OneShot Eins

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Bevor es hier los geht ein paar Worte dazu. Die OneShots sind einfach runtergetippte Ideen, die teilweise einen sehr privaten Hintergrund haben oder einfach frei erfunden in die Chronologie des Buches passen. Also werden sich sicherlich Schreibfehler, Fehler in der Rechtschreibung und andere Dinge einschleichen. Das nur so als Hinweis. Viel Spaß.

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MIA POV

„Mia - Oma will nicht mehr." klingeln meine Ohren immer noch. Mein Herz drückt viel zu schnell und viel zu stark gegen meine Brust und meine Sicht verschleiert sich.

‚Du hast sie seit zwei Monaten nicht besucht. Erst die andere die du im Stich lässt und jetzt die Oma die immer für dich da war. Aber behalte sie so in Erinnerung wie du sie kanntest, dass ist das wichtigste.' höre ich die inneren Stimmen in mir um meine Gunst kämpfen, aber ich weiß nicht welche gewinnt.

„Auf was wartest du? Scheiße komm her." höre ich Felix und spüre sein Arme um meinen Oberkörper die mich aus dem Auto heben.

Wie abgestellt bleibe ich stehen, sehe verschwommen wie Felix meine Sachen aus dem Auto holt, es abschließt und mich in meine Wohnung führt. Er stellt mich an der Haustür ab und ich höre wie er im großen Bad die Wanne voll laufen lässt.

„Felix?" „Ja?" „Danke. Care Packet für diese Situation ist unter dem Wenn Dann Da Ort." deute ich auf eine Schublade und gehe in die Richtung des Wassers. Ohne darauf zu achten, ob ich mich in irgendeinem Spiegel reflektiere, steige ich in das siedend heiße Wasser und spüre wie sich meine Muskeln erholen.

„Hier." reicht mir Felix ein Glas Rotwein und setzt sich dann vor die Wanne, mit dem Rücken zu mir. „Willst du es mir erzählen?"

„Meine Oma ist im Dezember schwer gestürzt und durch ihre anfängliche Demenz dann im Krankenhaus, dann im Altersheim gelandet. Das alles weil es meinem Opa auch nicht so gut ging und er auch im Krankenhaus war, aber dann wieder entlassen wurde.

Seit dem ist ihr Zustand schwerer geworden und letztens ist sie wieder gestürzt und musste operiert werden. Jetzt will sie nicht mehr und ich war seit zwei Monaten nicht mehr bei ihr." flüstere ich das Ende und spüre wie die Tränen einfach immer mehr werden.

Auf meine Atmung konzentriert und darauf den Wein nicht zu verschütten, merke ich nicht wie sich Felix bis auf die Unterhose auszieht und sich dann hinter mich schiebt. So vorsichtig wie es nur geht legt er seine Arme um mich und ich spüre seine und die Wärme des Wassers.

„Wollen wir zusammen zu ihr gehen?" ich schüttel meinen Kopf „Willst du allein gehen?" wieder kopfschütteln von meiner Seite. „Möchtest du mir von ihr erzählen?" Ich zucke mit den Schultern, weil ich ehrlich gesagt eher ein Opa Kind war und nicht wüsste was ich ihm erzählen sollte.

„Hast du Schuldgefühle?" Ich nicke. „Nicht, vielleicht ist es genau das Richtige. Sie so in Erinnerung zu behalten wie sie war und ist. Dann hast du immer wieder schöne Momente in deinem Kopf und kannst sie dir erhalten." keine Reaktion von mir, aber seine Worte treffen mich.

Wir bleiben noch eine Weile so sitzen, bis er aus der Wanne steigt und sich ein Handtuch um die Hüfte schlingt. Vorsichtig mache ich es ihm nach, nachdem er aus dem Badezimmer gegangen ist. Abgerubbelt ziehe ich mir lange und Warme Kleidung an, lege ich mich ins Bett und stelle fest, das es durch eine Wärmflasche bereits angewärmt wird.

Ich schaue Felix zu wie er einzelne Kerzen anbrennt, das Rollo schließt und sich dann zu mir ins Bett kuschelt. Den restlichen Abend achte ich auf seine Atemzüge während ich meinen Gedanken nach gehe. Die Muster die er auf meinen Rücken zeichnet bringen mich irgendwann vor Erschöpfung dazu meine Augen zu schließen und von besseren Zeiten zu träumen.

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FELIX POV

Scherzend stehen die beiden Hansen Geschwister in meiner Küche und bereiten ein viel zu spätes Frühstück vor, als Mias Telefon klingelt.
„Papa... Ja.. Wir kommen." legt sie auf und schaut ihren Bruder an. „Papa will das wir sofort kommen. Klingt als wäre etwas passiert." und sie dreht den Herd aus.

„Wir sind sicherlich bald wieder da." küsst sie mich und schon ist sie mit ihrem Bruder verschwunden.

Gemeinsam mit Tommi räume ich die Küche auf, gehe einen Kaffee trinken und warte auf die Wiederkehr der Beiden. Mein Telefon klingelt mit einer unbekannten Nummer und ich gehe vorsichtig ran. „Lobrecht." „Hier ist Mias Mum. Könntest du und Tommi vielleicht vorbeikommen. Die beiden brauchen euch." und schon legt sie auf - ohne Erklärung

„Tommi. Wir müssen los. Das war Mama Hansen. Ich glaube da ist etwas passiert." „Fuck. Lenny hat mir von seiner kranken Oma erzählt." und ich glaube in diesem Moment denken wir beide das selbe.

Nach Missachtung jeglicher Verkehrsregeln komme ich vor dem grauen Block an und kann vom Parkplatz aus sehen, wie jemand Holz in einem Feuerkorb beobachtet. Beim Näherkommen sehe ich, dass es Mias Vater ist und ihm einzelne Tränen aus den Augen laufen.

Tommi und ich bekunden unser Beleid über das Ableben seiner Mutter und fahren in den vierten Stock.
„Mia schaut vom Balkon aus zu und Lenny aus seinem Zimmer." lässt uns Mama Hansen rein und ich nicke nur.

Ich höre Mia nur noch schluchzen und ihr Brustkorb senkt sich unregelmäßig auf und nieder. „Hey." setze ich mich zu und sie wendet den Blick nicht von den Flammen ab. Ihre Hand greift nach meiner und hält sie fest. Nach einiger Zeit beruhigt sich das Heben und Senken ihres Brustkorbes und sie schaut mich das erste Mal an.

Das ihre Augen total verquollen sind und die Tränen Spuren auf ihren Wangen hinterlassen haben, stört mich in diesem Moment gar nicht. „Ihr geht es jetzt sicherlich besser." „Ich weiß." flüstert sie und die Tränen steigen wieder in ihren Augen auf. „Ich.." „Du musst nix sagen. Es reicht mir, dass du da bist." und ich bin wieder einmal hin und weg, weil sie mich auch ohne viele Worte versteht.

„Ich geh jetzt mal runter. Papa steht da schon eine halbe Ewigkeit." „Soll ich mitkommen?" sie nickt nur, geht rein und klopft an der Tür von ihrem Bruder seinem Zimmer. Die Tür geht auf und Lenny steht genauso verheult da, wie seine Schwester. „Komm. Lass uns zu Papa gehen." nimmt sie ihn an der Hand.

Tommi und ich folgen in einem kleineren Abstand und ich sehe wie die Beiden ihren Vater in den Arm nehmen, kurz scherzen und dann bis das Feuer verglüht in die Flammen schauen. „Warum fühlt sich das so an, als würde man ein Leben beobachten." „Ich weiß es nicht, aber ich weiß was du meinst Tommi."

„Wollt ihr bleiben oder fahrt ihr nach Hause?" schaut uns Mama Hansen an, die auf einmal hinter und auftaucht. „Wir fahren, aber bleiben zusammen." „Gut und danke an euch beide, dass ihr da seid."

Blaue StundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt