27.

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Hoseok's PoV.:

„Ich bin wieder da", trällerte ich bei guter Laune, während ich meinen Wohnungsflur betrat und meine Schuhe auszog. Eigentlich hoffte ich damit einen euphorischen Katzenhybrid anzulocken, doch überraschenderweise ließ Yoongi sich nicht blicken. Etwas verwirrt schritt ich bis zum Wohnzimmer hervor und lugte in dessen offenen Raum hinein. „Yoongi?", fragte ich dabei und sah augenblicklich zwei schwarze Katzenohren hinter der Sofalehne aufpoppen. Er drehte sich zu mir um, lächelte etwas. „Hey", begrüßte er mich dann. „Alles in Ordnung?", fragte ich vorsichtig nach und trat näher zu ihm heran. Als ich seine schmächtige Gestalt vollends sah, fielen mir direkt zwei Dinge auf. Erstens: er trug die Uniform aus dem Life Companionship Center, obwohl er die ganze Zeit rumgejammert hatte das diese zu ungemütlich sei und er meine Klamotten viel lieber anziehen würde. Zweitens: er hatte die Bettdecke und das Kissen, mit denen er für gewöhnlich in meinem Bett schlief, auf das Sofa geschleppt. Die Verwirrung in mir wurde immer größer.

„Was-... Was soll das alles?", hakte ich nach und machte eine undeutliche Handbewegung in seine Richtung. Zugeben wusste ich gar nicht welches merkwürdige Verhalten ich zuerst ansprechen sollte. Allerdings schien Yoongi zu verstehen was ich von ihm wollte, denn er sah an sich herab und zupfte unwohl an seinem weißen Hemd herum. „Ich will wieder meine eigenen Klamotten tragen", antwortete er schließlich, „Und ich will auf dem Sofa schlafen. Dann kannst du wieder dein Bett benutzen".

Das kam unerwartet. Yoongi's sonst so selbstsicheres Verhalten schien weggefegt. Stattdessen kam er mir plötzlich so schüchtern vor. Er konnte mich nicht einmal richtig anschauen, als ich vor ihm stand und ihn mit einer tiefen Sorgenfalte auf der Stirn anstarrte.

„Woher der Sinneswandel?", wollte ich wissen. Der Katzenhybrid zuckte mit den Schultern: „Ich habe mich die letzten Tage zu sehr gehen lassen, verstehst du? Eigentlich bist du immer noch mein Chef und ich dir untergeben, also-... Ich sollte diese Situation nicht auf die leichte Schulter nehmen". Seine Antwort schien mir wie ein einziges Durcheinander. Das alles machte vorne und hinten keinen Sinn und ich bekam ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend. „Wenn es wegen gestern ist... Du weißt schon, wegen Jungkook, dann-...", fing ich an. „Nein, es ist nicht wegen Jungkook!", platzte Yoongi mir energisch dazwischen. „Nicht?", hakte ich nach und er schüttelte den Kopf. „Nein, es ist meine eigene Entscheidung. Ich werde von nun an meine eigenen Klamotten tragen und auf dem Sofa schlafen", erklärte er knapp.

Es fiel mir schwer seinen Worten Glauben zu schenken, denn ein derartig distanziertes Verhalten von einem Hybriden war sehr ungewöhnlich. Andererseits wusste ich, dass es Hybriden äußerst schwierig fiel zu lügen. Sie sagten meistens die Wahrheit und wenn nicht, kostete es sie eine Menge Willenskraft das Gegenteil zu tun.

„Bist du dir sicher?", ich starrte den Jüngeren noch einmal ganz intensiv an. versuchte ihn gegebenenfalls zu verunsichern, sodass er gezwungen war mir die Wahrheit zu sagen. Doch zu meiner Überraschung nickte er entschlossen und weil ich nicht länger den Anschein erwecken wollte, dass ich ihm kein Vertrauen schenkte, beließ ich es schließlich dabei. „Na schön", ich seufzte einmal schwer, „Aber beim Kochen hilfst du mir noch, oder?".
„Natürlich", Yoongi lächelte wieder etwas, dieses Mal breiter als zuvor und er richtete sich gewillt von seinem Platz auf dem Sofa auf. Nun sah er wieder wie der lerngierige Katzenhybrid aus, den ich vor ein paar Wochen kennengelernt hatte. Der Anblick erleichterte mich ein wenig. Vielleicht hatte ich mir sein merkwürdiges Verhalten doch nur eingebildet? Möglich war es, aber das würde sich wohl erst in den kommenden Tagen zeigen.

Mit einem zufriedenen Lächeln durchquerte ich das Wohnzimmer und endete in der angrenzen Küche. Yoongi folgte mir eilig. „Wir machen heute Bibimbap, okay?", sagte ich und suchte aus dem Kühlschrank sämtliche Gemüsesorten heraus. „Das kenne ich noch gar nicht", stellte er fest, während er sich an dem kleinen Tisch niederließ. „Es schmeckt wahnsinnig gut, vertrau mir", ich schob ihm einen Teller zu und legte das Gemüse darauf ab, „Die kannst du alle in kleine Streifen schneiden. Ich werde mich derweil um den Reis und das Fleisch kümmern". Yoongi nickte aufmerksam und nachdem ich eine Weile lang seine Schneid-Künste beobachtet hatte, wandte ich mich dem Herd zu.

Während wir das Gericht vorbereiteten, herrschte größtenteils Stille. Yoongi war zu sehr in seine Arbeit konzentriert, als das ich ihn hätte ansprechen können. Einen Schnitt in den Finger wollte ich nicht riskieren... Erst als er damit fertig war und mir beim Rest der Vorbereitungen zusah, wagte ich es meine Stimme zu benutzen. „Und, was hast du heute so gemacht?", fragte ich neugierig nach. Yoongi zuckte nachdenklich mit den Schultern: „Eigentlich nicht viel. Ich habe nur gelernt und gegessen".

„Bei welchem Thema bist du denn zurzeit?", wollte ich wissen. So konnte ich ganz unbemerkt abchecken wie schnell der Katzenhybrid selbstständig lernen konnte. Allerdings überraschte es mich nicht, als sich herausstellte das er im Vergleich zu den Anderen keineswegs zurück geblieben war. „Heute ging es um Glückshormone. Wodurch sie ausgelöst werden, was sie mit dem Menschen tun und wie man sie nutzen kann", erzählte er. „Das klingt doch spannend", lächelte ich und Yoongi nickte wild. „Wusstest du, dass man glücklich wird, wenn man Schokolade isst? Darin ist ein Stoff der sich Tryptophan nennt. Das ist eine Vorstufe von Serotonin und es löst Glücksgefühle aus. Und wusstest du, dass es ein Glückshormon namens Endorphine gibt? Das kommt beispielsweise zum Einsatz, wenn du dir weh tust", brabbelte er drauf los. Ich verstand währenddessen nur Bahnhof. In Biologie hatte ich noch nie sonderlich gut aufgepasst. Das mochte vor allem an unserer inkompetenten Lehrerin gelegen haben, die vor jedem Unterricht noch einmal losgehen und ihre Materialien holen musste. Und an meinem besten Freund Junhong, der neben mir gesessen und die ganze Stunde lang nichts besseres zutun gehabt hatte, als lustige Cartoons auf den Tisch zu malen, oder mich mit Papierkugel abzuwerfen.

Yoongi kicherte plötzlich amüsiert und fuhr fort: „Endorphine sorgt quasi dafür, dass du den Schmerz nicht sofort spürst. Verstehst du?".
„Ehrlich gesagt nicht, nein", lachte ich, „Aber es freut mich das du es verstehst. Das ist das wichtigste".
„Eigentlich ist es ganz einfach... Habe ich es zu schwer erklärt?", nuschelte er nachdenklich. „Nein, hast du nicht. Ich bin nur nicht so gut in Biologie. Ich kann mit den ganzen Namen nichts anfangen", beschwichtigte ich ihn. Yoongi zog eine enttäuschte Schnute, was so süß aussah, dass ich nicht anders konnte als seinen Kopf zu tätscheln. Doch noch bevor ich seine schwarzen Haare überhaupt erreichen konnte, duckte er sich unter meiner Hand weg und taumelte zurück.

Wieder diese Distanz...

„W-Was machst du denn? Das ist u-unhygienisch beim Kochen", stammelte er und richtete dabei sein weißes Hemd. „Unhygienisch? Falls es dir aufgefallen ist, fasse ich nicht mit bloßen Händen in die Bratpfanne, sondern benutze eine Zange", versuchte ich mich zu verteidigen. „T-Trotzdem", schmollte Yoongi und verschränkte die Arme ineinander. Wenn mich nicht alles täuschte, konnte ich im Schein meiner Küchenlampe sogar einen roten Schimmer auf seine Wangen kriechen sehen.

Es war merkwürdig. Einerseits schien der Katzenhybrid wie immer zu sein; frech, neugierig und aufmerksam. Aber dann wirkte er in der nächsten Sekunde wieder distanziert und verletzt. Er ließ sich nicht einmal von mir anfassen. Und das hatte etwas zu bedeuten, denn Hybriden genossen Körperkontakt mehr als alles andere. Es war etwas, bei dem sie zur Ruhe kommen und eine Art und Weise, mit der sie Zuneigung am besten ausdrücken konnten.

Aber vielleicht bildete ich mir das alles auch nur ein. Vielleicht war es nur die Umgebung die Yoongi anders handeln ließ, als im Life Companionship Center.

Hauptsache ich schreibe die untere Hälfte des Kapitels kurz vor knapp nochmal komplett neu. Sometimes I hate my chapter management xD

134340 // Sope Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt