Gefühle // Teil II

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Mein Magen schmerzte vor Aufregung und mein Herz klopfte wie verrückt. Es sprang mir fast aus meiner Brust heraus. Ich glaube sogar, dass auch Will es schlagen hören konnte. Ich hatte Angst. Angst, dass er mich zurückweisen würde. Ich konnte auch nicht sehen was passieren sollte, weil mein Kopf es einfach nicht zuließ. Vielleicht lag es auch nur an mir. Ich zog ihn in den Raum, der direkt vor uns war und wir setzten uns hin. Zum ersten mal war ich richtig sicher. Ich konnte von Liebe sprechen. Liebe, die in mir aufbrodelt, alles in meiner Umgebung verschwinden ließ und ich nur noch ihn sehen konnte. Den Jungen mit den wunderschönen Braun-Grünen Augen, die auf meine Antwort warteten.

„Weißt du noch, als ich vor deiner Haustür stand? Kurz nachdem wir den Mind Flayer besiegt hatten.. Ich wusste nie genau, warum ich zu dir gegangen bin und nicht zu Maik oder Max. Ich habe einfach an dich gedacht und und siehe da: Ich stand vor deiner Tür.“, sagte ich, sah ihn an und lächelte. Er schien nur ziemlich verwirrt zu sein.

Schnell schaute ich auf meine Hände, spielte nervös mit dem Stoff meiner zu langen Ärmel und fuhr fort.

„Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass ich seit der Nacht, als du mich geküsst hast, angefangen habe Gefühle für ich zu entwickeln.. Ich habe es jedenfalls erst gemerkt, als wir uns in der Upside Down beinahe geküsst hätten. Will, ich denke...“

Ich atmete noch einmal tief ein und aus.

„Ich liebe dich, Will! “, platzte es nun aus mir heraus.

Es war so befreiend es endlich laut zu sagen. Ich wartete auf eine Antwort, doch er sagte nichts. Es kam kein Wort, kein räuspern. Noch nicht einmal ein Ton.

Ich wusste es. Wie konnte ich nur so naiv sein? Ich hätte nicht so dumm sein sollen. Mir war doch eigentlich klar, dass er nicht auf die selbe Weise fühlte. Erst als ich enttäuscht und traurig zugleich das Wort erneut ergreifen wollte, reagierte er.

„Ich weiß auch nicht, was ich hier mache. Ich wollte nur.. Ach ist egal.. Ich meine, dass war eine schlechte Idee.. Auch wenn du nicht so fühlst wie ich, werde ich immer für dich da sein und dir helfen, wenn du Hilfe brauchst. Ich war.. Es war einfach eine Dumme Idee von mir zu glauben, dass du.. “, sagte ich, wurde aber von einem Kuss unterbrochen.

Warte...
Ein Kuss...
Ein Kuss von Will...
William Byers!
Der Junge, den ich liebe.
Genau, deinen Gehirn hat dich nicht getäuscht.

Er trennte sich wieder von mir und schaute mir in die Augen. Jetzt nahm er meine Hand in seine, was meinem Herz ein weiteren, kleinen Hüpfer machen ließ.

„Ich liebe dich auch.“, sagte er und lächelte mich an. Liebevoll lächelte zurück, lehnte mich an seine Schulter und betrachtete unsere ineinander liegenden Hände. Mit meinem Daumen streichelte ich über den Handrücken seiner Hand. Es war wahrscheinlich einer der besten Momente in meinem Leben.
Er war sogar besser, als der Moment, als ich damals Eislaufen war.

Plötzlich riss jemand die Tür auf und wir schrecken auseinander.
Jetzt lagen meine Hände wieder auf meinen Beinen. Nun stand eine geschockte, verwirrte und zugleich schmunzelnde Max vor uns.

Musste es ausgerechnet immer Max sein, die unsere schönen Momente zerstörte? Warum immer sie?

„Wusste ich es doch!“, sagte sie schnell und rannte sofort weg. Erst, als ich hörte, dass sie ständig nach Lucas schrie, wusste ich, dass sie es allen sagen würde. Deshalb lief ich los, packte sie an ihrem Handgelenk und zog sie zurück in das Zimmer.

Im nächsten Moment saßen Will und ich wieder nebeneinander. Jetzt aber mit Abstand. Max hatte uns versprochen nichts zu erzählen, wenn wir ein paar Fragen beantworten würden.
Sie ging im Zimmer auf und ab, wedelte hysterisch mit den Händen und stellte und bestimmt tausende von Fragen.

„Und ihr habt die ganze Zeit nichts von euren Gefühlen gemerkt?“, fragte Max.

Will und ich nickten nur.

„Die ganze Zeit?“, fragte sie ungläubig, zog ihre Augenbrauen hoch und zeigte zwischen uns hin und her.

Ich nickte übertrieben deutlich. Sie fing an laut zu lachen und sagte :„Wow.. Ihr seit echt süß!“

Ich wusste nicht genau, was sie uns damit sagen wollte. Deshalb lachte ich einfach leicht mit und schaute hilfesuchenden zu Will, der mich ebenfalls anschaute. Sofort verspürte ich das Bedürfnis mich wieder an ihn zu lehnen und seine Hand zu halten, doch es ging nicht. Ich rutschte etwas näher an den Jungen heran, sodass sich wenigstens unsere Fingerkuppen berühren konnten. Max bemerkte es zum Glück nicht. Sie hätte sonst wieder ein totales Drama daraus gemacht.

„Gehen wir?“, fragte sie nachdem sie sich wieder beruhigt hatte.

„Wohin?“, fragte ich.

„Na zu dem Treffen.“, antwortete sie.

Ich zuckte nur mit den Schultern, stand auf und folgte dem rothaarigen Mädchen. Wir waren die letzten, die im Wohnzimmer erscheinen sind. Wahrscheinlich waren wir auch noch viel zu spät.

Max ging zu Lucas und setzte sich neben ihn.

„Was hat da solange gedauert?“, flüsterte er ihr unüberhörbar zu. Sie antwortete nur mit :„Ist egal.“

Da es keinen freien Platz mehr gab blieben Will und ich an der Tür stehen. Am Ende des Raumes standen zwei große Sessel. Auf dem linken saßen Mike und El nebeneinander. Auf dem anderen saß Robin im Schneidersitz.

Auf dem Sofa, dass rechts von mir stand, saßen Lucas, Max, Dustin, Steve und Murray. Auf dem Sofa von der linken Seite saßen Hopper, Joyce, Jonathan, Nancy und meine Mutter. Wedek stand ebenfalls. Allerdings lehnte er sich an einer Wand an.

„Wann wollt ihr wieder nach Hause?“, fragte er und die Unruhe im Raum legte sich.

„Vielleicht erst in in zwei Tagen?“, fragte Joyce.

Hopper schien diese Idee aber nicht zu gefallen, deshalb brummte er :„Ich wäre für morgen.“

„Ich finde es eigentlich sehr schön hier, deshalb bin ich auf der Seite von Joyce..“, warf ich ein und kassierte ein finsteren Blick von dem Mann, der neben Joyce saß.

„Wir sollten abstimmen!“, sagte Max und hob ihre Hand.

„Wer ist für Morgen?“, fragte sie und nahm ihre Hand wieder herunter.

Nur ein paar Hände gingen nach oben. Also war  es eindeutig. Wir bleiben noch ein paar Tage in Russland.

„Ich werde euch die beste russische Küche bieten, die ihr je essen werdet!“, sagte Wadek und kam fröhlich auf mich zu.

„Hast du schonmal gekocht?“, fragte er und blieb direkt vor mir stehen. Ich schüttelte nur mit meinem Kopf.

„Я тебе это объясняю. (Ich erkläre es dir.)“

Jetzt drehte er sich wieder um und sagte :„ Ich werde jetzt mit Emily kochen gehen und in ungefähr einer Stunde treffen wir uns im großem Sahl zum essen.“

Nachdem er mich in die Küche gezerrt hatte, war es ziemlich still zwischen uns beiden.
Er gab mir die Aufgabe Gemüse klein zu schneiden, während er das Fleisch anbraten wollte. Langsam und vorsichtig hob ich das Messer immer hoch und runter, um möglichst gleichmäßige Stückchen zu bekommen.

„Warum lässt du nicht deine Angestellten für dich kochen?“, fragte ich.

„Ich bin mal Koch gewesen.“, antwortete er.

„Okay cool.“

Wieder totale Stille.

Stranger Things:„Neues Erwachen" Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt