Nacht

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Ich war so unglaublich glücklich.
Ich grinste über das ganze Gesicht, zog den kuscheligen Stoff, der Decke, über meine Schulter und kuschelte mich richtig in die Decke ein. Es war nämlich ziemlich kalt. Aber das war auch einer der Gründe, warum ich den Winter liebte. Man konnte sich schön in eine Deckte herein kuscheln, Tee trinken und ein Buch lesen. Man konnte aber auch einfach nur aus den Fenster schauen und einfach in seinen Gedanken versinken. Das ist allerdings nichts für Leute, die nicht so viel nachdenken.

Mein Blick wanderte zur Badezimmertür, an der ein Bademantel hing. Ich hatte ihn erst jetzt bemerkt. Ich stand auf und ging darauf zu nur um den Stoff zu berühren. Der Bademantel sah eigentlich ziemlich unbequem aus, lag wahrscheinlich am Schnitt, aber eigentlich fühlte er sich ziemlich weich an. Also zog ich ihn über meinen Pyjama und beschloss mir ein Tee zu holen. Der Mantel passte wie angegossen.

Auch wenn ich eigentlich nicht so runter gehen wollte tat ich es. Es sollte ja nur für eine kurze Zeit sein. Immerhin schliefen die anderen sicherlich schon.

Vorsichtig berührte ich mit meinen Fingerspitzen das Geländer der Treppe und ging herunter. Ein leises Knarren war zu hören, als ich den Parkettboden, der Küche, betrat.

Jetzt näherte ich mich einer Kanne, die ich mit Wasser befüllte und aufsetzte. Allerdings wusste ich nicht, wo die Teebeutel waren, deshalb öffnete ich einige Schubladen, bis ich endlich die Teesorten entdeckte. Es gab eine große Auswahl aber ich nahm mir nur ein einfachen Früchtetee.

In wenigen Minuten sollte das Wasser fertig sein. Deshalb schnappte ich mir schnell eine Tasse, packte den Beutel und ein Löffel hinein und wartete nun.

Ich zuckte zusammen, als ich etwas hinter mir spürte. Sofort drehte ich mich um und schaute dem leicht verwirrten Jungen, vor mir, tief in die Augen. Leicht lächelnd beruhigte ich mich wieder.

„Kannst du auch nicht schlafen?“, kam von seiner Seite.

„Ich mache mir Tee. Willst du auch?“, antwortete ich kopfschüttelnd.

„Ich trinke lieber Wasser.“

Jetzt nahm Will sich ein Glas und befüllte es mit Wasser. Ich beobachtete jede seiner Bewegungen. Er versuchte alles so vorsichtig wie er nur konnte zu tun. Wahrscheinlich wollte er einfach keinen Krach machen.

Jetzt war auch mein Wasser fertig. Langsam nahm ich die heiße Kanne hoch, befüllte meine Tasse, stellte die Kanne wieder ab und schüttete etwas Zucker in den Tee. Kurz rührte ich mit dem Löffel in der Tasse und machte mich bereit wieder in mein Zimmer zu gehen.

Will hatte extra auf mich gewartet, was ich erst jetzt bemerkte. Zusammen gingen wir die Treppe hinauf und blieben stehen.

„Hier trennen sich unsere Wege wohl wieder.“, sagte ich und schaute kurz von meiner Tasse zu Will auf. Das Glas mit Wasser hatte er unten gelassen.

„Ja leider.“, antwortete er.

Ich wusste, dass er eigentlich noch bei mir bleiben wollte. Aber ich verabschiedete mich trotzdem. Jetzt ging ich den Flur entlang und schaute zögerlich noch einmal nach hinten. Auch Will war auf den Weg zu seinem Zimmer.

Es fühlte sich nicht richtig an sich wieder umzudrehen und in die entgegen gesetzte Richtung von Will zu gehen aber ich tat es trotzdem.

Langsam öffnete ich die Tür zu meinem Zimmer, drückte sie wieder zu und stellte die Teetasse auf den kleinen Tisch, der neben meinem Bett stand.

Ich legte meine Hand wieder auf die Türklinke und drücke sie herunter. Überrascht schaute ich Will, der vor meiner Tür stand, in seine glänzenden Augen. Kein Wort wurde gesagt. Er kam mir nur näher und Küsste mich. Ich erwiderte den Kuss und wich ein paar Schritte zurück, sodass Will herein kommen und ich die Tür wieder schließen konnte. Allerdings ließ der Junge nicht von mir ab und küsste mich weiter.

Wir setzten uns auf das Bett, lösten uns kurz voneinander, um Luft zu holen, kamen dann aber wieder aufeinander zu. Für einen Moment konnte ich in seine aufblitzenden Augen sehen.

Unsere Lippen trafen sich wieder, ich erließ Will's Zunge Einlass und schloss meine Augen wieder. Leicht lehnte ich mich nach hinten. Will folgte jedem Zentimeter, den ich mich von dem Jungen weg bewegete.

Eine von seinen Händen hielt mein Gesicht. Die andere lag auf meinem Oberschenkel. Meine rechte Hand lag auf seiner Wange und die linke Hand stützte mich auf dem Bett ab.

„Will..“, flüsterte ich dem Jungen entgegen, wurde aber von einem weiteren intensiven Kuss unterbrochen. Jetzt nahm ich meine Hand von seiner Wange, legte sie auf seinen Brustkorb und drücke ihn leicht von mir weg. Ich folge jedoch, da ich den Kuss noch nicht unterbrechen wollte. Nach dem Bruchteil einer Sekunde trennte ich mich jedoch von dem Jungen und lehnte meine Stirn gegen seine.

„Will..“, hauchte ich außer Atem.

„Was ist los?“, flüsterte er zurück.

„Ich denke ich bin für den Schritt noch nicht bereit.“, hauchte ich zögernd. Ich hatte Angst, dass er jetzt anfangen würde zu lachen oder dass er eine andere schlechte Reaktion zeigt aber so sollte es nicht sein. Er legte nun mein Gesicht in seine Hände und flüsterte :„Das ist völlig okay. Ich würde dich niemals zu irgendwas zwingen.“

Ich lächelte und gab mir ein liebevollen vorsichtigen Kuss. Nach einigen Sekunden löste ich mich von ihm, stand auf, zog den Bademantel wieder aus und hing in wieder an die Tür. Danach kroch ich, um den Weg abzukürzen, über das Bett und trank etwas von dem bereits lauwarmen Tee.

Jetzt kroch ich wieder zurück in das Bett, kuschelte mich wieder in die Decke ein und schaute Will an. Er saß nun gegenüber von mir.

„Wie wollen wir das eigentlich machen, wenn wir wieder zuhause sind?“, fragte der vor mir sitzende Junge.

„So wie auch hier. Warum?“, antwortete ich.

„Ich wohne doch nicht mehr in Hawkins..“

„Du bist umgezogen?“, fragte ich etwas lauter.

Er gab ein sch laut von sich und schaute mich mit großen Augen an.

„Nicht, dass die anderen noch wach werden. Max hat doch auch ihr Zimmer in der Nähe.“, sagte Will jetzt und lachte leise auf.

„Die anderen habe ich schon voll vergessen.“, flüsterte ich als Antwort und lachte ebenfalls.

Jetzt schauten wir uns wieder nur an und die Stille herrschte. Ich weiß nicht, wieso wir das immer machten aber wir Taten es einfach.
Vielleicht sagt die Stille mehr, als Worte es tun können.

Stranger Things:„Neues Erwachen" Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt