Der Tag Danach

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Es war Will.
Um sicher zu gehen schaute ich in seine Augen, die Mitleid zeigten und lehnte mich wieder weinend an seine Schulter.
Nach einigen Minuten der Verzweiflung hatte ich mich wieder beruhigt. Jetzt starrten wir beide auf den Fußboden vor uns. Es erinnerte mich an die Nacht, als die Russen mich glauben ließen, dass meine Mutter tot sei. In dieser Nacht hatte ich mich auch an Will gelehnt. Dieser Moment war genau gleich nur, dass jetzt sein Arm um meiner Schulter lag. Ich wusste nicht genau, was er fühlte. Ehrlich gesagt, wusste ich überhaupt nicht, was er fühlte. Mittlerweile war es draußen finster geworden. Alle hatten sich ein Platz zum Schlafen gesucht. Mein Blick schweifte durch die große Halle. El und Mike kuschelten sich schlafend aneinander. Die beiden sind super Glücklich miteinander. Ich schaute zu Will auf. Er war eingeschlafen. Man kann es ihm nicht übel nehmen, weil es ein sehr anstrengender Tag war. Langsam kippte sein Kopf nach vorne. Vorsichtig hielt ich ihn fest, damit er nicht wach wurde. Ich versuchte sein Kopf an die Wand zu lehnen aber es klappte nicht. Deshalb lehnte  ich seinen Kopf gegen meinen. Ein leises schnarchen ertönte. Es war definitiv Hopper. Er schlief wahrscheinlich in einem anderen Raum, da ich ihn nicht finden konnte. Was mich noch beschäftigte war, was Nastya jetzt machte. Immerhin wusste ich nicht, was sie geflüstert hatte. Aber lange dachte ich nicht darüber nach. Ich war einfach zu enttäuscht. Sie war meine Schwester. Ich dachte, sie hat mich lieb und ich dachte, dass sie mir niemals weh tun würde. Ich konzentrierte mich auf Will's ruhige Atmung. Ich fühlte mich einfach sicher bei ihm. Ich weiß, dass sagen ihrgentwie alle aber ich meine es ernst. Langsam wurden meine Augen immer schwerer und ich schlief ein.

Ein Strahl der Sonne strahlte mir in mein Gesicht. Langsam öffnete meine, vom Schlaf, verklebten Augen. Das erste was ich tat war nach Will's Hand fühlen. Ich berührte sie und Atmete erleichtert auf. Er war also wirklich geblieben. Erst jetzt spürte ich sein Kopf, der immer noch an meinen lehnte. Er hatte also noch geschlafen. Leises Gelächter ertönte. Meine Augen schweiften zum Ursprung der Geräusche. Es war El, die leise über etwas lachte. Aber auch Lucas und Max lachten. Also musste Mike wieder etwas lustiges gesagt haben. Lucas hatte einen Arm fest um Max geschlungen. Die beiden waren ebenfalls total süß zusammen. Auch das Schnarchen war nicht mehr zu hören. Hopper war also nicht mehr am schlafen, doch ich konnte ihn nicht in der großen Halle erblicken.  Ich spürte, wie Will langsam sein Kopf von meinem erhob. Nun schaute ich ihm in seine verschlafenen Augen.

„Guten Morgen.“, sagte ich leise.

„Morgen“, flüsterte er verschlafen und lächelte mich an.

Ich lächelte zurück.

„Geht es dir besser?“

„Ja. Und dir? Wie geht es dir?“

„Mir geht's gut.“

Ich hinterfragte seine Aussage nicht weiter, weil sie für mich eindeutig war. Es ging ihm gut und es machte mich glücklich. Lächelnd schaute ich zu Max, El, Mike und Lucas.

„Wollen wir zu den anderen gehen?“, fragte Will.
Ich nickte. Er löste sich von mir und stand auf. Nachdem er sich gestreckt hatte, hatte er mir hoch geholfen und wir sind zusammen auf die kleine Gruppe zugegangen. Wir setzten uns und Lucas schaute Will mit hochgezogenen Augenbrauen an. Will schaute ihn zwar an aber reagierte nicht darauf.

„Guten Morgen.“, sagten Will und ich gleichzeitig, was mich zum leicht zum Lachen brachte.

„Morgen.“, sagte der Rest im Chor.

„Leute es tut mir leid.. Das wegen gestern. Ich.. “, sagte ich, doch ich wurde von Max unterbrochen.

„Du musst dich nicht rechtfertigen.“,sagte sie.

„Wir alle hätten so reagiert. Ich meine, deine eigene Schwester..“, sagte Mike noch.
El und Lucas nickten nur zustimmend.
Ich lächelte dankend.

Plötzlich spürte ich, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich drehte mich nach hinten und blendete alles aus. Wo kam das Gefühl her und warum bekam ich es? Jemand tippte mir an die Schulter, was mich dazu brachte, dass ich mich wieder nach vorne drehte.

„Alles in Ordnung, Em?“, fragte Max.

Sie benutzte wieder mein Spitznamen.

„Ja.. Was habt ihr gesagt?“, antwortete ich.

„Ich habe gefragt, was ihr von Kali haltet. Du weißt schon. Kali, El's Schwester.“, sagte Mike.

„Sie ist nett.“, antwortete ich schnell.

Ich schüttelte leicht mein Kopf und machte mir keine Gedanken über dieses Gefühl, das ich gehabt hatte. Aber ich hätte mir mehr Gedanken darüber machen sollen. Vielleicht wäre es dann nicht so gekommen, wie alles gekommen ist.

„Wer will was essen?“, fragte Exel, der Mann mit den verrückten Haaren.

Jetzt dürfte jeder wach sein.
Wir standen auf und folgten ihm in eine kleine  Halle. Dort erblickte ich Hopper und Joyce, die nah beieinander saßen, Dustin, der mit Steve redete, meine Mutter, die mich zuversichtlich anschaute und Robin, die neben Nastya in der anderen Ecke des Raumes saß.

Der Blick von dem jungem Mädchen, das mich zutiefst verletzt hatte, traf auf meinen. Plötzlich sah ich wieder diese Erscheinung. Ich hörte wieder diese qualvollen Schreie. Es fühlte sich so an, als würde sich wieder alles direkt vor mir abspielen. Ich atmete tief durch und setzte mich zwischen Will, der näher an mich rutschte, um Lucas Platz zu machen und meine Mutter, die mir über mein Rücken strich. Ich atmete wieder tief ein und aus.
Vor uns standen kleine Körbe voller Brötchen.

„Worauf wartet ihr? Esst.“, sagte Kali, die gerade den Raum betrat.

Schnell schnappte ich mir eins und knabberte daran herum.

„Emily, heute werde ich dir zeigen, wie du deine Kräfte unter Kontrolle bekommst.“, sagte Kali.

„Nach dem was gestern passiert ist.“, lachte  das verrückte Mädchen und kaute auf ihrem Kaugummi herum.

Ich schaute auf den Boden.

„Last dir Zeit.. Immerhin haben wir den ganzen Tag Zeit.“, sagte Kali beruhigend.

Nun schaute ich zu Will, der nachdenklich sein Brötchen gegessen hatte.

„Was ist los?“, fragte ich ihn.

„Alles in Ordnung.“, antwortete er.

„Was ist los?“, fragte ich erneut.

„In der Nacht.. Ich bin aufgewacht und habe geschaut, ob du schon schläfst. Du hast geschlafen. Naja spielt keine Rolle.. Auf jeden Fall, als ich versucht habe wieder einzuschlafen habe ich jemanden reden hören. Es war eher sowas wie ein lautes flüstern. Ich konnte es nicht verstehen aber es machte mir ziemliche Angst...“, flüsterte Will mir zu.

„Ein lautes Flüstern, sagst du?“

Stranger Things:„Neues Erwachen" Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt