Es war schon spät und Alec hatte mich nachhause gebracht. Glücklicherweise hatte es mein Bruder nicht mitbekommen wie lange ich weg war. Und meine Mom? Ich weiß auch nicht was hier los ist, wir sahen uns immer weniger. Nur am Wochenende trafen wir uns öfter mal im Haus. Oder wir frühstückten zusammen, aber das wars dann auch schon. Seitdem sie immer mit Paul zur Firma geht und rum um die Uhr dort arbeitet, haben wir nicht mal mehr Zeit für ein paar Mutter-Tochter Gespräche. Es machte mich sehr traurig. Meinen Vater hatte ich schon verloren aber sie ... Nein, das durfte nicht passieren. Ich würde meine Familie mit meinem Leben beschützten, weil mein Bruder und meine Mutter das wichtigste für mich sind und der einzige Grund warum ich noch atme.
Die Zeit nach der Entführung, war das härteste was ich je durchmachen musste. Davor war ich ein normales Mädchen, welches ab und zu mal Ärger machte und unzählige Freunde hatte. Aber ab dem Augenblick wo meinem Vater vor meinen Augen die Kehle durchgeschnitten wurde, hatte sich alles verändert.
Sogar meine Noten. Ich konzentrierte mich nur noch auf die Schule, traf mich nie mit Freunden oder ging aus. Der einzige der immer bei mir war, war mein Bruder. Ich heulte mich in den Schlaf und lag dabei in seinen Armen. Wie gesagt ich lebe für die beiden, nicht für mich. Ich wusste, wenn sie mich auch noch verlieren würden, wären sie zerstört, das konnte ich nicht zulassen.
"Alles in Ordnung Luc?", ich spürte wie sich die Hand von Jackson auf meine Schulter legte und erwärmte.
"Ja. Wieso?", ich war verwirrt. Ich lag auf dem Sofa und schaute irgendeine dämliche Serie.
"Na weil du weinst.", er setzte sich zu mir und mir wurde bewusst, dass ich wieder zu lange und zu viel über meine Vergangenheit nachgedacht hatte.
"Oh", gab ich leise von mir und lächelte leicht in seine Richtung.
"Machen wir einen Filme Abend süße?", fragte er motiviert.
Er zauberte mir ein breites Lächeln ins Gesicht und ich sagte zu, voller Vorfreude.
"Aber sag Mom nichts. Morgen ist Schule.", das hatte ich auch schon fast vergessen.
***
Ich lag auf der Brust meines Bruders und öffnete leicht meine Augen. Verschlafen sah ich mich um, sah aber nur Umrisse, denn es war noch mitten in der Nacht. Wir waren wohl auf der Couch eingeschlafen beim letzten Film. Das passierte uns immer.
Langsam stützte ich mich am Sofa ab, um aufstehen zu können. Ich wollte gerade Jackson wecken, als mir mein Handy, welches in der Küche lag, ein Strich durch die Rechnung machte. Schnell tapste ich hin und konnte sehen wer mich anrief; 'Alec'
Mein Atem hielt an. Was zur Hölle wollte er um... Ich schaute auf die Wanduhr. ... 3 Uhr Nachts von mir? Ja, das fragte ich mich. Ich kam aber auf keine Antwort, also hob ich schließlich ab.
"Alec?", fragte ich unsicher.
"Hör zu, es tut mir leid. Ich wollte dass nicht Lucy, bitte glaub mir... Ich...", ich konnte hören wie er schwer schluchzte. Er weinte. Scheiße. Er weinte. Aber warum denn?
"Ganz ruhig Alec. Was ist passiert? Erzähle es mir, dann kann ich dir helfen.", beruhigte ich ihn und er seufzte nur, als wäre er völlig verzweifelt und am Ende seiner Nerven.
Er atmete tief ein und wieder aus, und fing an mir alles bruchweise zu erzählen.
"Also, ich... Scheiße nein. So eine Tussi. Jedenfalls war ich auf dieser Party zu der mich einer meiner Jungs eingeladen hat. Wie du weißt, ich darf nie fehlen. Also bin ich halt hingegangen. Und es war auch ganz cool, so wie immer. Aber auf einmal ist alles eskaliert. Und...", er stoppte wieder und ich hörte nur gebannt zu.
Irgenwie klang das alles so, als würde es ihn tatsächlich ziemlich mitnehmen. Trotzdem wusste ich wahrscheinlich noch nicht mal das, was er mir eigentlich erzählen wollte. Ich forderte ihn auf ruhig zu bleiben und weiter zu sprechen, was er auch versuchte zu tun. Ich musste zugeben, es haute mich um. Und das nicht im gutem Sinne.
"Dieses Mädel. Sie hat sich einfach an mich rangemacht. Ich war so zugedröhnt. Ich schwöre dir ich hätte es nüchtern nie mitgemacht.", ich war nicht wirklich wütend, aber das was ich mir dahinter vorstellte, das was ich ahnte das jetzt kam, das machte mich brausend-
"Ja ist gut. Was ist dann passiert Alec?", half ich weiter.
"Sie, sie hat mich zu einem Zimmer geführt. Ich bekam so gut wie nichts mit. Aber es blieb nicht dabei. Sie fing an mich auszuziehen, mich überall zu küssen, zu berühren. Und das nächste was ich weiß, ist das ich mit Boxer aufgewacht bin und mich nicht mehr erinnern kann. Jetzt stehe ich vor dem beschissenen Haus und ruf dich an, weil ich nicht weiß was ich machen soll. Es tut mir leid Luc. Es tut mir so leid, ich schwöre dir, ich wusste nicht was ich da tat. Ich weiß nicht mal ob wir überhaupt..."- , dann fing er wieder an, zu schluchzten und sich immer wieder zu entschuldigen.
Ich war so perplex, ich wollte einfach nur schreien. Für einen Moment sterben und eine Pause von diesen Gefühlen haben. Seine Worte hatten mich erdolcht. Mitten ins Herz. Mit voller Wucht.
"Sag doch was Lucy!", rief er verzweifelt.
"Ich... Wow.", das war alles. Mehr hatte ich nicht zu sagen.
Doch, ich hatte so viel zu sagen. Ich wollte ihm so vieles sagen. Dass ich mich in ihn verliebt habe, dass er mir so viel bedeutete. Dass es vorbei wäre. Er hatte es vermasselt.
Jedoch konnte ich meinen Mund nicht bewegen. Dann legte ich auf, als er wieder zu Wort kommen wollte. Es war einfach zu viel.
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His love, my anxiety
RomanceDas Schicksal von Lucy würde nicht einfacher werden als ihre Vergangenheit. Nachdem sie Alec das erste mal sah, wusste sie das sofort. Erst will sie es nicht wahrhaben, doch Tag für Tag wird ihr klarer, dass er sie bereits in seinen Händen hielt. S...