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Hoseok's PoV.:

Als Namjoon und Seokjin meine Wohnung verließen, schaute Yoongi ihnen noch vom Wohnzimmerfenster aus hinterher. Er saß auf dem Boden, die Hände in seinem Schoß. Als ich mich neben ihn stellte, schaute er nicht einmal zu mir auf. Stattdessen starrte er weiterhin auf den Parkplatz herunter und beobachtete, wie Namjoon dem Hasenhybrid die Autotür aufhielt. Kurz danach rollten die beiden auf die Hauptstraße und verschwanden.

„Hattet ihr Spaß?", wollte ich wissen, in der Hoffnung Yoongi zum Reden zu bringen. Er seufzte einmal schwer, ehe er nickte: „Ja... Was ist mit euch? Worüber habt ihr geredet?". Nun war ich derjenige, der seufzte. Unser Gesprächsthema war ein schwieriges gewesen. Ich hatte Namjoon ganz klar und deutlich meine Meinung zu seinen unprofessionellen Entscheidungen gegeben und er hatte sich entschuldigt, versucht sich zu erklären. Letzteres hatte mich zwar keineswegs interessiert, aber ich hatte es mir respektvollerweise trotzdem angehört gehabt. Letztendlich hatte ich ihn noch gebeten mir ein Versprechen zu geben, dass er nie wieder einen neuen Hybriden zu einer Veranstaltung schleppen würde, von der er wusste, dass sie das Geschöpf stressen würde. Natürlich hatte er zugestimmt, seinen Fehler damit auch eingesehen.

„Wir haben nur ein paar Dinge geklärt", antwortete ich knapp. Yoongi würde es nicht verstehen, selbst, wenn ich es ihm erklären würde. Außerdem sah er nicht aus, als würde er gerade irgendetwas davon hören wollen. Sein Blick war immer noch nach draußen gerichtet, obwohl das schwarze Auto von Namjoon schon längst weg war. Die Traurigkeit konnte man ihm deutlich ansehen. Und als es dann auch noch anfing zu regnen, schaute er noch schlimmer aus. Die Dunkelheit vom Himmel spiegelte sich auf seiner blassen Haut wider, brachte seine Augenringe zum Vorschein. Er sah so müde und erschöpft aus. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gesagt er wäre sterbenskrank.

Plötzlich grollte ein lauter Donner über den Himmel und ließ nicht nur mich zusammenzucken, sondern auch den Katzenhybrid. Mit einem Mal war er wieder hellwach, starrte aus entsetzt großen Kulleraugen hoch. „W-Was war das denn? Bricht der Himmel über uns ein?", fragte er nach und rutschte nach einem folgenden Blitz entsetzt zurück. „Keine Angst, das ist nur ein Gewitter. Die klingen vielleicht gruselig, aber sind sie in Wahrheit nicht", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Für mich klingt das aber gefährlich...", murmelte er und legte die Katzenohren angespannt an. Kurz nach dem nächsten Donnergrollen, sprang er hoch und flitzte eilig unter die Bettdecke auf dem Sofa. Vermutlich dachte er, dass er sich damit vor sämtlichem Lärm schützen konnte. Allerdings wurde er eines besseren belehrt, als es erneut donnerte und seine eingemummte Gestalt zuckte wieder heftig zusammen.

„Du kannst dich nicht davor verstecken", schmunzelte ich, während ich fieberhaft versuchte mir ein amüsiertes Lachen zu unterdrücken. Das hier war eine ernste Situation und nichts, worüber ich mich lustig machen sollte. Andererseits sah Yoongi so niedlich aus, wie er sich in seinem Deckenborito eingerollt hatte. „I-Ich verstecke mich n-nicht. Ich bin nur m-müde", stotterte er, versuchte sich ganz offensichtlich zu rechtfertigen. „Das sehe ich... Hey, weißt du was? Meine Schwester hatte damals auch Angst vor Gewittern. Wir haben dann immer ein Versteck aus Kissen und Decken gebaut und darin Filme geguckt. Wenn du willst, können wir das auch machen", schlug ich vor. Der Katzenhybrid lugte unsicher zu mir heraus: „Wirklich?". „Ja, wirklich. Wir können die Vorhänge zumachen und uns ein gemütliches Versteck bauen. Was hältst du davon?", hakte ich nach. Mein Gegenüber nickte leicht, kroch schließlich zögerlich hervor. Zufrieden mit seiner Entscheidung, hüpfte ich in mein Schlafzimmer und holte dort sämtliche Decken und Kissen. Mit einer Ausbeutung von einer Winterdecke, zwei Kopfkissen und einer Wolldecke, ging ich dann zurück zu Yoongi. Er stand genau dort, wo ich ihn zurückgelassen hatte; absolut planlos, den Blick dabei angespannt aus der Fensterfront gerichtet.

„Es ist übrigens völlig normal, dass du Angst hast. Das ist ein Instinkt der Tier-Gene den wir nicht ausschalten können. Jedenfalls noch nicht. Ein paar Wissenschaftler arbeiten gerade daran, weil es für euch unnötiger Stress ist", erzählte ich ihm, während ich anfing die Vorhänge zuzuziehen. Mein Wohnzimmer wurde daraufhin augenblicklich dunkel und ich schaltete eine runde Stehlampe an, damit wenigstens ein bisschen warmes Licht den Raum erleuchtete. Dann zog ich den Wohnzimmertisch beiseite und breitete eine der Winterdecken auf dem Boden aus. „Jetzt brauchen wir nur noch zwei Stühle", murmelte ich. „Stühle?", wiederholte Yoongi dümmlich. „Ja, wir werden die Decken über den Lehnen ausbreiten und eine Verbindung zu dem Sofa herstellen, damit wir einen Unterschlupf haben", erwiderte ich. So hatten wir es früher auch immer gemacht. Ich konnte mich noch gut an die alten Tage erinnern, an denen meine Mutter uns derartige Verstecke gebaut hatte, während meine Schwester auf dem Sofa gesessen und lauthals geheult hatte. Obwohl sie mit ihren 9 Jahren deutlich älter als ich gewesen war, hatte sie viel empfindlicher auf die lauten Geräusche des Gewitters reagiert gehabt. Ich konnte mir bis heute nicht erklären wieso, aber irgendetwas daran musste sie damals getriggert haben.

134340 // Sope Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt