„Können wir nochmal kurz allein sein?" „Klar Großer." und Fränki geht auf seine beiden jüngeren Kinder zu. „Danke Mia." Ich nicke nur und kann meine Gedanken und Emotionen nicht in Worte fassen. Ich spüre seine Hände an meinem Gesicht und muss ihm zwangsläufig in die Augen schauen. Er wischt die letzten Tränen sanft von meinen Wangen und ich sehe Zufriedenheit in seinem Blick „Mit mir ist alles in Ordnung." legt er seine Stirn an meine. „Ich.. Ich hab nie darüber nachgedacht." flüstere ich. „Musst du auch nicht." entsteht ein kurzer Moment der Stille. „Ich liebe dich." höre ich ihn sagen und mein Herz macht einen Sprung. Er löst sich von mir, kniet sich nochmal hin, streicht über den Stein und steht dann wieder auf.
Gemeinsam verlassen wir alle den Friedhof und fahren in ein kleines Lokal in der Innenstadt. Dort besetzen wir eine kleine Nische und jeder der Anwesenden ist in seine eigenen Gedanken vertieft. Felix neben mir hat die Karte schon zugeklappt, Julian schlägt immer wieder nur eine Seite um und Sophie lächelt mich an. Sie formt mit ihren Lippen das Wort „Danke." und ich lächel zurück. Fränki und Heike flüstern leise miteinander und als der Kellner kommt sind sowohl die Getränke als auch die Speisen ausgesucht.
„Mia, was steht bei dir die nächsten Tage an?" unterbricht Sophie die Stille. „Nicht viel. Ich muss das Auto von Felix zur Durchsicht bringen und abholen, meinen Bruder bespaßen, wenn Tommi auf Arbeit ist und sonst plane ich eigentlich nur noch 12k Sachen und ein bisschen für nächstes Jahr." „Ein bisschen ist gut. Ihr plant schon bis Juli und darüber hinaus." mischt sich Julian in das Gespräch ein. „Ja na und, um so eher sehe ich die nächste Kollektion." boxt Sophie ihren Bruder und dieser schüttet nur seinen Kopf. „Wir können uns ja mal treffen, wenn du die nächsten Wochen nicht so viel zu tun hast." schlägt Sophie vor und ich nicke.
„Wenn ihr eine Allianz schließt, dann werde ich meine zu Felix vertiefen." „Wer hat denn hier was von Allianz gesagt, vielleicht bin ich auch endlich mal froh, nicht mehr nur mit euch Spinnern abzuhängen." „Ey." kommt es von beiden Brüdern und ich bin froh, dass sich Felix auch etwas an dem Tischgespräch beteiligt. „Was ist hier los?" höre ich Fränki fragen und ich schüttel meinen Kopf, da auch die Getränke kommen. Danach zieht Fränki ein Kartendeck aus der Jackentasche und es wird bis das Essen kommt gezockt. Das ich gegen die geballte Lobrechte Familie und deren komischen Regeln keine Chance habe, merke ich schon nach zwei Runden, aber da Felix so schön offensiv seine Karte hält, habe ich ein super Blick und kann doch eine Runde für mich entscheiden.
„Klar. Mia schaut auch nur in deine Karten." beschwert sich Julian und ich schaue Sophie an, die dasselbe macht. Wir beide müssen kurz auflachen und Julian verdeckt seine Karten, sodass sie nicht mehr schauen kann. Ab dem Moment als dann auch jeder etwas zu essen vor sich hat, ist es schlagartig ruhig. Ich höre nur das Klappern der Messer und Gabeln. Ab und an wird nach Salz oder Pfeffer gefragt, aber sonst herrscht Schweigen und jeder ist mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
In meinem Kopf schwebt eine graue Wolke, die alle möglichen Gedanken aufsaugt und ich nicht wirklich dazu kommen, darüber nachzudenken, was heute passiert ist. Auch Felix sehe ich an, dass er weit weg ist mit seinen Gedanken. Nachdem wir gezahlt haben, gehen wir noch eine kleine Runde in Münster durch die Stadt und trinken einen Kaffee bevor wir zu den Autos zurück gehen.
Dort angekommen, schmeiße ich meine Jacke in den Kofferraum von Felix Wagen, die Kamera von ihm hinterher und warte auf meine restlichen Mitfahrer. Nur Heike sitzt schon hinter dem Beifahrersitz und beobachte wie Fränki und seine drei Kinder etwas abseits miteinander reden. Am Ende nehmen sie sich alle in den Arm und ich sehe ein Lächeln auf allen vier Gesichtern. Felix kommt auf mich zu und drückt mich an sich. „Danke das du dabei warst." „Mh. Viel Spaß morgen auf der Bühne." „Schreib mir, wenn du da bist." „Mach ich. Ich werde jetzt erstmal schön den Sprit verfahren." und seine Brust vibriert vom lachen.
„Können wir dann?" höre ich Julian, küsse Felix und setze mich hinter das Lenkrad. Sophie neben mir verbindet sich schon mit dem Auto Bluetooth und ich höre die ersten Töne von Sidos Lied 2002 mit Apache207. „Bereit?" schaue ich sie an und Sophie nickt. Wir folgen Julian und Felix bis zur Autobahn und ich hupe nochmal bevor wir eine andere Autobahnauffahrt nehmen.
In Berlin lasse ich sie zusammen in Rudow raus und fahre nach Hause. Dort gehe ich nicht gleich zu Felix, sondern in meine eigene Wohnung. Mein Bruder sitzt auf der Couch als ich reinkomme und schaltet sich durch das TV - Programm. „Wie war es?" „Ich hab keine Ahnung. Irgendwie ist alles so emotional gewesen und ich hab das Gefühl eine graue Wolke in meinem Kopf zuhaben die alles bedeckt." „Komm her." nimmt er mich in seinen Arm und wir schweigen uns eine Weile an.
<Bist du angekommen?>
<Ja. Bin bei Lenny.>
antworte ich Felix und lege mein Telefon wieder weg. „Was hast du heute gemacht?" „Nix. Eigentlich nur von zu Hause gearbeitet. Tommi und ich sind heute noch zum Essen eingeladen und gehen feiern." „Ich komm nicht mit." „Verständlich." höre ich wie die Tür aufgeht und Tommi seine Schuhe in den Flur kickt.
„Hey Babe." ruft er und ich schaue meinen Bruder an, der einen roten Kopf bekommt. „Oh. Hi Mia." „Hi." und er küsst meinen Bruder, verschwindet dann im Gästezimmer und ich setze mich auf. „Ich lass euch allein." „Du kannst ruhig bleiben." Ich schüttel meinen Kopf und packe mir noch ein paar Sachen zusammen. Am liebsten würde ich meinen Standpc mitnehmen, aber das wäre zu übertrieben.
„Wir sehen uns diese Woche noch?" „Klar." „Tschau Babe." „Ich hasse dich." schließt mein Bruder lachend die Tür und ich gehe zu Felix.
Dort wasche ich Wäsche, räume alles auf und setze mich auf die Couch.
<Weißt du wo meine Kamera ist, weil ich nur deine habe.>
<Deine liegt neben mir.>
<Oh. Kann ich deine benutzen?>
<Klar. Nimm aber das kleine Objektiv und dann fotografier einfach los.>
Neugierig wie die Bilder von heute geworden sind, schalte ich den Laptop an und schließe die Kamera an. Schon nach den ersten Bildern wird mir komisch und als ich die Bilder von mir uns Felix sehe, weiß ich nicht, ob es eine gute Idee aus den Bildern ein Weihnachtsgeschenk zu machen. Trotzdem beginne ich mit dem bearbeiten und gehe viel zu früh ins Bett, weil ich mich nicht mehr sehr lang konzentrieren kann.
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Blaue Stunde
FanfictionDie Blaue Stunde ist ein physikalisches Phänomen in der Abenddämmerung. In dieser knappen Stunde nach Sonnenuntergang und vor Eintritt der Dunkelheit ist der Himmel schon tiefblau gefärbt, die Umgebung aber noch vom Restlicht erhellt. Wenn sich Tag...