Erschöpfung

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Ich schaute wieder nach vorne und da war es. Dieses Gefühl. Der Verlust von einem geliebten Menschen. Es fühlte sich so an, als würde es mich innerlich zerfressen. Plötzlich verstummte  El's schreien. Mein Kopf drehte sich schnell wieder in ihre Richtung. Sie sackte zusammen. Sofort reagierte ich und beschützte sie mit meiner Hand, die vorher ihre gehalten hatte, vor dem harten Aufprall auf den Boden. Dabei versuchte ich so gut wie möglich meine Kräfte gleichmäßig zu verteilen. Immerhin musste ich noch das Tor schießen. Also hielt ich das bewusstlose Mädchen mit einer Hand über dem kalten Boden und richte die andere wieder exakt auf das Tor zu ohne den Prozess zu unterbrechen. Ich konzentrierte mich auf all die Wut, auf all den Schmerz und all die Trauer in meinem Körper. Wieder stiegen mir Tränen in die Augen und jetzt fing ich an zu schreien. Ich wollte es endlich hinter mir haben. Ich wollte, dass es endlich vorbei war. Für immer.

Der Spalt schloss sich immer weiter. Doch plötzlich tauchte ein riesen Schatten davor auf. Er hatte die Form von diesem Ding. Das Teil, das uns angegriffen hat. Aber ich wusste genau, dass ich es schonmal besiegt hatte. Deshalb konnte ich es wieder besiegen. Das Monster streckte etwas riesiges nach mir aus. Sofort fing ich an noch lauter und intensiver zu schreien, was das Ding sofort zurück Schrecken ließ. Es hatte Angst. Jetzt kam mir nur eine Frage auf : Warum hatte ein solches Monster überhaupt Gefühle und womit hatte es eine Verbindung?

„Du kämpfst für die falsche Seite!“, erklang es von der anderen Seite. Ich war mir nicht sicher, ob die anderen es auch hören konnten, doch ich ließ mich von diesem Monster nicht beeinflussen.

Mittlerweile war der Spalt schon sehr klein geworden, doch dieses Teil versuchte ihn wieder zu öffnen. Allerdings waren alle Versuche erfolglos. Jetzt war das Tor zur anderen Seite endlich geschlossen und diese extrem anstrengende Aufgabe endgültig abgeschlossen. Langsam ließ ich meine Hand, die gerade das Tor geschlossen hatte, sinken. Nun ließ ich El vorsichtig hinüber zu Mike schweben und legte sie direkt in seinen Armen nieder.

Jetzt lächelte ich die Gruppe vor mir an und schaute, bevor auch ich erschöpft und bewusstlos zugleich zu Boden fiel, tief in Wills Augen. Jedoch fühlte ich kein harten Aufprall.

Alles weiß. War ich jetzt tot?

„Nein. Du lebst noch.“, sagte die Stimme einer jungen Frau mit extrem russischem Akzent. Ungläubig hielt ich mir schützend meine Hand vor die Augen, um die Person vor mir besser erkennen zu können.

„Schwester?“, fragte ich leise.

Sie nickte und sofort rollte mir eine Träne über mein Gesicht. Sie hob ihre glänzende Hand, wischte mir die Träne aus dem Gesicht, behielt allerdings ihre Hand an meiner Wange und sagte :„Keine Angst. Ich bin jetzt bei Mama .. Wir lieben dich und sind stolz auf dich!“

Doch jetzt änderte sich die ganze Situation. Ihr Blick wurde erst und sie sagte :„Hör zu! Wir haben nicht mehr viel Zeit. Es ist noch nicht vorbei. Du musst es..“

Plötzlich wurde ich von ihr weggezogen und ich öffnete langsam meine verklebten Augen. Gleichzeitig fühlte ich weichen und gleichzeitig warmen Stoff in meiner Hand, die über meinem Kopf lag.
Das erste, was ich erblickte war das Engels Gemälde.

Wie war ich hierher gekommen?
War alles nur ein Traum?

Jetzt konnte ich lautes Schnarchen warnehmen. Langsam wanderte mein Blick etwas nach unten und ich entdeckte Will's Jacke, die ich umklammerte. Deshalb konnte ich den Gedanken vom Traum ausschließen. Mühevoll setzte ich mich auf und fasste mir an meinen dröhnenden Kopf. Ein Kurzer Blick zur Seite und ich erblickte, wie El und Max aneinander gekuschelt friedlich schliefen. Ein Blick nach vorne und man konnte Hopper und Joyce erkennen. Hopper schnarchte noch lauter als zuvor, da er seinen Kopf im Nacken liegen hatte. Es sah ziemlich unbequem aus. Auch Joyce war am schlafen. Sie hatte ihren Kopf gegen Hoppers Schulter gelehnt. Erst jetzt erblickte ich die ineinander liegenden Hände von den beiden. Es brachte mich zum lächeln. Sie würden so ein guten Paar abgeben, wenn sie sich endlich ihre Gefühle gestehen würden.

Langsam und vorsichtig stand ich auf. Ich wollte nämlich die anderen nicht aufwecken. Jetzt löste ich mich auch von Will's Jacke und legte sie behutsam auf das Bett zurück. Auch die Türklinke drückte ich behutsam herunter.

Wohin genau ich jetzt gehen wollte wusste ich nicht genau aber ich brauchte einfach frische Luft. Auch wenn es nur für kurze Zeit wäre. Deshalb ging  ich zum nächst besten Fenster und öffnete es. Eiskalte Luft strömte nun durch meine Lungen Flügel. Leichte Gänsehaut machte sich auf meinem gesamten Körper bemerkbar. Während ich tief ein und aus atmete, wehte ein leichter Luftstrom durch meine Haare. Jetzt lagen sie auf meinem Rücken und meine Schultern lagen frei, was die Gänsehaut stärker machte.
Kurz schloss ich meine Augen und genoss die angenehme Kälte bis plötzlich eine mir sehr bekannte Stimme hinter mir ertönte.

„Emily?“, schalte es durch den großen und langen Flur.

Sofort drehte ich mich um und schaute dem etwas weiter von mir weg stehendem Jungen tief in seine grünen Augen, was meine Gänsehaut so schlimm wie nie zuvor machte. Wahrscheinlich waren seine Augen wegen dem Licht, das von draußen herein schien, so intensiv grün. Wieder wehte Wind herein. Der Stoß, des Windes, wehte meine Haare wieder über meine Schultern. Will und ich standen uns nun gegenüber und schauten uns nur an. Dabei beobachtete ich aber jede seiner Bewegungen. Erst jetzt bemerkte ich, dass er andere Klamotten trug. Er trug jetzt einen  roten dicken Pullover und eine normale Jogginghose.

Wir schauten uns weiterhin in die Augen. Ich wusste einfach nicht, was zwischen uns war. Ehrlich gesagt wusste ich noch nicht einmal, ob da was zwischen uns war.

„Wie lange war ich nich bei Bewusstsein?“, fragte ich schnell.

„Zwei Tage. Aber du warst immer mal kurz wach. Also eher so, als wärst du im Halbschlaf.“, sagte er und schmunzelte dabei leicht.

„Habe ich etwa was dummes gemacht?“, fragte ich und schaute den Jungen mit großen Augen an.

„Nein. Du wolltest mir nur nicht die Jacke wiedergeben.“

Nach diesen Worten kratzte er sich verlegen am Hinterkopf. Ich spürte, wie ich rot wurde. Bevor Will es hätte bemerken können, drehte ich mich um, um das Fenster wieder zu schließen.

„Wie geht es dir?“, fragte Will und kam mir noch näher.

Mein Herz klopfte in diesem Moment schneller und ich schluckte schwer.

„Ich bin immer noch erschöpft.. Wie geht es dir?“, sagte ich leise.

„Ich bin einfach nur froh, dass es dir besser geht.“, antwortete der Junge vor mir und schaute mir wieder tief in die Augen.

Stranger Things:„Neues Erwachen" Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt