Soldat

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Auch er schaute mich an, doch er ließ schnell wieder von mir ab. Allerdings bewegte er sich keinen Zentimeter weg von mir, was etwas Erleichterung in mir auf brachte. Doch als hätte er das gespürt, drehte er sich von mir weg, stellte sich zu Dustin und flüsterte dem Jungen etwas zu.

„Was meinst du damit?", fragte Nancy und mein Blick, der auf Will und Dustin lag, wanderte zu ihr.

„Immer wenn es in unserer Nähe war, hat irgendwer angefangen sich über jede Kleinigkeit aufzuregen.", gab ich von mir und schaute nachdenklich auf den Boden herunter.

„Du hast doch erzählt, dass alle plötzlich weg waren. Vielleicht wollte dieses Ding euch trennen, weil es wusste, dass ihr zusammen viel stärker seit, als es.", argumentierte Nancy.

Sofort sah ich wieder auf und sagte :„ Ich habe nicht aufgehört daran zu glauben, dass es nicht ihr seid.. Also habe ich mich praktisch meiner größten Angst gestellt."

„Also müssen wir uns alle unseren Ängsten stellen, wenn wir dem Teil begegnen?", fragte Steve.

Ich nickte.

„Aber was ist, wenn man es nicht kann?", fragte Will. Sofort wanderten meine Augen in seine Richtung.

„Ich werde daran glauben, dass du es schaffst.", sagte ich und lächelte ihn an.
Erst, als ich bemerkte, dass Robin und Nastya mich schief ansahen, fasste ich mir an meinen Nacken und sagte schnell :„Ich glaube natürlich an euch alle.."

„Ist doch auch klar.", sagte Max und versuchte die Stille zu brechen.

„Wie genau, wollt ihr das Tor jetzt schließen?", fragte Robin.

„El und ich werden uns miteinander verbinden.. Ihre Schwester hat gesagt, dass wir so stärker seien und es so einfacher schließen können.", antwortete ich. El nickte nur zustimmend.

Etwas bedrückte mich plötzlich. Ich konnte spüren, dass etwas nicht in Ordnung war, als würde gleich etwas schreckliches passieren. Und nun spürte ich wieder dieses Gefühl vom Verlust eines geliebten Menschens. Ich wusste nur nicht, was passieren wird. Hätte ich es nur früher gewusst, dann hätte ich wahrscheinlich alles verhindern können.
Etwas zog mein Blick in die Ecke des Raumes. Die Strahlung vom Gefühl kam genau von diesem Punkt.

„Was ist los? Du siehst so bedrückt aus.", sagte Will.

Mir blieb fast mein Herz stehen, als ich in seine Augen sah. Diese Augen.

„Nichts.. Es ist nichts.. Ich.. Es ist alles gut.", gab ich schnell von mir und schaute auf den Boden.

„Was auch immer es ist, du kannst es mir sagen.", sagte er und berührte zuversichtlich meine Schulter. Sofort sah ich zu dem Jungen auf und lächelte ihm zu. Er erwiderte das Lächeln.

„Leute?", kam es von der anderen Seite des Raumes und das laden einer Waffe ertönte.

Ich drehte mich sofort zur Seite. Ein Soldat war zu erkennen. Jetzt hob er seine Waffe und zielte.

„Не стрелять! Не стрелять! Мы здесь, чтобы помочь. Не стреляйте пожалуйста.. (Nicht schießen! Nicht schießen! Wir sind hier um zu helfen. Nicht schießen, bitte..) ", sagte ich und ging langsam auf den jungen Mann zu. Jetzt wanderte die Waffe in meine Richtung.

„Не на шаг ближе! (Kein Schritt näher!)", sagte er mit lauter Stimme. Er schien nervös und verängstigt zu sein. Das konnte man an seinen weit aufgerissenen Augen und seiner Körperhaltung erkennen. Seine Hände zitterten leicht.

„Мы можем помочь тебе. Но вы должны опустить пистолет. (Wir können dir helfen. Aber du musst die Waffe runter legen.)", sagte ich vorsichtig und hob langsam meine Hände, sodass er sieht, dass ich nicht bewaffnet war. Nun war ich bei ihn angekommen. Schnell griff ich nach der Waffe. Er reagierte genau so schnell. Ein Art Kampf entstand zwischen uns. Er versuchte die Waffe auf mich zu richten, doch ich drückte sie weg von mir. Mit all der Kraft, die ich aufbringen konnte, versuchte ich dem Mann die Schusswaffe aus den Händen zu reißen. Plötzlich umfasste er eines meiner Handgelänke und ein Schuss erklang. Er drehte mein Arm so, dass ich nun auf Knien in die Richtung der anderen sah. Ihrgentwie schaffte er es auch mit der selben Hand, die mein Handgelenk hielt, an meinen Haaren zu ziehen. Erst jetzt sah ich, wie Nastya zu Boden sank. Robin rannte sofort zu ihr und suchte die Wunde. Nancy und Dustin zogen das verletzte Mädchen an an die Seite. Robin folgte ihnen und drückte mit ihren Händen auf Nastyas Bauch. Alles was ich machen konnte war zusehen. Der Soldat zog mein Arm etwas höher. Vor Schmerz schrie ich kurz auf.

„Ни шагу дальше, или она получает пулю в голову! (Kein Schritt weiter, oder sie bekommt eine Kugel in den Kopf!)", sagte der junge Soldat und drückte mir die Mündung, der Waffe an den Kopf. Auch wenn die anderen kein russisch verstehen konnten, wussten sie ganz genau, was er meine.

„Es ist okay.. Kümmert euch um Nastya! Lasst sie nicht einschlafen! Bitte..", sagte ich mit Tränen in den Augen. Eigentlich war ich nicht bereit so früh zu sterben aber wenn ich die Leute, die ich liebte, so retten konnte, war ich jederzeit bereit. Immerhin waren sie meine Familie.

„Wir lassen dich doch nicht sterben!", rief Steve und hob seinen Baseballschläger in die Höhe.

„Положи пистолет на пол! (legen Sie die Waffe auf den Boden!)", schrie der Soldat voller Elan und zog noch etwas mehr an meinen Haaren.

„Три. (drei)"

„Was hat er gesagt?", rief Steve.

Ich reagierte nicht.

„Was hat er gesagt?", schrie er erneut. Dieses Mal war es lauter und aggressiver als davor.

„Два. (zwei)"

„Es ist okay.. Versprecht mir, dass ihr mich nicht vergessen werdet. Ich bin immer bei bei euch.", flüsterte ich.

Mein Blick wanderte einmal durch alle Gesichter und blieb bei Will stehen. Das Glänzen, der Tränen auf seinem Gesicht, hat mich besonders überrascht. Auch mir liefen Tränen über mein Gesicht. Er schien Angst zu haben. Genau wie ich. Ich wollte nicht sehen, dass er traurig war und er hatte es offensichtlich auch nicht verdient so traurig zu sein. Noch viel offensichtlicher, hatte er besseres verdient, als diese ganze Situation. Um ihm die Angst wenigstens ein bisschen zu nehmen lächelte ich dem Jungen noch ein letztes Mal zu.

„один (eins)"

Ich kniff meine Augen fest zusammen.
Ein Schuss ertönte.

Stranger Things:„Neues Erwachen" Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt