Was Ist Passiert?

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Ich fand mich auf dem Sofa wieder.

„Sie steht unter Schock.", stellte Nancy fest, während alle mich von der Küche aus beobachteten.

„Willst du?", fragte Will, dessen Silhouette ich erst jetzt erkannte.  Kurz schaute ich auf meine dreckigen Hände. So fasste ich definitiv nicht in Tüte, die der Junge mir freundlich hielt, weshalb ich nur mit dem Kopf schüttelte. Augenblicklich ließ er die Tüte sinken und ließ sich neben mir auf dem Sofa nieder. Für einen Moment ließ er mich in seine Augen schauen, bevor er seinen Blick auf der Tisch vor uns senkte.

„Willst du dich unter die Dusche stellen?", fragte Mike's Schwester. Sie hielt Kleidung in der Hand. Langsam stand ich auf und folgte der  recht jungen Erwachsenen. Nun betraten wir das Badezimmer. Es war recht klein aber gemütlich. Verschiedenste Grüntöne gaben sich zu erkennen. Nancy legte die Kleidung, welche sich noch vor einigen Sekunden in ihrer Hand befanden, auf den Rand des Waschbeckens. Schließlich verließ sie das Bad mit dem schließen einer Tür. Unglaublich schnell rutschte mir der Stoff meiner noch vorher getragenen Kleidung von der Haut.
Kurz betrachtete ich die zum Teil verfärbten Kleidung, die ich gerade losgeworden war. Augenblicke später fand ich mich in der Wanne, welche sowohl für ein heißes Bad als auch für eine warme Dusche geeignet wesen war.
Meine Hand befand sich nun an dem Hebel, welcher die Kontrolle über das Wasser beherrschte.  Natürlich betätigte ich ihn. Beinahe heißes Wasser prasselte auf meine nackte Haut. Sofort färbte sich der Boden im dunklen Rot. Der Vorfall schien ich erst jetzt so richtig wahrgenommen zu haben. Eine heiße Träne, heißer als das Wasser, floss meine Wange hinunter. Mein Kopf wanderte nun unter den Wasserstrahl. Mein Atem stoppte. Erst als meine Lungen brannten, mein Herz beinahe stehen blieb und mein Körper nach Luft schrie, ließ ich ein, wonach mein Körper so sehr verlangte. Sauerstoff strömte durch meine Lungen Flügel und ich spürte, wie mein Herzschlag sich zu beschleunigen begann. Meine Hände wanderten nun wieder zum Kontrollpunkt des Wassers und stoppten es. Für einen Moment ruhte ich in dieser Position, doch ich trug dieses beunruhigende Gefühl in mir.
Schließlich spürte ich Weiche Fasern, des Handtuches, auf meiner nun reinen Haut.
Vorsichtig begab ich mich zu dem Waschbecken, wo sich die Kleidung befand. Mit der rechten Hand wischte ich über den beschlagen Spiegel, um mein Gesicht erblicken zu können. Meine Hand wanderte zum Rand des Waschbeckens, wo vorerst auch blieb.
Das Mädchen in dem Spiel dort war sicher nicht ich gewesen. Gemeinsamkeiten sah ich nämlich nicht. Schließlich griff ich zu der Kleidung und stöbte sie mir über.

Leise schlich ich mich aus dem Badezimmer zurück auf den Platz, welchen ich vor einigen Minuten freiwillig verlassen musste.

„Darf ich?“, fragte Will, den ich an seiner Stimme sofort erkannte. Sofort nickte ich stumm. Nun spürte ich etwas warmes um meinen Körper. Erst als ich den weichen Stoff mit meinen Händen hielt, wusste ich, dass es nur eine einfache Decke war.
Mein Blick wanderte zu Will. Er schien in seinen eigenen Gedanken versunken. Seine Gesichtszüge waren stampft und entspannt, allerdings wusste ich, dass ihn etwas bedrückte. Deshalb entschied ich ihm etwas Decke zu geben. Ich rutschte näher an den Jungen heran und legte ein Stück der deckte über seine Schulter. Leicht schreckte der aus seiner Gedankenblase, passte sich aber schnell wieder der Realität an und zu das Stück deckte über seine Schulter hinüber.

„Darf ich?“, fragte ich leise und deutete an mich an seine Schulter lehnen zu wollen. Er nickte bloß. Also legte ich mein Kopf auf seine Schulter und schob mein Arm durch seinen hindurch. Ein leichtes Lächeln von Will's Seite war zu spüren. Augenblicklich starrten wir beide gemeinsam auf den Tisch, welcher sich vor uns befand und tauchten in unser Gedankenwelten.

Ich öffnete meine Augen. Anscheinend war ich eingeschlafen. Der Junge an meiner Seite war verschwunden, die Decke jedoch noch um mich gefüllt. Langsam richtete ich mich auf und brgab mich in dem Flur. Mein Instinkt führte mich zu einer Tür. Neugierig öffnete ich sie leise und begab ich in das Zimmer. In dem Bett, welches einem sofort in den Blickwinkel fiel, schien jemand ruhig und friedlich zu schlafen. Regelmäßige Atemzüge ließen die Decke immer wieder auf und ab senken. Schließlich entdeckte ich Will's Gesicht. Es war sicher komisch, dass ich ihn für einen Moment bei seinem Schlaf beobachtete. Deshalb verschwand ich wieder schnell aus seinem Zimmer.

An Schlaf war für mich nicht mehr zu denken, weshalb ich mir mit Schwung die Decke über meine Schultern warf. Mein Blick war nun stur an die obere Zimmerwand gerichtet. Doch diese Aktivität wurde mir schnell zu langweilig, weshalb ich mich erneut aufrichtete und mich in die Küche begab. Sofort öffnete ich ein paar Schränke und suchte nach einer Art von Schüssel. Ich entschied mich nämlich dazu Frühstück zu machen.

„Was machst du da?", fragte Will, der anscheinend gerade aufgewacht war.

„Ich mache Frühstück. Du kannst mir ja-."

Eines der Eier fiel mir auf den Boden. Gerade als ich greifen wollte, entdeckte ich diese Ranken. Anscheinend befand ich mich wieder auf der andern Seite

„Will?", flüsterte ich, „Ich bin wieder auf der anderen Seite. Kannst du mich hören?"

Hockend versuchte ich eine der Ranken zu berühren, doch plötzlich begann sie sich an meinen Körper zu schlängeln. Es wuchs immer höher und höher und es wurden immer mehr. Als sie an meinem Hals angekommen waren, blieb mir die Luft weg.

Sofort riss ich meine Augen auf und stolperte in Will's Arme. Hastig schnappte ich nach luft und löste mich von dem besorgten Jungen. Nun krallte ich mich an einer Säule fest, fiel jedoch doch zu Boden. Erfolglos versuchte ich mich zu erheben. Exzentrisch ballte ich meine Hände mit dem Gefühl meiner Fingernägel in meinem Fleisch zusammen und versuchte verzweifelt Sauerstoff den Weg in meine Lunge zu gewähren. 
Nun packte mich jemand an beiden Schultern und richtete mich auf. Gesichter könnte ich lange nicht mehr erkennen. Mit geballter Faust schlug ich mehrer male auf den Boden und presste mein Kiefer zusammen. Das Brennen in meinen Lungen machte sich bemerkbar. Schlimmer als je zuvor. Die Gestalt, welche mich vorher aufgerichtet hatte, drückte mir etwas in die Hand. Sofort wusste ich, dass es das Spray gewesen sein musste, weshalb ich es sofort benutzte. Da war sie nun wieder. Die benötigte Menge an Sauerstoff in meiner Lunge. Das brennende Gefühl wurde für einen kurzen Moment schlimmer, erlosch allerdings kurz darauf.

Nach kurzer Verschnaufpause richtete ich mich auf und schaute, ob die Eier noch zu retten waren. Keiner der Anwesenden im Haus wollten mich fragen, was passiert war. Will schaute mir bloß skeptisch nach.

-ZEITSPRUNG-

Die Tür stand nicht mehr offen. Leicht drehte ich an dem Knauf und sie öffnete sich. Ich bereitete Will darauf vor, was er gleich sehen müsse. Langsam begaben wir uns in die Küche. Mein Herz schlug wiederholt schneller. Kurz schaute ich zu Will, dem die Angst im Gesicht geschrieben stand. Nancy und Jonathan standen draußen und passten auf, dass niemand herein käme. Ich schloss die Augen und wartete auf Will's Reaktion.

„Hier ist nichts!",sagte Will.

„Was?", flüsterte ich.

„Alles ist so wie es vermutlich sein soll."

Schließlich öffnet ich die Augen und begab mich zu Stelle, wo sie eigentlich liegen sollte. Meine Augen füllten sich mit Tränen.

„Sie haben sie geholt.", stellte ich fest.

„Wer?“, fragte nun Will.

„Die Russen.“

„Weißt du das ganz sicher?".

Leicht schüttelte ich den Kopf und ging zum Fenster, durch das ich einen der Russen geschleudert hatte. Ich berührte es mit meiner Hand, schloss die Augen und sah wie es ausgetauscht wurde. Die Männer, die das Fenster gewechselt hatten, waren genauso gekleidet, wie die Männer, die meine Mutter vermutlich töteten.

„Sie waren es, Will.“, konnte ich nun sicher sagen.

„Es ist also noch nicht vorbei?", fragte Nancy, die nun um die Ecke kam.

Stranger Things:„Neues Erwachen" Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt