Undercover

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Grübelnd saßen Obi Wan, mein Meister und ich über Daten unserer bevorstehenden Mission. Unser Ziel war es einen Söldner namens Canderous Ordo zu verhören und Informationen über die Crew der Ebon Hawk, welcher er angehörte, zu bekommen. Laut dem Geheimdienst hielt sich Ordo im Orange-Bezirk in einer Bar aufhalten sollte. Das Problem war, dass wir in diesem Bezirk nicht vertraulich mit ihm reden konnten, mal ganz abgesehen davon, dass es vermutlich einiges an Überredungskunst bedarf, damit wir überhaupt etwas aus ihm heraus bekamen. Wenn wir dort als Jedi auftauchen würden, wäre er schneller weg als wir unser Lichtschwert zücken konnten, also mussten wir ihn anders locken...
Mir brannte schon seit einigen Minuten eine Idee auf der Zunge, aber mit kurzen Seitenblicken auf Anakin, hielt ich mich noch immer zurück meine Idee zu äußern, denn er würde mich das ganz sicher nicht tun lassen. 
Obi Wan strich sich nachdenklich über den Bart, bevor er sich mir zuwandte. "Ahsoka, du scheinst eine Idee zu haben, nicht wahr?", manchmal hasste ich es, dass mich Obi Wan und Anakin so gut kannten, dass sie mir meine Gedanken beinahe vom Gesicht ablesen konnten. Unsicher warf ich meinem Meister einen Blick zu, welcher mich auffordernd ansah. Innerlich wappnete ich mich gegen die Standpauke, welche gleich folgen würde. "Ich habe eine Idee...", fing ich zögerlich an. "Wenn Anakin in einen der Hinterzimmer in der Bar wartet, könnte ich Ordo undercover um den Finger wickeln und ihn dazu bringen mir in das Hinterzimmer zu folgen, wo wir ihn dann verhören können." Noch ehe ich geendet hatte, zog Anakin scharf die Luft ein. Vorsichtig spähte ich von der Holokarte vor mir, zu meinem Meister, nur um von seinem verärgerten Blick getroffen zu werden. "Das kommt gar nicht in Frage, Ahsoka." 
Genervt verdrehte ich die Augen. Es war klar, dass es ihm nicht in den Kram passte, dennoch sollte es meine Entscheidung sein, wann ich mich in Gefahr begab. "Fällt Euch etwa eine bessere Idee ein?!" Abwehrend verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an. Anakin wand den Blick ab, dennoch sah ich wie sein Kiefer mahlte. Natürlich hatte er keine andere Idee. 
"Sie hat Recht, Anakin. Dieser Plan könnte funktionieren." Wenigstens konnte Obi Wan rational denken, im Gegensatz zu meinem Meister, welcher so fürsorglich war, als wäre ich ein kleines Kind. "Wann geht es los?" Anakin war immer noch eindeutig dagegen, aber solange er nicht erklärte, wieso er nicht wollte, dass ich das tat, konnte er auch nichts dagegen einwenden. Wir gingen die letzten Details des Planes durch, bevor wir uns verabschiedeten und sich jeder in sein Quartier zurückzog, bevor wir in der Nacht die Mission starteten. 
"Ahsoka! Ich muss mit dir reden!" Verwundert drehte  ich mich um und ließ Anakin aufholen, bevor ich den Weg zu meinem Quartier fortsetzte. "Worüber wollt Ihr mit mir reden, Meister?" 
Mit stechendem Blick sah er mich von der Seite an. "Du weißt, worüber ich mit dir reden will." Langsam nickte ich. Über die Mission. Darüber wollte er reden. Schweigend wartete ich darauf, dass er mit seiner Standpauke begann, aber er wartete damit, bis wir vor meinem Quartier standen und ich ihn herein ließ. Mit verschränkten Armen und grimmiger Miene baute er sich vor mir auf. Jeder andere hätte in meiner Situation vielleicht Angst vor ihm, aber nicht ich, immerhin würde Anakin mir niemals weh tun. Respekt hatte ich trotzdem, was jedoch eher daran lag, dass er den höheren Rang und mehr Erfahrung hatte als ich. "Wie kommst du darauf, dass du Ordo 'um den Finger wickeln' könntest?! Ahsoka, was soll das?!", abschätzig spuckte er diese Worte aus, als würde ich mich dafür verkaufen um an die Informationen zu kommen. Verständnislos verschränkte ich die Arme vor der Brust und zog die Augenbrauen zusammen. "Was das soll?! Das könnte ich Euch fragen! Was habt Ihr dagegen, wenn ich undercover ermittle? Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass ich so etwas mache! Was spricht also dagegen?!" Tief atmete mein Meister ein und raufte sich die Haare. "Ganz einfach! Ich trage die Verantwortung für dich und es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber ich werde ganz sicher nicht zulassen, dass du dich dafür verkaufst, dass wir diese Informationen bekommen! Du hast doch keine Ahnung, was Männer wie dieser Ordo mit jungen Frauen wie dir, dort unten in der Unterwelt machen!" Fassungslos schüttelte ich den Kopf und sah ihn an. "Falls Ihr es bereits vergessen habt: Ich habe nach meinem Austritt aus dem Orden mehr Zeit dort unten verbracht als Ihr es jemals tun werdet! Ich habe dort unten gelebt und glaubt Ihr wirklich, dass ich es nicht selbst miterlebt habe, was den Frauen dort unten angetan wird!?"  
Eigentlich hatte ich es immer vermieden, Anakin von meiner Zeit nach dem Orden zu erzählen, auch wenn er einige Male gefragt hatte wo ich in der Zeit gewesen war. Es war nicht einfach gewesen, sich im Orden wieder einzuleben, seit ich zurückkehrt war, aber dieser Teil meiner Vergangenheit verfolgte mich noch immer. Dennoch hatte ich Anakin nicht angelogen, ich hatte nicht nur mit angesehen, was den Frauen dort angetan wurde, ich war selbst ein paar Mal in so einer Lage, aus der ich nur knapp entkommen konnte. Noch immer bereiteten mir diese Erinnerungen Albträume. Das Einzige, was mich weiter machen ließ, war die Tatsache, dass wir den Krieg vor wenigen Rotationen hatten beenden können und uns nun erneut auf unsere Aufgabe als Hüter des Friedens konzentrierten. Darunter zählte nun, dass wir gegen das Verbrechen innerhalb der Republik und ebenso gegen die Sklaverei vorgingen. 
Inzwischen war mein Meister ruhig geworden und schien sich von einem Moment auf den Nächsten beruhigt zu haben. Im schwindenden Licht der Sonne, war seine Miene unergründlich, als er mich betrachtete. Um die aufsteigenden Erinnerungen zu verdrängen, sah ich durch das Fenster nach draußen. "Du...Du hast nie wirklich mit mir darüber redet. Hast du deshalb nie etwas gesagt?" Er schien nun eher besorgt als wütend, dennoch hatte ich unseren Streit noch nicht vergessen. Ich wand mich vom Fenster ab und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand meines Quartiers, während ich ihn ansah. "Ich kenne dich, Anakin und ich weiß, wie du reagiert hättest, wenn ich dir davon erzählt hätte." Im Moment waren mir alle Förmlichkeiten egal, auch wenn ich inzwischen wieder sein Padawan war. Anakin schien es nicht zu stören, eigentlich schien es ihm wohl eher gegen den Strich zu gehen, wenn ich ihn so förmlich ansprach, aber im Moment war das nicht relevant. 
Frustriert fuhr sich mein Meister mit beiden Händen übers Gesicht, bevor er auf mich zu kam und nur einen Schritt von mir entfernt stehen blieb. In seinem Blick sah ich so viel Selbsthass, Schuld, Reue und Sorge, dass mir der Atmen stockte. Er schluckte, bevor er mir ernst in die Augen sah. "Haben... haben sie dir etwas... angetan?" Sein Kiefer mahlte und ich wusste, dass er jeden leiden lassen würde, dessen Namen ich ihm nennen würde. Einen Moment sah ich auf einen Punkt über seiner Schulter, nur um seinem stechenden Blick zu entgehen, bevor ich ihn wieder ansah. "Ich konnte entkommen." Wut blitzte in seinen Augen auf. "Aber sie haben dich verletzt, nicht wahr?" Natürlich könnte ich jetzt lügen, aber er würde es ohne Zweifel merken, wenn ich es täte. Ich senkte den Kopf und sah zu Boden um einer Antwort aus dem Weg zu gehen, aber diese Geste schien ihm Antwort genug zu sein. Bevor ich realisierte was er tat, war er bereits bei mir und zog mich an sich. Zunächst war ich zu überrascht um die Umarmung zu erwidern, doch dann legte ich ebenfalls meine Arme um ihn. Es war zwar nicht das erste Mal, dass wir uns umarmten, aber bevor ich aus dem Orden ausgetreten war, war er nie wirklich auf die Nähe zu mir bedacht gewesen. Seitdem ich zurück war, suchte er immer öfter Kontakt zu mir, auch wenn ich es zunächst darauf schob, dass wir uns so lange nicht gesehen hatten. In diesem Moment, in der Art wie er mich enger an sich zog, als wolle er mich vor alles und jedem beschützen, machte mir immer deutlicher, dass es nicht daran lag, dass er mich vermisst hatte. 
"Es tut mir so leid, Snips." Ich spürte wie die Schuld ihn praktisch nieder drückte und strich beruhigend mit der Hand über seinen Rücken, während er das Gesicht an meiner Halsbeuge vergrub. "Es ist nicht deine Schuld." Sachte schüttelte er den Kopf, wobei seine Haare an meine Schulter kitzelten. "Ich will nicht, dass du das machst, Ahsoka." Auch wenn seine Stimme hart klang, strich Anakins Hand sanft über meine Taille. Es war seltsam, dass wir uns so nahe waren, aber keineswegs unangenehm. "Ich weiß, aber es ist der einzige Plan den wir haben. Es wird alles gut gehen, vertrau mir." Anakin hob den Kopf und sah mich, jedoch ohne mich loszulassen. "Ich vertraue dir, Snips. Aber diesem Söldnerabschaum vertraue ich nicht." Ich legte mit hochgezogenen Augen den Kopf schief und sah ihn wartend an. Zunächst versuchte er meinem Blick auszuweichen, bis er schließlich seufzend nachgab. "Na schön, wir ziehen den Plan durch." Siegessicher begann ich zu grinsen, bis Anakin mich warnend ansah. "Aber sollte er dich auch nur einmal anfassen, ist er ein toter Mann." Beruhigend legte ich ihm eine Hand auf die Brust. "Verstanden, Meister." Da die Zeit bis zur Mission langsam knapp wurde, wand ich mich aus seiner Umarmung und drängte ihn Richtung Ausgang. "Und nun... raus mit dir, ich muss mich für die Mission umziehen." Er öffnete den Mund um zu protestieren, doch da hatte ich ihn auch schon rausgeworfen und die Tür hinter ihm geschlossen.

One Shot to love you ~Anisoka~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt