Giftgas

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Nach einem langen Tag, den ich mit dem Unterricht von Jünglingen, hinter mir gebracht hatte, wollte ich nur noch schlafen. Den Schlaf würde ich dringend brauchen, denn mein Meister würde irgendwann in dieser Nacht von einer Mission zurückkehren. Das bedeutete, dass wir in den nächsten Tagen wieder auf Missionen geschickt werden würden. Ich freute mich darauf, endlich wieder mit den Jungs auf dem Schlachtfeld zu stehen, anstatt den Jünglingen im Tempel die Grundübungen der Lichtschwertkämpfe beizubringen. Es war bereits dunkel und die Ersten der vier Monde gingen bereits über Coruscant auf. Bereits im Halbschlaf betrat ich mein Quartier und kaum hatte ich mich auf meine Matte gelegt, war ich auch schon eingeschlafen.

Ein lauter Knall riss mich aus dem Schlaf und sofort war ich hellwach. Die geschulten Reflexe und die Wachsamkeit, welche ich auf dem Schlachtfeld verinnerlicht hatte, kamen sofort an die Oberfläche. Mit geübtem Blick sah ich mich im Quartier um, doch alles war wie immer, außer... 
Der Geruch!
Ich reagierte sofort und schnappte mir ein kleines Tuch aus einem der verborgenen Fächern in der Wand. Das Tuch presste ich über Mund und Nase, während ich versuchte so flach wie möglich zu atmen. Jemand griff den Tempel an und so wie es hier roch, wurden Gasbomben dafür verwendet. Mit Entsetzen musste ich feststellen, dass die Jünglinge selbst bei kleinen Dosen des Gases sterben würden. Sie wären schutzlos. Ich musste sie hier rausbringen und dann musste ich versuchen Hilfe zu holen. Mit einem Blick die Uhrzeit, stellte ich erleichtert fest, dass mein Meister noch immer nicht hier sein konnte. Das bedeutete, dass ich ihn kontaktieren konnte, damit alle Jedi außerhalb des Tempels gewarnt waren. Aber zunächst musste ich die Jünglinge hier rausbringen und hoffen, dass die anderen Jedi im Tempel lange genug durchhielten. Im Flur waren alle Lichter ausgefallen und eine Art Nebel hing in der Luft, welches nur das Gas sein konnte. Es drang ebenfalls durch das Tuch, doch ich musste gegen den aufkommenden Schwindel ankämpfen. Die Quartiere der Jünglinge war nicht weit entfernt, weshalb der Weg nicht weit war. 
Da ich keine Ahnung hatte, wer den Anschlag geplant hatte und ob es noch weitere Fallen gab, um den Jedi zu schaden, musste ich sehr vorsichtig sein. Überall könnten weitere Fallen platziert sein und da der Boden durch dieses neblige Gas nicht zu sehen war, wären Sprengfallen möglich. Ich öffnete die Quartiere der Jünglinge ohne vorher zu klingeln und riss die Kinder aus dem Schlaf. So ruhig wie möglich versuchte ich ihnen die Situation zu erklären und erleichtert stellte ich fest, dass sie sofort auf mich hörten. Auf meinem Befehl hin schützten sie ebenfalls ihre Atemwege gegen das Gas, bevor mir alle sieben Jünglinge durch die Flure in die unteren Etagen folgten. Der Weg zum Hangar war der reinste Spießrutenlauf. Mit Absicht suchte ich den gesamten Boden ab und achtete darauf, dass die Jünglinge nur dort hin traten, wo ich den Weg bereits frei gemacht hatte. Außerdem achtete ich darauf, dass wir jedem aus dem Weg gingen, der kein Jedi sein könnte. Glücklicherweise schafften wir es ohne Zwischenfälle, aber meine Vermutung mit den Sprengfallen bestätigte sich. Ein oder zwei Mal wäre ich beinahe auf einer Sprengfalle getreten, weil meine getrübten Sinne mich langsam im Stich ließen. Am Tor vom Hangar angekommen, suchte ich weitere Sprengfallen, doch ich fand keine, aber dafür war die Tür verriegelt. Mit einem einfachen Wink der Macht entriegelte ich das Tor und öffnete es. Ein Teil des Gases entwich nach draußen und für einen Moment konnten wir wieder frei atmen. Ernst drehte ich mich zu den Jünglingen um, welche verängstigt zu mir hoch sahen. "Hört zu: Ihr müsst hier bleiben und auf Meister Skywalker warten. Er wird bald hier eintreffen. Ihr müsst ihm die Lage erklären und er soll mich sofort kontaktieren. Habt ihr verstanden? Kehrt auf keinen Fall in den Tempel zurück und wartet auf Meister Skywalker." Die Jünglinge nickten verstehen und ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich zurück in den Tempel ging. Das Tor zum Hangar verschloss ich wieder und durchschnitt die Sicherungen, damit niemand herein oder heraus kam. Wer auf immer im Tempel war, musste geschnappt werden. Außerdem kannte ich Anakin gut genug um zu wissen, dass er mir sofort folgen würde, wenn er erfuhr was ich im Begriff war zu tun.

Schon im Anflug auf den Hangar hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Ich ordnete zunächst an, dass das Abladen des Kreuzers auf den nächsten Tag gelegt wird. Meine Männer waren erschöpft von der Schlacht und die Regeneration war nach solch anstrengenden Tagen auf dem Schlachtfeld wichtig. Ich selbst wollte im Moment einfach nur ein paar Stunden schlafen, doch kaum trat ich hinaus in den Hangar, wurde mir bewusst, dass der Schlaf noch warten musste. Mehrere Jünglinge standen mitten im Hangar. Als sie auf mich zu kamen, war ich drauf und dran sie zurechtzuweisen, dass sie mitten in der Nacht nichts im Hangar zu suchen hatten. Die Welle der Angst und Unsicherheit, welche in der Macht von den Kindern ausging, ließ mich jedoch innehalten. "Meister Skywalker!" Eines der Kinder trat vor und alle sahen mich hoffnungsvoll an. Was hatte das alles zu bedeuten? Was verdammt nochmal, war hier los?! 
"Was ist hier los? Was tut ihr hier draußen im Hangar?" Der Jüngling, der vorgetreten war begann zu sprechen. "Meister Skywalker, der Tempel wurde angegriffen. Padawan Tano hat uns rausgebracht, damit wir Euch warnen können. Im gesamten Tempel ist Giftgas freigesetzt worden." 
Wieso musste so etwas immer passieren, wenn Ahsoka nicht bei mir war?! 
"Wo ist Padawan Tano jetzt?" Ich winkte noch einmal Rex zu mir, welcher ohne zu widersprechen an meiner Seite erschien, obwohl er eigentlich schon Feierabend hatte. "Das wissen wir nicht genau, aber sie hat darum gebeten, dass Ihr Padawan Tano kontaktiert, sobald Ihr hier seid." Grimmig nickte ich und wand meine Aufmerksamkeit Rex zu. "Es tut mir leid, dass der Feierabend noch warten muss, aber bitte bring die Jünglinge zu Kix, er soll eine Probe nehmen und mir sagen um welches Gas es sich handelt. Danach müssen wir eine verschlüsselte Nachricht an alle Jedi an der Front schicken, damit sie informiert sind." Mein Captain nickte gehorsam und nahm die Jünglinge in seine Obhut. Ich stellte meinen Komlink auf Ahsokas Funkfrequenz und versuchte eine Verbindung herzustellen. Beinahe rechnete ich damit, dass sie nicht antworten würde, aber dann hörte ich ihre Stimme. "Padawan Tano, hört." 
"Ahsoka, wo um der Macht Willen bist du?! Was hast du vor und wieso bist du nicht bei den Jünglingen im Hangar geblieben?!" Ein kurzes statisches Rauschen war zu hören, bevor sie mir antwortete. "Ich bin im Kontrollraum und werde die Lüftung anschalten und das Gas nach oben ableiten. Aber, Meister, folgt mir nicht, im Tempel..." Das statische Rauschen wurde stärker und ihre Stimme verschwand. "Ahsoka! Ahsoka, bitte kommen!" Die Verbindung war abgebrochen. Ich konnte sie nicht mehr erreichen. Fluchend wollte ich das Tor zum Tempel öffnen um Ahsoka suchen zu gehen, aber das Tor öffnete sich nicht. Ahsoka wollte nicht, dass ich nach ihr suchte, sie musste die Sicherung beschädigt haben. Genervt und besorgt um meinen Padawan, nahm ich mein Lichtschwert in die Hand und begann ein Loch in das Tor zu schneiden. Ich war gerade mit der Hälfte durch, als Rex wieder an meiner Seite erschien. "General, ich habe die Jünglinge zu Kix gebracht und die Nachricht an die Front geschickt." Ich nickte knapp, sah jedoch nicht von meiner Arbeit auf. "Gut, ich brauche zwei Atemfilter und zwei Männer auf dem Dach des Tempels, welche den Lüftungsschacht im Auge behalten. Außerdem brauche ich an jedem Ein- und Ausgang Wachen. Jeder der kein Jedi ist, soll bewacht und überprüft werden." Mir war bewusst, dass ich gerade alles von meinen Männern abverlangte, aber im Moment waren alle Jedi im Tempel auf uns angewiesen. "Ja, Sir." Schon war er weg und ich arbeitete mich weiter vor. 
Meine Arme zitterten vor Anstrengung, aber wenige Momente später war der Kreis komplett und ich hob das Stück Metall mit der Macht heraus. Gasartige Nebelschwaden waberten durch das Loch im Tor. Als ich hindurchsah, konnte ich nichts  als Dunkelheit erkennen. Schon ein bisschen von dem Gas reichte aus, dass mir leicht schwindelig wurde. Schnell trat ich ein paar Schritte zurück. Wenn so wenig Gas schon ausreicht um Wirkung zu zeigen, wollte ich mir gar nicht ausmalen, wie schlecht es Ahsoka gehen musste. Vielleicht war die Verbindung zu ihr nicht abgebrochen. Vielleicht hatte sie einfach nicht mehr antworten können... Darüber wollte ich gar nicht nachdenken, aber ich konnte nicht verdrängen, wie sich ihre Stimme durch den Funk angehört hatte. Sie klang so fertig und beinahe wie benebelt, ich musste sie so schnell wie möglich finden. Bevor das Gas sie umbrachte. 
mein Captain erschien neben mir und händigte mir die Atemfilter aus. Einen steckte ich in eine Tasche an meinem Waffengurt, bevor ich den Anderen aktivierte. "Wollt Ihr dort wirklich allein rein gehen, General?" Ich sah Rex mit einem gequälten Lächeln an. "Ich habe keine andere Wahl. Ich brauche dich hier draußen um die Männer zu koordinieren." Ich setzte den Atemfilter auf und näherte mich dem Loch im Tor, aus dem noch immer Gas strömte. Kurz bevor ich in dem Loch verschwand, wand sich Rex noch einmal an mich. "General!" Ich drehte mich fragend zu meinem besten Mann um. "Bringt den Commander sicher zurück." Ich nickte knapp und verschwand im Inneren des Tempels. Ohne Ahsoka würde ich hier nicht raus gehen. Im Tempel war es dunkel und als ich mein Lichtschwert zündete wurde mir bewusst, wieso nicht einmal das Mondlicht die Flure erhellte. Der Temple wurde abgeriegelt. Das musste ebenfalls Ahsoka gewesen sein. Manchmal verfluchte ich mich dafür, dass ich sie so gut ausgebildet hatte. Das würde es schwieriger machen sie zu finden. 
Noch nie war der Tempel so ausgestorben und düster. Ich konnte nur hoffen, dass es vor der Abriegelung noch mehr Jedi aus dem Tempel geschafft hatten und dass sie das Gas überleben würden. 
Der Kontrollraum war eine Ebene über mir, weshalb ich bis zu den Aufzügen schlich und einen von ihnen aktivierte. Glücklicherweise schien der Storm zu funktionieren und ich konnte ungehindert den Aufzug benutzen. Selbst in der nächsten Etage begegnete ich niemandem. Vorsichtig schlich ich durch die Gänge, bis ich endlich vor dem Kontrollraum stand. Als ich versuchte die Tür zu öffnen blieb diese verschlossen. Wieso war sie verschlossen? Mit einem Schub der Macht, entschlüsselte ich den Schließmechanismus und die Tür öffnete sich. Für einen Moment durchströmte mich Erleichterung. Ahsoka stand auf den Monitor eines Kontrollpultes gestützt direkt vor mir. Sie sah zunächst alarmiert auf und ich war froh darüber, dass sie so weit gedacht hatte und sich vor dem Gas, mit einem Tuch vor den Atemwegen, versucht hatte zu schützen. Als sie mich erkannte, schien alle Anspannung von ihr zu weichen. Aber nicht nur die Anspannung schien von ihr abzufallen, auch die Kraft und die Willenskraft noch länger durchzuhalten schien sie in diesem Moment vollkommen zu verlassen. Ich hatte keine Zeit um so schnell um den Kontrollpult herum zu gehen und sie aufzufangen. Ahsoka kam auf dem Boden auf und blieb regungslos liegen. Panik und Angst fluteten meine Adern, als ich zu ihr stürmte und neben ihr niederkniete. Vorsichtig nahm ich sie in den Arm und versuchte trotz gedämpfter Stimme, durch den Filter, auf sie einzureden. "Ahsoka! Hey, Ahsoka! Hörst du mich?!" Ihre Augenlider flatterten und öffneten sich zur Hälfte. Sie schien wie betäubt und konnte sich kaum auf einen Punkt fixieren. Ahsoka schien mich nicht einmal wirklich wahr zu nehmen. Mit einem kurzen Blick auf den Monitor vor dem sie gestanden hatte, stellte ich fest, dass die Lüftung schon aktiviert war. Jetzt musste ich sie nur noch so schnell wie möglich hier rausbringen. Mit zitternden Händen holte ich den zweiten Beatmungsfilter heraus und legte ihn Ahsoka um. Als sie wieder frei atmen konnte, schien sie wieder richtig zu sich zu kommen. Vorsichtig stützte ich sie um ihr auf die Beine zu helfen. Kaum stand sie auf eigenen Beinen, versuchte sie sich aus meinem Griff zu winden. Stur hielt ich sie mit einem Arm um ihrer Taille fest. Ahsoka protestierte nicht weiter und ließ sich von mir stützen. Kaum tat sie einen Schritt, gaben ihre Beine unter ihr nach und nur dank meines festen Griffes, fiel sie nicht erneut zu Boden. Jeder Schritt war ein Kampf für sie, aber zusammen schafften wir es aus den Kontrollraum und bis zu den Aufzügen. Ahsoka hatte mit der Bewusstlosigkeit zu kämpfen, weshalb ich mich beeilte aus dem Auszug zu kommen. Das Mondlicht, welches durch das Loch schien, welches ich in das Hangartor geschnitten hatte, kam in Sicht. Ich versuchte sie so schnell wie möglich dorthin zu bringen, aber dann geschah alles viel zu schnell. 
Ahsoka stieß einen Warnschrei aus und im nächsten Moment war Ahsoka aus meinem Arm verschwunden und ich wurde zu Boden gerissen. Ein lauter Knall war zu hören und alles wurde schwarz um mich herum.

Vor meinen Augen tanzten schwarze Punkte und Sterne um die Wette, doch ich zwang mich, mich hoch zu stemmen. Wir hatten eine der Sprengfallen aktiviert und bei der Explosion war mein Filter beschädigt worden. Das Loch aus dem Licht schien, war nicht mehr weit entfernt, also musste ich nur noch kurz durchhalten und wir wären in Sicherheit. Suchend sah ich mich nach meinem Meister um und fand ihn bewegungslos am Boden. Noch einmal sammelte ich all meine Kraft, kämpfte den Schwindel nieder und schleppte mich zu ihm herüber. Anakin war bewusstlos und wachte selbst dann nicht auf, als ich an seiner Schulter rüttelte. Ich packte ihn unter den Armen und schleifte ihn so gut es mir trotz des Schwindels möglich war, bis zu diesem Loch im Tor des Hangars. Es stellte sich als ziemlich schwierig heraus, ihn durch das Loch zu bekommen, aber kaum hatten die Clone im Hangar uns bemerkt, kamen sie sofort zur Hilfe. Sobald mein Meister in Sicherheit war, verließ mich auch den letzten Rest meiner Kraft und ich brach kraftlos zusammen. Verschwommen nahm ich ein Gesicht direkt über mir wahr. "Guter Job, Commander." Zitternd hob ich eine Hand und hielt den Daumen hoch, bevor Rex's Gesicht von der Dunkelheit überschattet wurde.

One Shot to love you ~Anisoka~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt