Mein jüngeres Ich

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Ich zerbrach mir nun schon seit Tagen, Wochen, Monaten das Hirn über etwas, dass ich hatte vergessen wollen. Aber ich konnte es einfach nicht. Auf jede erdenkliche Weise hatte ich versucht mich abzulenken, aber ich bekam sie einfach nicht aus dem Kopf. Ich hatte einen riesigen Fehler begangen, dessen war ich mir ab dem Moment bewusst, als sie meine Hand um ihre Silkaperlenkette geschlossen und den Orden verlassen hatte. Der Fehler war es nicht nur, sie gehen zu lassen, sondern mein Herz an sie zu verlieren. Als sie noch an meiner Seite gekämpft hatte, war ich mir dessen nicht bewusst gewesen, aber nun wo ich sie vermutlich für immer verloren hatte, zerbrach es mir das Herz. Ich war mir sicher, dass ich nicht ohne sie leben konnte, ich wollte sie an meiner Seite und dafür war mir jedes Mittel recht. Daher war ich nun im Begriff etwas ziemlich dummes zu tun. 
Eine Frau, welche ich auf den Straßen der unteren Ebenen getroffen hatte, eröffnete mir eine Lösung für mein Problem. Ihre Signatur in der Macht fühlte sich seltsam an und erinnerte mich an die Gestalten, welche ich zusammen mit Obi-Wan und Ahsoka auf Mortis getroffen hatte. Sie stellte sich mir als "die Mutter" vor und obwohl ich vermutete, dass sie etwas mit dem Vater und seinen Kindern zu tun hatte, vermied ich es sie darauf anzusprechen. Die Mutter bot mir etwas an, dass ich zunächst ausschlagen wollte, allerdings siegte der Wunsch, Ahsoka wieder an meiner Seite zu wissen. Falls das was die Mutter vorhatte, wirklich funktionierte, würde ich sie endlich wieder in die Arme  schließen können. 
Nun lag ich auf einer kleinen Matte in einem Raum, welcher vermutlich eine Küche sein sollte, allerdings stapelten sich auf einem Tisch etliche Schüsseln und seltsame Gegenstände. Es erinnerte mich an die Unterkunft von Mutter Talzin und ihren Hexen. Die Mutter kam nun zu mir herüber geschlürft und sah mit ihrem runzligen alten Gesicht auf mich herab. Dann hielt sie mir eine bläulich schimmernde Flüssigkeit unter die Nase. "Trink das."
Kaum hatte ich es ihr aus der Hand genommen, drehte sie sich wieder um und rieb ihre Hände mit einem seltsamen gelben Pulver ein. "Was ist das?" Die Flüssigkeit roch abscheulich und ich verzog angewidert das Gesicht. Sie durchbohrte mich mit ihren Blicken. "Stell keine Fragen! Tu einfach was ich sage, wenn du deine Freundin wiederhaben willst!" Ich verkniff mir einen bissigen Kommentar und kippte die Flüssigkeit in einem Zug herunter. Eigentlich hatte ich mit einem widerlichen Geschmack gerechnet, aber es schmeckte nach gar nichts. Allerdings wurden meine Gedanken sofort träge und die Welt um mich herum verschwamm. Mein Kopf fiel auf die Matte zurück und meine Augenlider wurden so schwer, dass ich sie selbst mit Gewalt kaum offen lassen konnte. Das verzerrte Gesicht der Mutter erschien wieder vor mir und das Letzte was ich hörte war die schiefe Stimme der Alten. "Du wirst die Vergangenheit verändern, hörst du?! Das heißt, die Gegenwart jetzt wird sich auflösen und du ebenso..." schon verschwand mein Verstand in den Tiefen der Zeit.

***

~~~

Besorgt verließ ich Dex's Cantina und wanderte durch die oberen Ebenen von Coruscant während ich auf mein Datenpad starrte. Es war bereits dunkel und ich war von diesem Tag so müde, dass ich mich entschloss den Weg zurück zum Tempel anzutreten. Theoretisch sollte ich nun mitten in einer Raumschlacht sein, aber stattdessen waren Ahsoka und ich mitten in unserer Mission abgezogen und zum Tempel zurückgerufen worden. Der Tempel war bombardiert worden und da Ahsoka und ich die Einzigen waren, welche zur Tatzeit nicht im Tempel waren, sollten wir herausfinden wer dies getan hatte und ob ein Jedi dahinter steckte. Dabei machte ich mir vor allem um Ahsoka Sorgen, da sie der Gedanke, dass dahinter ein Jedi stecken könnte, beunruhigt. Meine Gedanken kreisten um meinen Padawan, als ich plötzlich eine starke Präsenz in der Macht spürte, welche mich zu verfolgen schien. 
Bewusst ging ich langsamer und tat, als würde ich noch immer nicht bemerken, dass mich jemand verfolgte. Ich bog in eine Seitengasse ein, steckte schnell mein Datenpad weg und verschmolz mit dem Schatten an der Wand der Seitengasse. Regungslos harrte ich aus und wartete. Es dauerte nicht lange, bis eine große, dunkle Gestalt am Ende der Gasse erschien. Den breiten Schultern nach zu urteilen, handelte es sich um einen Mann. Der Rest des Körpers war von einem dunklen Umhang verborgen, dennoch kam mir irgendetwas an ihm vertraut vor. Langsam kam er näher und ich erkannte, dass sich um einen Menschen handelte. Er hielt den Kopf gesenkt, dennoch sah ich einen dunklen Bartschatten. "Anakin Skywalker...", sprach er mich direkt an. Seine raue Stimme klang seltsam vertraut. Meine Hand zuckte wie automatisch zu meinem Lichtschwert. "Wer seid Ihr? Woher wisst Ihr meinen Namen?" Er schüttelte den Kopf und seine Lippen verzogen sich zu  einem traurigen Lächeln. Bevor ich reagieren konnte, riss er die Hand hoch und ich wurde gegen die Wand geschleudert. Er hielt mich mit einer so immensen Macht dort, dass ich nicht einmal als Auserwählter gegen diese Kraft ankam. Er schien, die gleichen Kraftreserven zu besitzen, aber das... das war unmöglich...
Mit all meiner Kraft versuchte ich mich dagegen zu stemmen, aber er hielt mich dort, ohne dass ich etwas tun konnte. Langsam kam er näher und als er direkt vor mir stand, konnte ich endlich sein Gesicht erkennen. 
"Du stellst die falschen Fragen. Die Frage ist: Wann sind wir?" Verwirrt und sprachlos starrte ich in das Gesicht meines älteren Ebenbildes. 
Das musste eine Täuschung sein. Eine Täuschung durch die Sith... Was sollte es sonst sein?
"Was...?", würgte ich hervor und konnte es noch immer nicht fassen. Mein älteres Ich schien genervt und zog die Augenbrauen zusammen. "Welche Zeit haben wir?! In welcher Schlacht haben wir zuletzt gekämpft?" Ungeduldig verstärkte er seinen Griff um mich und ich spuckte die Worte einfach so aus. "Die Schlacht von Cato Neimoida." Erschrocken riss mein anderes Ich die Augen auf und wich zurück. Dabei verschwand der Druck auf meinem Körper und ich konnte mich wieder bewegen. "Nein...", wisperte er, bevor er sich wieder an mich wand, "ist es schon passiert?" 
Verwirrt zog ich die Augenbrauen hoch und verschränkte misstrauisch die Arme vor der Brust. "Was soll schon passiert sein? Wer bist du überhaupt und wieso siehst du aus wie ich?" 
Der andere Mann atmete tief durch bevor er näher kam und seine Kapuze absetzte. Die dunklen Haare waren länger als meine und es zeichneten sich dunkle Ringe unter seinen Augen ab, als hätte er viele Tage nicht geschlafen. "Wer ich bin, ist nicht wichtig. Ich bin du in der Zukunft, mehr musst du nicht wissen. Sag mir nur eines: Wo ist Ahsoka?" Nun wurde ich wirklich misstrauisch. Wenn er wirklich ich war, dann sollte er doch wissen, wo sie nun war oder nicht? Was sollte er von ihr wollen? Auf keinen Fall würde ich zulassen, dass er sie treffen würde. Ahsoka gehörte mir und... 
Sofort ruderte ich zurück. Sie gehörte nicht mir, wie kam ich denn auf diesen Gedanken? Es sollte mir egal sein... Aber das war es nicht und dies spürte ich immer häufiger wenn es um Ahsoka ging. 
"Sie ist vermutlich im Tempel...", erklärte ich vorsichtig. Mein älteres Ich ließ erleichtert die Schultern hängen und schien nun deutlich entspannter, bis er mir eine Hand auf die Schulter legte und eindringlich auf mich einsprach. "Hör zu, es ist egal ob du mir glaubst, dass ich aus der Zukunft bin. Ich weiß, dass du und Ahsoka von der Schlacht abgezogen wurdet um gegen denjenigen zu ermitteln, welcher den Tempel bombardiert hat. Ihr werdet eine Verdächtige finden, aber lass Ahsoka niemals allein mit ihr sprechen, verstehst du? Diejenige, die hinter dem Anschlag steckt, ist eine von Ahsokas engsten Vertrauten. Sie wird versuchen deinem Padawan das Ganze anzuhängen, verstehst du? Wenn du nicht auf mich hörst, wirst du sie verlieren, so wie ich sie verloren habe und das wird dir das Herz brechen." 
Erschrocken versuchte ich zu verarbeiten was mein älteres Ich alles wusste und aus irgendeinem Grund glaubte ich ihm. Es klang noch so absurd, aber ich glaubte ihm. Vielleicht tat ich das, weil ich Ahsoka unter keinen Umständen verlieren wollte und wenn er recht hatte, würde ich das, wenn ich nichts dagegen unternahm. Also nickte ich ernst. "In Ordnung, ich glaube dir." Dies schien dem anderen Anakin zu reichen und er nickte erleichtert. "Gut, aber sprich nicht darüber, dass du mich gesehen hast", er wich zurück und schien durchscheinend, als er  mit den  Schatten zu verschmelzen begann. "Warte! Werde ich dich wieder sehen?", rief ich ihn zurück und ein trauriges Lächeln erschien auf seinem durchscheinenden Gesicht. Ich meinte sogar die Wand der Gasse durch ihn hindurch zu sehen. Langsam schüttelte er den Kopf. "Nein das wirst du nicht. Die Zeit wurde mit unserem Gespräch bereits geändert. Meine Zeitlinie wird sich auflösen und ich ebenso. Denk an das was ich dir gesagt habe und hörte auf das, was du wirklich für sie empfindest." 
Dies waren seine letzten Worte als er verschwand. Anakin hatte sich einfach so in Luft aufgelöst aber ich wusste nun, was ich zu tun hatte um Ahsoka nicht zu verlieren. Ich würde niemals zulassen, dass sie mir jemand nahm, das schwor ich mir und meinem älteren Selbst, welches gerade aufgehört hatte zu existieren.

Da ist endlich das nächste Kapitel und ich hab das Vorabitur erst einmal erfolgreich hinter mir ^^ nach den Ferien gehts dann weiter, deswegen werde ich dann vermutlich auch kaum schreiben, aber in den Ferien dafür umso mehr ^^ Hier erstmal die nächsten Os:
Brainwash
die in your arms
Dolch

kurzer Zwischenstand: wir haben noch 13 One Shots offen, ab dem nächsten werde ich es so machen, dass ich alle übrig gebliebenen Os zur Wahl freigebe.
Übrigens werden wir heute die 10 K in dieser Story knacken ^^

One Shot to love you ~Anisoka~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt