Zuflucht

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Ich warf meinem Meister einen besorgten Seitenblick zu, während wir durch die Gassen des Planeten Andalia hetzten. "Na los! Wir müssen weiter!", rief er und zwang mich dazu meinen Schritt zu beschleunigen. Dennoch musste ich meinen Sprint drosseln, als Anakin versuchte die Blutung von dem tiefen Schnitt auf seiner Brust zu stoppen. 
Unsere Mission war die Observierung eines separatistischen Stützpunktes gewesen. Das endete darin, dass die Mission, ganz nach der Skywalker-Methode, in etlichen Explosionen endete und wir nun auf der Flucht vor einem Kopfgeldjäger und einem Haufen Attentäterdroiden waren. 

Ich wusste nicht wie lange wir inzwischen auf der Flucht waren, aber es fühlte sich an, als wären wir schon seit Stunden durch die Stadt und die angrenzenden Felder gehetzt. Anakins Atem ging schwer als wir durch hüfthohes Getreide rannten. Mit einem flüchtigen Blick über die Schulter versicherte ich mich, das wir außerhalb der Sichtweise unserer Verfolger waren, bevor ich nach dem Arm meines Meisters griff. Mit einem kräftigen Ruck, zog ich ihn herunter, in die Deckung der Getreidepflanzen. Er öffnete den Mund um zu protestieren, aber ich hielt die Worte mit meiner Hand vor seinen Lippen auf, während ich die Augen schloss und versuchte mich auf die Macht um mich herum zu konzentrieren. Dies war gar nicht so leicht, solange ich Anakins Lippen an meiner Hand spürte. Unsere Verfolger kamen immer näher und schlug erneut die Augen auf. Mit einem Blick ermahnte ich Anakin ruhig zu sein und deutete mit Handzeichen die Positionen unserer Verfolger. Als er nickte, nahm ich meine Hand von seinem Mund und kauerte mich weiter in die Deckung des Feldes. Regungslos harrten wir aus und lauschten auf die Geräusche, als unsere Verfolger durch das Getreide eilten. Nur wenige Meter von uns entfernt, schlich einer der Droiden durch das Feld und wir hielten den Atem an, bis sie an uns vorbeigezogen waren. Nachdem sie außer Hörweite waren, warteten wir noch eine Weile, bis wir sicher waren, dass unsere Verfolger verschwunden waren. Als wir uns aus den Feldern zurück in die Stadt kämpften versuchte mein Meister seine Schmerzen vor mir zu verstecken, allerdings kannte ich ihn zu gut um nicht zu sehen, dass der Schnitt an seine Brust schlimmer war, als es aussah. Noch bevor wir die Stadt erreichten, atmete er schwer und stützte sich an einem Baum ab. Ich sah ihn an und fasste eine Entscheidung. Von sich aus würde er seine Schwäche niemals zugeben, also musste ich das in die Hand nehmen. "Hinsetzen", befahl ich und Anakin wollte widersprechen, aber ich ließ ihn nicht einmal zu Wort kommen. Als ich ihn zwang sich auf einen Baumstumpf zu setzen, konnte ich endlich die Schnittwunde ins Auge nehmen. Es hatte bereits aufgehört zu bluten, allerdings war sie verunreinigt und als ich meine Hand, zum testen seiner Temperatur auf Anakins Stirn legte, stellte ich fest das er Fieber hatte. Die Schnittwunde war entzündet und er würde in diesem Zustand nicht mehr lange durchhalten. Wir mussten so schnell wie möglich eine Unterkunft finden, in der wir für ein paar Tage Zuflucht finden konnten, bis es ihm besser ging. 
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, zog ich ihn hoch und zwang meinen Meister mir in die Stadt zu folgen. Mit jedem Meter musste ich Anakin mehr stützen und ich versuchte ihn in die Straße entlang zu schleppen. Als ich endlich eine zwielichtige, aber unauffällige Unterkunft entdeckte, welche Zimmer zum Übernachten anbot, zog ich meinen Meister genau dorthin. Anakin war inzwischen mehr bewusstlos als wach und ich schnaufte unter seinem erdrückenden Gewicht. Mit einem unauffälligen Wink der Macht öffnete ich die Tür und betrat eine Art kleines Vorzimmer mit einem Schalter auf der linken Seite. Vorsichtig löste ich meinen Griff um Anakins Taille und hoffte, dass er für einen Moment sicher stehen würde. "Warte hier!", beschwor ich ihn und wartete ein knappes Nicken seinerseits ab, bevor ich ihn losließ. Schnell wand ich mich an den Schalter und sah mich einem gelangweilten alten Togruta gegenüber. Als er mich ansah, hellte sich seine Miene ein wenig auf, vermutlich sah er nicht oft jemanden von seiner Spezies. "Was kann ich für dich tun, Kleine?" 
Ich redete nicht um den heißen Brei herum. "Ich brauche ein Zimmer, vielleicht für ein paar Tage." Der Togruta nickte und schob mir eine Schlüsselkarte rüber. Als ich die paar Credits auf den Tisch legte die wir dabei hatten, hielt ich sie jedoch zurück, als der Ältere danach greifen wollte. "Ich und mein Freund dort hinten, sind nie hier gewesen", erklärte ich mit eindringlichem Blick und wartete das Nicken des Togruta ab, bevor ich meine Hand von der großzügigen Bezahlung nahm, die Schlüsselkarte in eine meiner Taschen verstaute und zu Anakin zurückkehrte. Schwankend schleppte ich meinen Meister die wenigen Treppen bis zu den Zimmern hinauf und schleifte ihn durch den schmalen Flur. Als ich endlich das Zimmer gefunden hatte, zerrte ich Anakin in das Zimmer und ließ ihn auf das schmale kleine Bett fallen. Stöhnend blieb er mit geschlossenen Augen liegen. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und er atmete schwer. Ich verriegelte die Tür und checkte das kleine Fenster und verdunkelte dieses bis nur noch das gedämpfte Licht des Sonnenaufgangs hineinschien. Als ich mir sicher war, dass keine unmittelbare Gefahr drohte, suchte ich das bisschen Medi-Zeug zusammen, das wir dabei hatten und setzte mich auf die Bettkante. Anakin war inzwischen bewusstlos oder er schlief. Dennoch rührte er sich nicht, als ich begann den oberen Teil seiner Robe abzulegen um die Schnittwunde richtig versorgen zu können. Als er schließlich nur noch mit Hose und Stiefeln bekleidet vor mir lag, betrachtete ich die Verletzung eingehend. Das zerfetzte Fleisch leuchtete in einem dunklen rot und das getrocknetes Blut stellte einen scharfen Kontrast zu seiner blassen Haut dar. Ich tränkte ein Stück Stoff mit Wasser und reinigte die Wunde von dem Blut, bevor ich eine Schicht mit Bacta darauf verteilte. Zum Schluss deckte ich die Wunde mit einem Bacta Pflaster ab.
Anakin war während der gesamten Prozedur nicht aufgewacht und ich tränkte ein Tuch mit kaltem Wasser, welches ich ihm auf die Stirn legte. Das Fieber musste gesenkt werden und vermutlich würde ich kein Auge zumachen können, bis das Fieber gesunken und das Schlimmste überstanden war. 
Die Sonne kroch über den Boden des staubigen Zimmers und ich blieb den gesamten Tag an Anakins Bett sitzen um mit kaltem Wasser seine Temperatur zu senken. Dabei warf ich immer wieder einen Blick auf die entzündete Verletzung. Als es bereits zu dämmern begann, meldete sich mein Magen. Anakin war noch immer nicht aufgewacht und das Fieber war noch nicht gesenkt. Als ich aus dem Fenster nach draußen sah, stellte ich fest das die Straßen sich langsam leerten und beschloss das es die perfekte Zeit wäre um einen Arzt oder einen Heiler aufzusuchen, außerdem brauchten wir Proviant, falls wir länger hierbleiben mussten. 
Nachdem ich sichergestellt hatte, dass Anakin noch immer weggetreten war und die Tür des Zimmers fest verschlossen war, bevor ich die Unterkunft verließ und mich auf die Straßen wagte. Ich hielt mich im Schatten und sendete meine Sinne in der Macht aus um eventuelle Gefahren vorzeitig zu spüren.   
Laut den Angaben des älteren Togruta am Schalter, musste es ein paar Straßen weiter einen Heiler geben. Als ich mich vergewissert hatte, dass ich nicht verfolgt wurde, näherte ich mich dem ausgewiesenen Schild zum Heiler. Als ich den Laden betrat sah ich mich mehreren alten Regalen gegenüber, dessen schmale Gänge direkt zu einer Ladentheke führten. Genau dorthin führte mich mein Weg. Die staubige Theke war leer und der Laden selbst wirkte wie ausgestorben.
"Hallo? Ist da jemand?", rief ich in den leeren Raum und hörte kurz darauf Schritte aus einem Hinterzimmer. Ein ergrauter Mann trat hervor und sah mich verwundert an, bevor er sich fasste und hinter die Ladentheke trat. "Wie kann ich helfen?" Seine Stimme war rau und leise, sodass ich Schwierigkeiten hatte ihn zu verstehen. "Ich brauche entzündungshemmende Medizin", erklärte ich ohne Umschweife. Der Mann nickte und drehte sich zu dem verstaubten Regal  hinter ihm um, wo er versuchte die verblasste Schrift auf einem kleinen Stück Flimsiplast zu lesen. Bei einem kleinen Fläschchen hielt er inne und nahm es aus dem Regal. Er überreichte es mir im Tausch gegen ein paar Credits und erklärte mir die Anwendung. So schnell wie möglich verließ ich den Laden wieder. Ich wusste nicht wieso, aber auf dem Rückweg wurde ich immer unruhiger und beeilte mich zurück in die Unterkunft zu kommen. Ich hatte kaum den Flur betreten, als die Panik mich erfasste und ich von einem Instinkt getrieben in das Zimmer stürmte in dem ich meinen Meister allein gelassen hatte. 
"Ahsoka!"
Ich zuckte zusammen, als ich ihn meinen Namen brüllen hörte und blieb mit einem Ruck mitten im Raum stehen. Anakin warf sich auf dem schmalen Bett hin und her. Er war schweißgebadet und schwer atmend, als er meinen Namen murmelte. Mein Meister war noch immer nicht bei Bewusstsein, dennoch schien sich sein Zustand verschlechtert zu haben. Sofort verriegelte ich die Tür und ließ mich an der Seite meines Meisters fallen. Immer wieder wisperte er meinen Namen, obwohl ich versuchte ihn zu beruhigen und erneut das Fieber zu senken. 
Als ich es schaffte Anakin das Antibiotikum zu verabreichen war es bereits mitten in der Nacht. Endlich schlief er ruhig und ich blieb vollkommen erschöpft vor dem Bett sitzen und legte für einen Augenblick meinen Kopf auf die Kante des Bettes um kurz die Augen zu schließen. 


"Ahsoka!", verzweifelt versuchte ich sie aufzuhalten, sie zu erreichen und sie zurück zu holen. Aber sie schritt einfach weiter in den Sonnenuntergang. Sie erreichte die Stufen, welche weg vom Jedi Tempel führten. Welche von mir wegführten. 
"Nein! Ahsoka, bleib hier!" 
Ich versuchte sie zu erreichen, zu ihr zu kommen, aber sie entfernte sich immer weiter von mir. Ahsoka schien mich nicht einmal zu hören. Die Verzweiflung riss mich von ihr fort und ich versank in den Tiefen meiner Einsamkeit. 
"Bleib bei mir...", wisperte ich in die Dunkelheit, als mir die Trauer die Kehle zuschnürte. Die Panik hatte mir zuvor beinahe die Haut versenkt, aber nun wo Ahsoka vollkommen verschluckt war vom Licht der untergegangenen Sonne, griff die Kälte nach mir und ich fühlte mich wie gelähmt. Gleichzeitig schien es diese Kälte zu sein, die mich zurückholte.

Tief einatmend schlug ich die Augen auf und verzog gleich darauf schmerzverzerrt das Gesicht als ein scharfer Schmerz durch meinen Brustkorb jagte. Dieser Schmerz vertrieb alle Rest des Albtraumes. Desorientiert musste ich feststellen das ich mich an einem Ort befand, den ich nicht kannte. Es war zu dunkel um viel zu erkennen und dem Anschein nach muss es mitten in der Nacht sein. Ohne einen Blick auf meine Brust zu werfen, wusste ich dass ich dort verletzt war und sich die Verletzung, den Schmerzen nach zu urteilen, entzündet hatte. Langsam kehrten die Erinnerungen der letzten Ereignisse zurück, aber das Letzte woran ich mich erinnerte war die Flucht durch die Felder gewesen. Alles danach war in Schwärze getaucht. Als ich die Stirn runzelte spürte ich wie ein Topfen meine Schläfe hinabrann. Auf meiner Stirn lag ein nasses Tuch, welches vermutlich kalt gewesen war. Inzwischen war es lauwarm und ich versuchte meine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen um zu sehen, wer sich dem Anschein nach um mich gekümmert hatte, als ich weggetreten war. 
Ich brauchte nicht lange zu suchen bis ich die blau-weiß gestreiften Lekku neben mir sah. 
Natürlich war es Ahsoka, die sich um mich gekümmert hatte.
Mein Mundwinkel zuckte und ein warmes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus. 
Sie war nicht gegangen. Ahsoka war hier und sie hatte sich um mich gesorgt.
Nun schlich sich tatsächlich ein Lächeln auf meine Lippen. 
Meine Snips schlief tief und fest. Sie saß auf dem harten Boden und hatte den Kopf auf die Arme gelegte, welche auf der Bettkante ruhten. Ich wusste zwar nicht wie lange sie schon so da saß, aber sie würden auf jeden Fall Schmerzen haben, wenn sie den Rest der Nacht dort verbrachte. Ohne weiter darüber nachzudenken, nahm ich ihren Arm. Sie schlug sofort die Augen auf, war jedoch so fertig, dass sie mich gar nicht richtig wahrzunehmen schien. Ich wusste, dass sie sofort hellwach gewesen wäre, wenn sie gespürt hätte, dass ich eine Bedrohung wäre. Aber sie schien instinktiv zu wissen, dass sie mir vertrauen konnte. Noch immer im Halbschlaf ließ sie zu, dass ich sie zu mir ins Bett zog. Als ich Ahsoka in meinen Arm nahm, redete ich mir ein, dass ich mich lediglich um sie kümmern wollte, wie sie es bei mir getan hatte. Aber die Wahrheit war, dass es genau das war, was ich wollte. Ich wollte sie in meinem Arm halten. Ich wollte, dass sie sich an mich schmiegte und ich wollte nicht dass sie mich verließ.
Ahsoka gehörte an meine Seite, dessen war ich mir schon immer sicher gewesen. 


Da ist der OS auch endlich mal fertig ^^' Tut mir leid das es so lange gedauert hat. Meine Motivation macht gerade Urlaub xD ich hoffe ihr nehmt mir das nicht übel...
Hier die nächsten OS:
die in your arms
firethoughts
Dolch

One Shot to love you ~Anisoka~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt