzt übrigens ausziehen", sprach Hoseok beiläufig, während er durch den Flur hindurch ins Wohnzimmer lief. Ich folgte ihm langsam, kam seiner Aufforderung dabei nach. Kaum hatte ich den engen Stoff entfernt, sprangen meine Katzenohren frei und ich tätschelte sie vorsichtig. Zugegeben schmerzten sie etwas, aber laut Hoseok war ihr verstecken notwendig gewesen, weswegen ich mich nicht beklagte. „Willst du etwas trinken, oder essen?", hakte mein Gegenüber nach. Ich schüttelte wortlos den Kopf. Meinen Appetit hatte ich für heute verloren. Eigentlich wollte ich nur schlafen gehen und am nächsten Morgen mit neuen Kräften aufwachen. „Okay, dann werde ich dir jetzt mein Schlafzimmer herrichten. Du kannst so lange hierbleiben und-... Keine Ahnung, sei einfach leise", winkte er ab und dann verschwand er auch schon in einem angrenzenden Raum.

Ich blieb artig zurück, sah mich stattdessen in meiner fremden Umgebung um. Hoseok war definitiv von der ordentlichen Sorte Mensch; die Kissen auf seinem Sofa waren hübsch angerichtete, die Wolldecken zusammengelegt und die Spielfiguren auf seinen Regalen standen nahezu im perfekten Abstand beieinander. Hier und da standen Pflanzen zur Dekorationen und es hingen eine Menge Fotos an den Wänden. Neugierig trat ich zu ihnen hervor. Viele davon schienen bereits sehr alt zu sein, denn sie hatten einen gelblichen Stich und ich konnte Hoseok als kleinen Jungen identifizieren. Er schien eine Schwester zu haben, denn es stand immer ein etwas größeres Mädchen bei ihm. Sowohl bei seiner Einschulung, als auch bei einem Ausflug zum Strand, im Unterwassermuseum und auf Konzerten. Sie sah genauso aus wie er, angefangen mit den schmalen Augen und dem herzförmigen Lächeln, bis hin zu der schlanken Gestalt und dem Sinn für Mode.

Die Fotos ließen mich automatisch lächeln. Es war, als würde ich damit einen mir unbekannten Teil von Hoseok kennenlernen. Einen Teil, von dem ich wohl nie erfahren hätte, wenn ich nicht zu ihm nach Hause gekommen wäre.

„Was machst du da?", hörte ich seine Stimme auf einmal sprechen und ich drehte mich erschrocken zu ihm um. Ein unmännliches: „Huh?", entfloh meiner Kehle, woraufhin Hoseok erwartungsvoll die Augenbrauen anhob. „Na komm, dein Bett ist fertig. Du kannst schlafen gehen", hingegen meiner Befürchtung, dass er mich für mein neugieriges Verhalten bestrafen würde, machte er nun eine einladende Handbewegung in seine Richtung. Wahrscheinlich musste er sich jegliche andere Kommentar verkneifen, denn ich konnte deutlich sehen wie er seinen Kiefer anspannte. Erst da wurde mir so richtig bewusst, dass Hoseok nicht sonderlich erfreut war mich bei sich zu haben. Ich konnte es an seinem angestrengten Gesichtsausdruck und der hohen Herzfrequenz erkennen.

Unsicher wagte ich mich auf ihn zu. „Soll ich vielleicht wieder gehen?", schlug ich dabei kleinlaut vor. „Was? Nein, ganz sicherlich nicht! Ich habe dich nicht in meine Wohnung eingeschleust, damit du nach weniger als einer halben Stunde wieder wegläufst", zischte er hysterisch. „Aber du willst mich ganz offensichtlich nicht hier haben...", merkte ich an und machte schließlich kurz vor ihm halt. Von hier aus konnte ich einen raschen Blick in sein Schlafzimmer werfen und dort stand das wohl gemütlichste Bett, dass ich jemals gesehen hatte. Ich wollte nicht gehen. Genaugenommen wollte ich hierbleiben und wenigstens eine Nacht unter dieser kuscheligen Bettdecke verbringen. Aber das lag nicht an mir, sondern an dem Mann vor mir.

„Das stimmt nicht. Ich mache vielleicht den Eindruck, dass ich dich nicht hierhaben möchte, allerdings-...", er hielt kurz inne und fuhr sich angestrengt durch sein Gesicht; „Es ist für mich einfach nur ein sehr großes Risiko dich hier versteckt leben zu lassen. Wenn meine Mieterin uns irgendwann zusammen sieht, dann wird sie dem Amt bescheid geben und diese werden dich hier rausholen, in ein wahlloses Heim stecken. Mich hingegen wird sie aus der Wohnung werfen. Ich werde auf der Straße landen und es wird mich mindestens zwei Wochen kosten, um wieder eine neue Wohnung zu finden. Hier in Seoul bekommt man sowas nicht so schnell, verstehst du?". Sein Puls raste nun noch schneller als zuvor und ich fühlte mich verantwortlich für diesen kleinen Gefühlsausbruch, weswegen ich tröstend nach seiner Hand griff und sie fest in meiner hielt. „E-Es tut mir leid. Ich werde mein bestes geben, damit wir nicht erwischt werden, ja?", murmelte ich dabei. Hoseok nickte knapp und entzog sich dann eilig meiner Hand. „Schon okay... Und jetzt geh schlafen. Wir haben morgen viel zu bereden", sagte er, ehe er aus dem Raum trat. Mit einem letzten Blick in meine Richtung und einem gequälten Lächeln, schloss er die Zimmertür schließlich.

Ich biss mir verzweifelt auf die Unterlippe. Der unbändige Drang ihm nachzugehen und ein weiteres Mal um Vergebung zu bitten, keimte in mir auf. Aber das konnte Hoseok gerade nicht gebrauchen, so viel wusste ich. Er wollte alleine sein und brauchte wahrscheinlich auch Zeit, um seine Gedanken zu sortieren. Den Fakt, dass ich von nun an bei ihm wohnen würde, galt es ebenfalls zu akzeptieren. Und diese Zeit würde ich ihm geben, auch wenn es mich eine Menge Überwindung kostete.

Ein seufzen verließ meine Kehle, ehe ich mich umdrehte und auf das Bett zuging. Es war frisch bezogen und roch himmlisch nach irgendeinem Baumwoll-Weichspüler. Ich hob die Bettdecke an, kroch vorsichtig darunter. So weich und warm hatte ich vermutlich noch nie gelegen. Selbst die Betten im Life Companionship Center konnten da nicht mithalten.

Und dennoch, als ich die Augen schloss und versuchte mich von dem angenehmen Geruch und der Stille einlullen zu lassen, konnte ich einfach keine Ruhe finden. Etwas fehlte mir und das war Seokjin. Wie in den letzten beiden Tagen auch schon, horchte mein Unterbewusstsein nach seinen stetigen Atemzügen. Ich hatte mich so sehr an sie gewöhnt, dass ich nun nicht mehr ohne sie einschlafen konnte.

Nach einer Weile schlug ich die Augen wieder auf und hievte mich frustriert hoch. Dann schnappte ich mir die Bettdecke, wickelte mich darin ein und schlich leise aus dem Schlafzimmer raus. Zu meiner Überraschung lag der Rest der Wohnung bereits im Dunkeln. Lediglich das leuchtende Nachtleben von Seoul ermöglichte es mir Hoseok auf seinem Sofa auszumachen. Er hatte sich unter einer Wolldecke eingekuschelt und schlief bereits. Vorsichtig, darauf bedacht ihn nicht aufzuwecken, ließ ich mich direkt vor ihm auf dem Boden nieder. Von hier aus konnte ich seine Präsenz deutlich spüren; die Wärme die er ausstrahlte, das sanfte Schnarchen seinerseits und seinen Herzschlag. Letzteres schlug in einem langsamen Rhythmus und ich fing an jeden einzelnen Schlag in meinem Kopf mitzuzählen.

Es war anders als Seokjin neben sich liegen zu haben, aber immer noch besser als alleine einzuschlafen.

Falls mal eine Woche lang keine zwei Kapitel kommen, dann liegt das daran das ich zurzeit keine Motivation zum schreiben habe. Ich weiß nicht wieso, aber es kostet mich sehr viel Überwindung um mich an den Laptop zu setzen xD Ich hoffe das wird bald besser

134340 // Sope Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt