Hoseok's PoV.:
Die Zeit bis zu Taehyung's Besuch abzuwarten, war nicht nur für Yoongi eine Herausforderung. Auch ich hatte es deutlich schwer, vor allem, weil ich nichts tat um mich abzulenken. Stattdessen hockte ich an dem kleinen Esstisch in der Küche und trank einen Kaffee nach dem Anderen.
Mittlerweile hatte ich mich halbwegs mit dem Gedanken abgefunden, dass ich nun einen Katzenhybrid in meiner Wohnung versteckt hielt. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass ich nach wie vor Angst hatte, dass man uns erwischen würde. Ich setzte gerade alles aufs Spiel – sowohl Yoongi's Zukunft, als auch meine. Und alles in mir betete dafür, dass dieses Versteckspiel nicht lange andauern würde. Mit viel Glück würde Yoongi sich nach ein paar Wochen entscheiden ins Life Companionship Center zurück zu kehren. Dann könnte er seine Ausbildung beenden und ich müsste nicht mehr um den Rauswurf aus meiner eigenen Wohnung fürchten.
Seufzend sah ich zu ihm rüber. Er saß auf dem Sofa und las sich gerade eines meiner Bücher durch. Seine Katzenohren hatte er dabei aufmerksam angespitzt, aber ab und zu wendete er sie auch meiner Richtung zu. Vermutlich um zu wissen was ich gerade tat, denn er beobachtete mich beinahe bei jedem meiner Schritte. Es war ein bisschen gruselig, hinsichtlich dessen das ich mich in meiner eigenen Wohnung befand und keine meiner Handlungen so genau beobachtet werden musste. Andererseits konnte ich es dem Hybrid nicht übelnehmen. Es lag in seiner Natur zu beobachten und analysieren. In einer Familie mit körperlich eingeschränkten Mitgliedern wäre dieses Verhalten von ihm auch sicherlich gepriesen worden.
Er wäre perfekt in diesem Arbeitumsfeld gewesen. Mit ein bisschen mehr Zeit und gutem Unterricht hätte er wahrscheinlich einer unserer besten Hybriden werden können. Aber jetzt war Yoongi gebrochen. Er trug eine Wunde in seinem Herzen, die zu einer immer bleibenden Narbe verwachsen würde. Er würde niemals vergessen durch welchen Stress wir ihn dank Namjoon's egoistischer Entscheidungen geschickt hatten.
Plötzlich riss mich das laute Klingeln an meiner Haustür aus den Gedanken und ich schreckte hoch. Auch Yoongi zuckte heftig zusammen. Dann sah er panisch zu mir zurück. Mit einem raschen Blick auf mein Handy hob ich beschwichtigend die Hände an: „Keine Panik, das müsste Taehyung sein". Die schmächtige Gestalt meines Gegenübers sackte erleichtert ein. Mit einem aufmunternden Lächeln in seine Richtung stand ich auf und lief durch den Flur zu meiner Wohnungstür rüber. Bevor ich sie öffnete, warf ich jedoch nochmal einen prüfenden Blick durch den Spion.
„Ich dachte schon du machst nie auf", begrüßte Taehyung mich, als ich ihm die Tür schließlich öffnete. „Tut mir leid. Ich bin nur vorsichtig, falls meine Vermieterin irgendwann vor mir steht", antwortete ich ihm. Der Jüngere trat zu mir rein und streifte sich die Schuhe von den Füßen. „Da hast du dir ganz schön was eingebrockt, huh?", grinste er dabei. Ich hätte ihm für diese Frechheit am liebsten eine reingehauen, aber ich rang mich zu einem gequälten Lächeln durch: „Halt bloß die Klappe... Ich fühle mich grauenvoll genug".
„Armer Hoseokie", gurrte er und kitzelte mich unter meinem Kinn. Genervt schob ich seine Hand weg, deutete den Flur herunter. „Na los, geh schon", forderte ich ihn auf. Mein bester Freund kicherte albern, ehe er meinen Worten nachkam.Im Wohnzimmer angekommen lugte Yoongi bereits aus großen Augen hinter seinem Buch hervor. Er ließ es langsam sinken und stand anstandshalber auf, als wir zu ihm traten. „Da ist ja unser kleiner Ausreißer", sprach Taehyung und umrundete mein Sofa, ehe er angesprochenem Katzenhybrid die Hand hinhielt. Dieser schüttelte sie zögerlich: „Hey...".
„Na, wie geht es dir? Ich habe gehört das du dich an einem gefährlichen Ort rumgetrieben hast", tadelte Tae. Er schien wahrlich kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Seinen Gegenüber schüchterte er damit automatisch ein und ich konnte beobachten, wie dieser beschämt die Katzenohren anlegte. „Ja... Naja, so gefährlich war es nun auch wieder nicht. Außerdem heilen meine Wunden schnell", versuchte Yoongi sich herauszureden, warf dabei einen unsicheren Blick in meine Richtung. Es war, als würde er damit um Hilfe beten. Aber die wollte und konnte ich ihm nicht gewähren. Mit Taehyung's Standpauke musste er alleine zurechtkommen. „Das macht es nicht gerade besser. Deine Wunden mögen vielleicht ungewöhnlich schnell heilen, nur tut es dein Verstand nicht. Du wirst dich vermutlich immer an diese Tage erinnern können", erwiderte er. Yoongi's Miene verwandelte sich überraschend schnell in eine selbstsichere und er rüstete sich auf: „Damit werde ich wohl zurechtkommen". Er sprach in genau derselben Tonlage wie er sie auch bei mir benutzt hatte, als ich ihn in der Bar dazu angefleht hatte mit mir mitzukommen. So entschlossen und angriffslustig – als würde er in Taehyung einen Gegner sehen, mit dem er um sein Recht kämpfen musste. Insgeheim fragte ich mich ernsthaft, ob das nun immer so ablaufen würde. Ob Yoongi für immer das Gefühl haben würde, sich uns gegenüber verteidigen zu müssen.
DU LIEST GERADE
134340 // Sope
FanfictionMin Yoongi sollte mit seinen hervorragenden Genen das neue Wunderkind des Life Companionship Centers werden. Aber er ist eben doch nicht so perfekt, wie sich alle erhoffen und wird letztendlich verstoßen. Jung Hoseok empfindet tiefstes Mitgefühl für...