Gefühle // Teil I

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Ich sagte nichts mehr. Alles was wir jetzt machten war uns einige Minuten in die Augen zu schauen. Nur zu gerne hätte ich ihn einfach umarmt aber ich hatte einfach Angst vor einer schlechten Reaktion.

„Emily ist wieder wach!", rief jemand mit hoher Stimme. Sofort wanderte mein Blick auf das auf mich zu laufende Mädchen, das sich jetzt zwischen mich und Will schob.

„Geht es dir gut?", nuschelte Max bei einer festen Umarmung. Ich nickte nur und klopfte ihr leichte gegen den Rücken, da ich keine Luft mehr bekam. Sie ließ mich los und El kam auf mich zu. Auch sie umarmte mich.

„Danke.", sagte sie, nachdem wir uns voneinander getrennt hatten.

„Keine Ursache.", antwortete ich nur.
Allerdings wusste ich nicht, wofür sie sich bedankte. Auch die beiden hatten andere Klamotten an. Sie sahen aber ziemlich bequem aus. Sicher bequemer, als das Kleid, das ich immer noch an hatte.

„Gehen wir runter?", fragte El und zeigte auf die große Treppe, die nach unten führte.

Ich nickte und ging voraus. Da ich noch etwas schwach war, stützte ich mich an dem Geländer ab und stieg vorsichtig die Treppe hinunter. Nachdem ich ein paar Stufen herunter gegangen war, machte ich eine kurze Pause. Ich wusste echt nicht, wie El es schaffte wieder so eine Energie zu haben. Jetzt spürte ich besorgte Blicke auf mir. Ich drehte mich um und sah direkt in Will's Augen. Ein leichter Schub von Adrenalin schoss durch mich, doch ich beruhigte mich schnell wieder.

„Mir geht es gut. Ich schaffe es.", sagte ich, lächelte leicht und ging wieder Stufe für Stufe hinunter.

„Ich werde dir trotzdem helfen.", sagte Will und legte einen Arm um meine Hüfte. Jetzt begann mein Herz wieder wie verrückt zu schlagen. Automatisch legte ich einen Arm um seine Schulter. Immer noch an dem Geländer festgekrallt, gingen wir jetzt gemeinsam die Treppe runter. Durch seine Hilfe kam ich natürlich viel schneller unten an, als wenn ich alleine gegangen wäre.

„Danke.", sagte ich und schaute lächelnd auf den Boden. Auch er lächelte und wir gingen in die Richtung des Wohnzimmers. Die erste Person, die ich sah, war Robin. Sie schaute einfach in die Leere. Anscheinend hatte sie es immer noch nicht verkraftet. Neben ihr saß Steve. Allerdings war noch etwas Platz zwischen den beiden.

„Hey.", sagte ich vorsichtig zu Steve, der mich begrüßend anschaute und setzte mich zwischen die beiden.

Ich nahm Robins Hand und lehnte mich an ihrer Schulter an. Sie räusperte sich. Plötzlich sah ich Wadek auf mich zu kommen. Er hielt etwas in der Hand.

„Доброе утро. (Guten Morgen.)", sagte er und hielt mir neue Kleidung unter die Nase. Ich setzte mich wider gerade auf, nahm die Kleidung an und drehte mich wider Robin zu.

„Ich komme gleich wieder.", sagte ich und folgte einer zierlichen Frau, die mich zu einem Zimmer brachte. Dort sollte ich mich umziehen.
Bevor die Frau wieder das Zimmer verließ, fragte sie mich noch, ob alles in Ordnung sei. Ich nickte und bedankte mich herzlich. Nachdem ich mich umgezogen hatte betrachtete ich mich im Spiegel, der vor mir stand. Jetzt trug ich eine Jogginghose und ein kuscheligen Rollkragenpullover . Es war angenehm um bequem zugleich. Endlich war ich von diesem Kleid befreit. Es sah nicht schlecht an mir aus aber es wurde einfach nach einer gewissen Zeit ziemlich unbequem.

Die Ärmel, des Pullis waren mir etwas zu lang aber damit konnte ich leben. Langsam ging ich auf die Tür zu, drückte die Klinke herunter und ging wieder in die Richtung des Wohnzimmers. Allerdings setzte ich mich jetzt neben Will, der auf dem Sofa, das gegenüber von Robin stand, saß. Ich lehnte mich gegen die Lehne vom Sofa und schloss für kurze Zeit meine Augen.

Plötzlich ertönte Robins Stimme, die sagte :„Emily, bist du verliebt?"

Sofort riss ich meine Augen wieder auf, spürte wie leichte röte in mein Gesicht kam und sagte schnell :„Was?"

„Bist du verliebt?", wiederholte sie.

„Ich... Also.. Ich weiß es nicht... Ich kenne ja nichtmal den Unterschied zwischen Liebe und verliebt sein..", sagte ich schnell.

Erst jetzt griff Steve in die Situation ein.

„Du musst nicht antworten. Sie hat uns alle schon ähnliche Fragen gestellt.", sagte er.

Na toll! Hätte er auch früher sagen können..
Peinlich berührt schaute ich auf meine Hände und spürte, wie Will aufstand. Ich sah zu dem Jungen auf, doch er nicht zu mir. Erst jetzt bemerkte ich, dass Steve mich beobachtet hatte. Allerdings sagte er nichts. Auch ich erhob mich und schaute mich in dem großen Raum um. Steve, Robin und ich waren tatsächlich die einzigen im Raum. Ich entschied mich dazu die anderen zu suchen.

Das gesamte Haus war riesig. Schon allein aus dem Flur könnte man ein ganzes Haus machen. Langsam staunend berührte ich die Wand, die mit einigen kleinen Figuren aus Gold geschmückt war. Ich ging weiter, ließ meine Hand aber nicht von der Wand ab. Überall hingen riesige Gemälde. Es gab einfach alles zu sehen. Von Abstract bis zu Portrait war alles dabei. Ich war schon immer von der Kunst fasziniert. Sie war einfach wunderschön und so inspirieren. Aber nicht jedes Bild hat eine tiefgründige Bedeutung. Nur weil der Künstler dunkele oder kalte Farbtöne benutzt hat, muss es nicht heißen, dass er totale Depressionen hatte.

Jetzt war ich bei einer großen Säule angekommen. Sie war weiß. An manchen Stellen allerdings vergoldet. Ich frage mich bis heute noch wie viel Geld dieser Mann eigentlich hatte.

Plötzlich waren Stimmen zu hören. Ich ging näher auf eine Tür, die ein Spalt geöffnet war, zu. Mit einer Hand am Türrahmen schaute ich vorsichtig durch den Spalt. Ich konnte meine Mutter und Wadek reden sehen. Sie schien glücklich zu sein, da sie ziemlich deutlich lächelte. Ich konnte nicht hören worüber die beiden redeten aber sie redeten.

„Erwischt!", sagte Joyce, die jetzt hinter mir stand. Ich schreckte zusammen, drehte mich um und sagte :„ Du bist wieder wach."

„Aber natürlich.", sagte sie und drehte sich wieder um, doch bevor ich meine Chance verlor, griff ich nach ihrem Handgelänk und sagte :„Kann ich dich was fragen?"

„Was ist los?", fragte sie.

Wir setzten uns auf die Marmorstufen und ich fragte sehr direkt :„Was ist der Unterschied zwischen Liebe und verliebt sein?"

Sie schaute mich verdutzt an und sagte :„Naja Verliebtheit ist wenn du ein anderes Gefühl in deinem Magen bekommst, wenn die bestimmte Person vor dir auftaucht. Allerdings versteckt du deine Schwächen vor ihm und willst so sein, wie er dich haben will. Aber wenn man von Liebe spricht, dann fühlst du dich verantwortlich für die Gesundheit für die andere Person und hast starke Sehnsucht, wenn er nicht da ist. Du bist offen der Person gegenüber und würdest ihm alles sofort erzählen. Du spürst dann auch diese enge emotionale Verbundenheit zwischen euch."

Ich schaute auf meine Hände und dachte über meine Gefühle für Will nach.

„Und wie kann ich soll ich es ihm sagen?", fragte ich perplex und schaute Joyce wieder in die Augen.

„Ihr solltet am besten mal miteinander reden.", antwortete sie.

„Danke!",sagte ich und rannte los, um Will zu suchen.

Nachdem ich ungefähr durch das halbe Haus gelaufen bin und mich zweimal fast verlaufen hätte, hatte ich Will endlich gefunden.

Wie angewurzelt blieb ich stehen. Es wirkte so, als hätte auch er mich gesucht, da er auf mich zu kam.

„Ich muss mit dir reden.", sagten wir gleichzeitig, was uns zum schmunzeln brachte.

„Du zuerst.", sagte er und zeigte auf mich.

Stranger Things:„Neues Erwachen" Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt