Gespräch

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Wadek schaute immer mal wieder zu mir. Ich wusste, dass er was auf dem Herzen hatte.

„Okay, warum wolltest du wirklich, dass ich mit dir Kochen komme?“,fragte ich, legte das Messer auf das Brett vor mir und schaute ihn an.

„Also.. Ich mag Dianne.“, antwortete er und kratzte sich nervös am Hinterkopf. Ich schaute ihn nur fragend an.

„Dianne. Deine Mutter.“, sagte er verwundert.

Jetzt ging mir ein Licht auf. Allerdings war es mir auch peinlich nicht den Namen von meiner Mutter zu kennen.

„Warum kochst du dann nicht mit ihr?“, fragte ich und hoffte, dass mir die Peinlichkeit nicht im Gesicht geschrieben stand.

„Ich wollte ihr etwas zum Abschied schenken. Und ich kann sie schielßlich nicht fragen. Es soll doch eine Überraschung werden.“, antwortete er.

Ich nickte verständlich und überlegte.

„Sie mag es auch zu kochen, also kannst du ihr vielleicht ein Rezeptbuch voller russischer Rezepte zusammenstellen.“, schlug ich vor.

„Emily, du bist meine Rettung! Vielen Dank!“, sagte Wadek nun und strahlte über beide Ohren. Es brachte mich zum Lachen.

„Und was kochen wir jetzt?“, fragte ich, nahm das Messer wieder in die Hand und schnippelte wieder.

„Als Vorspeise wird es Soljanka mit Pirogge geben, als Hauptgericht gibt es russischen Hackfleischtopf und als Nachspeise Joschiki, Oreschki und Syrniki.“, antwortete er.

Ich nickte und schnippelte weiter das ganze Gemüse.

Soljanka ist eine sehr beliebte russische Suppe aus verschiedenen Pilzen, Blunkohl, Kartoffeln, Karotten und eingelegten Gurken. Oliven und Zitrone machen die Suppe noch besser.
Pirogge ist eine gebratene Teigtasche mit Kartoffeln.
Was ein russischer Hackfleischtopf ist, brauche ich nicht zu erklären.
Joschiki sind kleine leckere Törtchen.
Oreschki ist seine Art kleiner "Kuchen" mit Füllung und Syrniki sind Quarkfannenkuchen.

Es dauerte einige Stunden, bis alles fertig war.
Einige Bedienstete von Wadek halfen uns den Tisch zu decken.

„Ist das nicht zu viel?“, fragte ich, als ich vor dem gedektem Tisch stand. Der riesengroße Tisch war komplett voll gestellt. Jetzt setzten sich alle zu Tisch. Auch die anderen machten große Augen, als sie das ganze Essen sahen.
Der süße Duft von den Oreschkis kam mir entgegen, da sie sogut wie vor mir standen.

--ZEITSPRUNG--

Meine Hand stoppte kurz an der Türklinke. Ich konnte hören, wie El und Max laut auflachten. Es brachte mich zum lächeln. Danach drücke ich die Türklinke herunter und trat aus dem Badezimmer heraus in das Schlafzimmer. Ich hatte nämlich gerade eine heiße Dusche genossen.

Wadek hatte jedem von uns ein eigenes Zimmer angeboten aber El und Max haben darauf bestanden bei mir zu schlafen. Ich war mir ziemlich sicher, dass El eigentlich bei Mike geschlafen hätte aber Hopper wollte nicht, dass sie nur daran denkt alleine mit Mike in einem Zimmer zu schlafen. Er hätte es wahrscheinlich auch so oder so nicht erlaubt.

„Emmy komm.“, sagte Max und klopfte auf die Matratze. Sie erfand momentan immer andere Spitznamen für mich. Also Elli, Emy, Emmy, Emem, Ili und Meli. Es gab aber auch schon Namen wie Schraeme, Emilik oder Emenfie.
Die sind einfach nur verrückt. Naja wenigstens weiß ich jetzt, dass sie Fantasie besitzt.

„Was ist los?“, fragte El, nachdem ich mich gesetzt habe.

Ich schaute zu ihr auf und antwortete :„Was habt ihr gesehen? Also als wir unsere größten Ängste gesehen haben..“

Max wurde sofort etwas stiller. Auch wenn sie eigentlich nichts gesagt hat, konnte ich merken, dass sie still wurde.

„Ihr war weg und ich war wieder eingesperrt.“, sagte El kurz und knapp.

„Was meinst du mit eingesperrt?“, fragte ich.

„Im Labor. Mit Papa.“, antwortete sie.

Sie redete zwar nicht viel und hielt alles immer sehr knapp aber trotzdem war sie einer der stärksten und besondersten Menschen, die ich je kennenlernen durfte.

„Ich werde nicht zulassen, dass das jemals passiert wird. Versprochen!“, sagte ich und griff nach ihrer Hand.

Sie lächelte mir dankend zu und sah danach zu Max hinüber.

„Und du?“, brachte das junge Mädchen jetzt heraus.

Mein Blick wanderte ebenfalls zu Max, die immer noch nichts sagte.

„Du musst nichts sagen, wenn du nicht willst.“, flüsterte ihr leise zu und fasste ihr an die Schulter. Sie schaute jetzt mit Tränen in den Augen zu mir auf.

„Hey...“, sagte ich und zog sie in eine umarmung. Sie war die glücklichste Person, die ich kannte. Sie so zu sehen tat auch mir furchtbar weh.

„Hast du was mit Billy gesehen?“, fragte El und rückte neher an und heran. Max löste sich wieder von mir, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schüttelte den Kopf.

„Es sind nur so viele Leute tot. Und das alles nur wegen dieser blöden anderen Seite. Ich will einfach nicht, dass noch jemand stirbt.“, sagte Max jetzt leise.

„Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, damit auch das nicht passiert!“, sagten ich zuversichtlich.

„Versprochen.“, sagte El und nickte dem rothaarigen Mädchen zu.
Nach einigen Minuten legten wir uns schlafen.


Lautes prasseln gegen das Fenster ertönte.
Ich öffnete meine Augen und zog die Bettdecke über meine Schulter. Es regnete in strömen. Verwundernt war nur, dass es nicht schneite. Es war immerhin ziemlich kalt draußen. Anscheinend doch nicht kalt genug.
Ein Knall ertönte und ich schreckte leicht zusammen. Es Gewitterte also. Ich hatte keine Angst vor Gewittern. Ich fühlte mich nur immer so unwohl, wenn es gewittert. Noch im Halbschlaf, setzte ich mich auf und schnaufte. Jetzt ging ich zur Tür. Eigentlich wollte ich mir etwas zu trinken holen, doch meine Beine brachten mich woanders hin.

Ich stand vor einer Tür. Da ich selbst nicht wusste, was sich dahinter verbirgte öffnet ich sie langsam und vorsichtig. Als ich den ebenfalls wachen Will entdeckte, musste ich grinsen. Es sah so aus, als wäre auch er gerade wach geworden. Das Licht eines Blitzes erleuchtete für einen kurzen Augenblick das gesamte Zimmer.

„Darf ich herein kommen?“, flüsterte ich und Will's verschlafener Blick traf auf meinen. Er lächelte mich an, hielt die Decke etwas hoch und fragte :„Bist du auch von dem Gewitter wach geworden?“

Ich ging auf das Bett zu, kroch unter die Decke, kuschelte mich etwas an den Jungen heran und  nickte.

„Hast du eigentlich Angst?“, fragte Will.

„Vor was? “, fragte ich.

„Na vor dem Gewitter.“

„Nein. Ich fühle mich bei Gewitter immer so unwohl. Mehr ist es nicht. Hast du Angst?“

„Nein.“

Das war alles. Das war die einzige Konversation, die wir diese Nacht geführt haben. Jetzt lang ich in Will's Armen und betrachtete den Raum. Jeder einzelne Blitz ließ das gesamte Zimmer erleuchten und man konnte für kurze Zeit jedes einzelne Gemälde im Zimmer genau betrachten. Wieder ertönte ein Donnerschlag und ich zuckte leicht zusammen. Will zog mich etwas näher an sich heran. Auch das Wetter fing an wieder ruhiger zu werden. Jetzt konnten wir beide beruhigt einschlafen.

Stranger Things:„Neues Erwachen" Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt