Grievous

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Meine Geduldsfaden war bis zum Zerreißen gespannt und ich war mir sicher, dass mich nun nichts mehr überraschen konnte. Nicht nur das Ahsokas neuer kleiner Droidenfreund ein Verräter war und wir uns nun gegen ein halbes Bataillon an Klappergestellen behaupten mussten. Nein... Nun war auch noch mein Padawan immer noch nicht aufgetaucht, obwohl sie und Rex bereits hier aufgetaucht sein müssten! Wenn ich nicht selbst mitten im Gefecht wäre, hätte ich einen Suchtrupp losgeschickt oder...
Ich wich einem Blasterschuss aus, als eine Tür aufging und der Captain der 501., sowie ein weiterer Klonsoldat seiner Einheit den Hangar betraten und direkt in Deckung gehen mussten. Ich wollte gar nicht wissen was mit den anderen Klonen passiert war, welche bei ihnen gewesen waren. Dennoch brauchte ich einen Lagebericht, weshalb ich mich bis zu meinem Captain durchschlug. Und wo zur Macht war Ahsoka?!
Sie würde vermutlich gleich aus dem Hinterhalt angreifen oder sie...
"General!", meldete sich Rex bei mir, als ich neben ihm hinter ein paar Frachtkisten hockte. "Rex, was ist passiert? Und wo ist Ahsoka?", rief ich durch den Schlachtlärm. "Wir sind General Grievous begegnet, Sir. Der Commander gab uns den Befehl die Bomben zu platzieren. Sie wollte General Grievous aufhalten", Rex ließ sich wie immer nichts anmerken, dennoch wusste ich, dass er versucht hatte sie davon abzuhalten. Ich musste kurz schlucken um den Schock zu verarbeiten. "Sie hat sich ihm allein gestellt?!" Selbst erfahrene Jedi-Ritter waren unter Grievous Klinge gestorben und was würde er erst mit einem Padawan tun?! "Sie hat es uns befohlen, Sir!", wiederholte Rex und in diesem Moment verfluchte ich das Training der Klone, auch wenn ich wusste, dass Rex nicht anders hätte handeln können. 
In sekundenschnelle erfasste ich die Kampfhandlungen und die Zahl meiner Männer. Sie waren zu wenige um ohne meine Hilfe zu gewinnen, dennoch würden sie wenigstens eine Zeit lang durchhalten. So lange hatte ich Zeit Ahsoka zu finden, in der Hoffnung, dass ich nicht zu spät kommen würde. "Ihr haltet die Stellung! Du übernimmst, Rex. Auf mein Zeichen, bereit machen zur Evakuierung! Setzt Yularen in Kenntnis, während ich Ahsoka zurückhole, dann verschwinden wir von hier!" So gab ich Rex meine letzten Befehle, bevor ich mich durch die Schlacht bis zum Hangartor kämpfte um ins Innere dieser Basis vorzudringen. 

***

Gegen Grievous kämpfen zu wollen, war keine gute Idee gewesen. Dessen war ich mir nun auch sicher. Allerdings hatte ich nicht wirklich eine Wahl. Die Mission stand immerhin an erster Stelle. 
Mein Oberschenkel brannte und meine Rippen protestierten schmerzhaft, als ich einen schweren Schlag parieren musste. Mit einem Sprung brachte ich mich außerhalb von Grievous Klingen. Nun überlegte ich fieberhaft wie ich von hier verschwinden konnte, denn mich würde früher oder später die Kraft verlassen. Schwer atmend versuchte ich meine Chancen abzuwägen, aber egal wie sehr ich mich anstrengen würde, meine Chancen standen schlecht hier lebend wieder rauszukommen. Ich versuchte die Panik zu unterdrücken, aber die Wahrheit war, dass ich bereits verletzt war und dass ich hier schleunigst verschwinden musste. 
Ich blockte drei weitere Schläge, als ich plötzlich etwas in der Macht spürte. Mein Meister war in der Nähe und er schien mich durch die Macht warnen zu wollen...
Ein plötzlicher Druck am Hals ließ mich röcheln. Grievous hatte seine metallenen Klauen um meinen Hals gelegt, welche schmerzhaft in meine Haut schnitten. Verzweifelt versuchte ich seinen Griff zu lösen und Luft in meine Lungen zu ziehen, aber es war zwecklos. Als ich das Surren einer Lichtschwertklinge hörte und die Hitze der Klinge mir beinahe den Bauch versenkte, tanzten bereits dunkle Flecken vor meinen Augen und meine Gegenwehr wurde schwächer. Irgendwo in der Ferne hörte ich eine Stimme, aber als plötzlich der Druck auf meinen Hals verschwand, war es bereits zu spät. Mein Kopf fühlte sich seltsam leicht an und die Dunkelheit begann mich zu verschlucken, als ein gleißender Schmerz durch meinen Bauch fuhr.

***

Jede Zelle meines Körpers erzitterte vor Angst, als ich aus dem Augenwinkel wahrnahm, wie Ahsoka zu leblos zu Boden fiel. Gefangen in der Wut auf Grievous und mich selbst, konnte ich nicht spüren, ob Ahsoka überhaupt noch am Leben war. Ich war in letzter Sekunde dazwischen gegangen, sonst hätte dieser Schrotthaufen sie mit dem Lichtschwert durchbohrt. Dennoch war ich nicht schnell genug gewesen und die Klinge hatte Ahsoka den Bauch halb aufgeschlitzt. Während ich einen von Grievous Schlägen blockte, versuchte ich zu meinem Padawan hinüber zu schielen, um zu sehen wie schlimm es war. Ich konnte in den wenigen Sekunden nicht viel erkennen, aber mir war bewusst, dass ihr nicht viel Zeit blieb. 
Die neu entfachte Wut verleihte mir neue Kraft und mit einem gewaltigen Machtstoß schleuderte ich den Droidengeneral durch das gesamte Lagerhaus. Es war mir egal, was mit ihm geschah, denn er war sofort vergessen, als ich herumwirbelte und zu Ahsoka eilte.
Im ersten Augenblick dachte ich, sie würde nicht einmal atmen, aber dann bemerkte ich das unregelmäßige Heben und Senken ihrer Brust. Sie sah grauenvoll aus. Mehrere Schnittwunden eines Lichtschwertes waren an Armen und Beinen zu erkennen und an ihrem Hals zeichneten sich bereits erste Würgemale ab. Vom aufgeschlitzten Bauch gar nicht zu reden... Es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebte, erkannte ich schnell und war mir dessen bewusst, dass ich sie so schnell wie möglich zurück zum Schiff bringen musste. 
In der Hoffnung sie nicht noch mehr zu verletzen, schob ich meine Arme unter ihren Körper und hob sie vorsichtig hoch. Schlaff lag sie in meinen Armen und ich befürchtete, dass sie tatsächlich noch in meinen Armen sterben könnte. Die Angst wuchs mit jeden Schritt den ich in Richtung Schiff tat, aber irgendwie schaffte ich es sie lebend zum rettenden Hangar zurückzubringen. 
Rex und der Rest meiner Männer kämpften noch immer tapfer gegen die Belagerung und hielten die Stellung, wie ich es ihnen befohlen hatte. Als ich mit Ahsoka  auf dem Arm in den Hangar stürmte, spürte ich die kurz anhaltende Erleichterung für die herannahende Evakuierung, allerdings siegte letztendlich die Besorgnis, als die Männer meinen Padawan erkannten. "Zwei Männer zu mir! Ich brauche Rückendeckung! Der Rest, fertig zur Evakuierung!" Sofort änderten die Klonsoldaten die Formation. Rex und Kix tauchten neben mir auf und hielten mir den Rücken frei, während ich mich bis zum Schiff vorkämpfte. Kaum hatte ich die Rampe betreten, blieb Rex zurück um das Feuer zu erwidern, während Kix den Medi Rucksack von seinen Schultern nahm und ich mich langsam auf die Knie sinken ließ um Ahsoka vorsichtig gegen eine Frachtkiste zu lehnen, damit Kix sie versorgen konnte. Obwohl sich jede Faser meines Körpers dagegen wehrte, sie allein zu lassen, hastete ich widerwillig zur Rampe zurück und gab den restlichen Männern Rückendeckung, bis endlich alle an Bord waren und die Triebwerke starteten. Erst als die Entwarnung vom Piloten kam, atmeten wir auf, auch wenn die Anspannung noch lange nicht verschwunden war. Erst wenn Ahsoka wieder kerngesund zum Training erscheinen würde, würde meine Sorge um sie verschwinden. Ich hatte endlich eingesehen, dass es zwecklos war, meine Gefühle gegenüber Ahsoka zu verbergen oder auch nur zu verleugnen. Auch wenn ich nicht genau wusste, welcher Natur diese Gefühle entsprangen, so wusste ich mit Sicherheit, dass sie gegen den Kodex der Jedi verstoßen würden. Dies war genau der Grund, weshalb ich Ahsoka nie etwas davon gesagt hatte, aber der wissende Blick meines ehemaligen Meisters genügte um zu wissen, dass er es ahnte. 
Ich schüttelte diese Gedanken ab, denn im Moment zählte nur Ahsoka und...
Ich hatte nicht einmal bemerkt wie wir gelandet waren, denn ich hatte unbewusst die ganze Zeit auf die reglose Gestalt meines Padawans gestarrt, welche noch immer von Kix versorgt wurde. Kaum hatte sich die Rampe geöffnet, wurde ich beinahe von zwei weiteren Klonen umgerannt, welche eine Trage zwischen sich trugen. Ich musste mich zusammenreißen um die Soldaten nicht zu würgen, als sie Ahsoka anhoben und behutsam auf die Trage verfrachteten. Vermutlich hatten sie meinen finsteren Blick gespürt, denn sie beeilten sich mit Ahsoka auf der Trage und Kix im Schlepptau, das Schiff zu verlassen. Ich wollte ihnen gerade folgen, als Kix zurückblieb und mir den Weg versperrte. Er hatte seinen Helm abgenommen und auch wenn ich mir sicher war, dass Obi-Wan keinen Klon hatte, so sah Kix's wissender Blick genauso aus wie der meines Meisters. "Sie hatte Glück, General. Der Commander wird wieder gesund." 
Auch wenn ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, sacken meine Schultern vor Erleichterung nach unten und ich atmete tief durch. "Danke, Kix."
Er trug noch immer diesen wissenden, aber nun auch warnenden Blick, als er kurz nickte und sich dann entfernte. 
Natürlich wusste ich, dass ich nicht so für Ahsoka empfinden sollte, aber im Moment war mir nichts gleichgültiger als die Regeln und Verbote des Jedi Ordens.


Endlich mal wieder ein langes Kapitel ;-) Ich hoffe es gefällt euch, ich versuche bei den nächsten ein paar mehr romantische Szenen einzubauen, aber ich will mich nicht immer wiederholen... habt ihr vielleicht noch Ideen oder Anmerkungen? ^^
PS: was haltete ihr davon, wenn ich die Perspektivwechsel so (***) darstelle? Ich bin der Meinung, dass es einen beim Lesen immer irgendwie rausbringt, wenn dann der Name einfach mittendrin steht, also was haltet ihr von der Alternative?

Hier die nächsten Os:
Traum
Training auf Telos
without a reason

One Shot to love you ~Anisoka~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt