Sicher war ich schon längst über der Geschwindigkeitsbegrenzung gelangt, aber es war mir so egal.
Endlich war ich bei den Brown's angekommen. Jackson und Rosalie, mit Paul stiegen in den Audi und wir fuhren zusammen in das überfüllte Krankenhaus.
Wir kannten es nicht mehr normal zu gehen, weshalb ich und Jackson den Weg rannten und als erste an der Rezeption waren. Jackson nannte nach Luft ringend, Lucy's Namen. Die Schwester nickte und kam mit einem Formular in der Hand zu uns. Sie führte uns in eine ruhigere Ecke und fing an uns aufzuklären, nachdem auch Rosalie und Paul kamen.
"Also, Lucy wurde vor circa einer Stunde von einem Passanten in einer Straßengasse gefunden. Wir vermuteten, dass sie zusammen geschlagen wurde, bis sie ins eigene Koma fiel. Sie hat leider zu viel Blut verloren, um selbst auf eine gesunde Weise zu heilen. Nun wird sie operiert um ihre schweren Wunden zu nähen und außerdem ihre vielen Brüche zu korrigieren. Noch atmet sie, aber wir wissen nicht wie lange es halten wird und schon gar nicht ob sie wieder aufwacht. Sie hat die letzten Tage zu wenig Essen zu sich genommen, was das ganze nicht leichter macht.", beendete sie die Rede.
Mir blieb der Herzschlag weg und ich musste mich an der Wand abstützen. Jackson war auch völlig fertig, ganz zu schweigen von seiner Mutter, die in Paul's Armen lag um zu weinen. Mir war nicht nur nach weinen zumute, sondern auch danach denjenigen umzubringen, der ihr das angetan hatte.
Sie hatte nie jemandem auch nur ein Haar gekrümmt, also gab es sicher keinen einzigen Grund meinem unschuldigen Mädchen etwas anzutun. Das war das letzte, was Lucy in ihrem Leben verdient hatte. Erst bau ich so eine Scheiße und lass sie allein, und dann sowas. Ich schlug mich selbst bei dem Gedanken, dass sie wieder zu wenig gegessen hatte.
"Wann können wir zu ihr?", fragte Jackson erschöpft, die noch immer dastehende Schwester.
"Bis jetzt können sie nur warten, bis die Operation vorbei ist. Dann bringen wir sie in ein Zimmer und sie können sie kurz besuchen.", erklärte sie verständnisvoll.
***
Es waren weitere zwei stunden vergangen und wir saßen abwartend auf den Bänken. Ich raufte mir immer wieder die Haare, da ich nicht wusste was ich ohne sie machen sollte. Sie war der Mensch, der mir die Augen geöffnet hatte. Sie hatte mich realisieren lassen, dass es Zeit war mein Leben auszukosten anstatt zu verschwenden, wie ich es davor getan hatte. Ich hatte mich noch nie so Zuhause gefühlt, wie ich es bei ihr war.
Jedenfalls wusste ich gar nicht was ich fühlen sollte. Das waren so viele Gefühle durcheinander. Trauer, Wut auf mich selbst und diese Bastarde die sie um ein Haar in den Tod geprügelt hatten, aber auch Reue.
Ich hatte sie nicht verdient. Ich hätte sie nicht soweit gehen lassen dürfen. Ich hätte für sie da sein müssen.
So, wie ich sie und ihre Gefühle kannte, hatte sie an nichts anderes denken können, als den Tod. Sie hatte es vielleicht für einen kurzen Moment sogar so gewollt.
Ich schämte mich dafür, dass zugelassen zu haben. Sie hatte meine Liebe zwar nicht erwidert aber ich hatte den Schmerz in ihren Augen gesehen als ich ihr gegenüber stand, in der Schule. Tja, und jetzt würde ich vielleicht nie wieder ihre eiskalten, blauen Augen sehen, wie sie strahlten.
Dann kam ein Arzt zu uns, um uns zu sagen, dass sie es bis hier geschafft hatte und wir sie nun besuchen konnten.
Ich sprang auf und folgte ihm bis in ihr Zimmer. Was ich dort sah, ließ mich meine Lider schließen und einmal tief Luft zu holen, um überhaupt zu kapieren, dass sie es wirklich war.
Ich hatte gedacht, ich könnte nicht noch trauriger werden, aber der Anblick war das schlimmste was ich je mit ansehen musste. Überall waren Schläuche in ihrer Haut, die sie am Leben hielten. Trotzdem sah sie aus, als wäre sie nicht mehr unter uns Lebenden.
Auf ihrem ganzem Körper verteilt, waren Flecken, Pflaster und Verbände. Ihr Bruder ging langsam auf sie zu und ich sah, wie ihm die unendliche Angst um sie, ins Gesicht geschrieben stand.
Unendliche Angst, damit konnte ich meine Gedanken zusammen fassen in diesem Moment.
Ich konnte sie nicht verlieren. Wenn, dann würde ich ein Teil meiner Selbst verlieren. Die andere Hälfte meines Herzens wäre verschwunden. Sie hatte schon angefangen zu bröckeln, als mir klar wurde, wie viele Schmerzen ich ihr zugefügt hatte.
Nur weil ich Idiot mich voll laufen ließ. Alles war meine Schuld, ich hätte sie nicht so aus der Schule gehen lassen sollen. Ich hätte ihr verdammt nochmal nach laufen müssen, und sie küssen müssen.
Wenn sie es nicht überleben wird, dann werde ich auch nicht überleben. So läuft das wenn man jemanden liebt. Und ich liebe sie.
In was habe ich mich da nur rein geritten?
Ich griff nach ihrem Handgelenk um ihre Haut und ihren Puls zu spüren. Plötzlich, fing eines der Geräte jedoch laut an zu piepen. Die paar Sekunden die ich ihr Puls gespürt hatte, waren schneller zum Ende als ich ahnen konnte. Und schon kamen viele Ärzte in das Zimmer und zogen mich von ihr.

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His love, my anxiety
RomanceDas Schicksal von Lucy würde nicht einfacher werden als ihre Vergangenheit. Nachdem sie Alec das erste mal sah, wusste sie das sofort. Erst will sie es nicht wahrhaben, doch Tag für Tag wird ihr klarer, dass er sie bereits in seinen Händen hielt. S...