Kapitel 42 - Christmas Lights

951 30 7
                                    

MIA POV

Die Wochen bis Weihnachten sind gepflastert von Weihnachtsfeiern, Weihnachtsmarktbesuchen und heimlich die Geschenke für Felix fertig machen, was gar nicht so einfach ist. „Was machst du?" will er meinen Laptop zu klappen, aber ich hebe das Gerät schnell genug an. „Ich bearbeite dein Weihnachtsgeschenk." „Oh. Zeig." „Dann wäre es kein Geschenk mehr, oder?" verdrehe ich meine Augen und gehe ins Schlafzimmer, um die Aufträge noch rechtzeitig abzuschicken. „Was machen wir heute noch?" „Was willst du denn machen?" klappe ich den PC zu und schaue ihn an.

„Keine Ahnung. Vielleicht können wir noch eine Runde spazieren und deinen Fuß testen." Ich nicke, ziehe mich an und stehe 20 Minuten später fertig in meinem Flur. Seit meinem Geburtstag waren wir kaum mehr in seiner Wohnung und ich frag mich was los ist. „Brauchst du noch was aus deiner Wohnung?" „Nein, warum?" „Weil wir nur hier sind?" „Ist doch nicht schlimm, oder?" schließen sich die Türen des Aufzugs und ich verneine es.

Auf der Straße biegen wir nach rechts ab und kommen wenig später an der Bar von George vorbei. „Lass uns noch einen Kaffee mitnehmen." öffne ich die Tür und der Eigentümer lächelt uns an. „Na ihr beiden? Was kann ich für euch tun?" „Felix nimmt einen Kaffee und ich den selbstgemachten Glühwein." bestelle ich für uns beide. „Warum bekomm ich keinen Glühwein?" „Weil du ihn hasst. Was denkst du warum ich mir immer neue Ausreden einfallen lassen musste, warum du nicht mit auf dem Weihnachtsmarkt warst?" und er hebt kurz seine Augenbrauen. „Ich wäre mitgekommen." „Ich brauche niemand der mir wie ein Miesepeter hinterherläuft." nehme ich die beiden To-Go Becher in Empfang und lasse Felix bezahlen.

Das wir irgendwie den Weg zum Tempelhofer Feld einschlagen fällt mir erst auf als wir die Brücke über den Landwehrkanal passieren. Bis hierhin sind wir Händchen haltend und schweigend gekommen, aber ich merke das ihn irgendwas bedrückt. „Was ist los?" „Nix." und ich atme tief durch, werfe meinen Glühweinbecher in den nächsten Müll und starte einen neuen Versuch. „Wie kann ich dir helfen?" „Warum denkst du, dass irgendwas nicht stimmt?" „Es ist vor Weihnachten. Das ist die Zeit von gemütlich zu Hause sitzen, kuscheln, knutschen und Lichtern, Weihnachtsbäumen, Weihnachtskeksen. Jetzt ist die Frage, warum du nicht bei dir bist?" „Willst du mich loswerden?" „Nein, aber wenn deine Geschenke ankommen, schmeiß ich dich raus." „Deine Wohnung ist einfach schön minimalistisch, ohne kitschig zu wirken, geschmückt und meine nicht." „Also willst du das auch?" ziehe ich seinen Arm über meine Schulter und fülle die Lücke zwischen uns.

„Ja." „Warum sagst du das nicht gleich?" „Weil ich... Keine Ahnung. Ich find deine Wohnung gemütlich." „Deine ist es auch. Wie spät ist es?" „19 Uhr." „Lass uns zurücklaufen und deine Wohnung in Angriff nehmen." „Du willst mich loswerden." „Ersten." schaue ich ihn an „Liebe ich dich und zweitens – vielleicht, aber einfach mal für einen Abend und wenn wir uns beeilen, bekommen wir noch was für deine Wohnung." laufen wir wieder zurück und steigen in das Auto von Felix.

Wir fahren erst in das Designergeschäft, welches alles Mögliche an Dekoration hat, finden Lichterketten und einen nicht wirklich fake aussehenden Baum, den wir mitnehmen. Danach landen wir vor dem schwedischen Möbelgeschäft und ich schaue Felix an. „Lässt du mich einfach machen?" Er nickt und nachdem wir mehr als nur zwei Wägen aus dem Einrichtungshaus in sein Auto verladen haben, schaut er mich an. „Du bist auf meine Kosten gerade ausgerastet, oder? Für was brauche ich sowas?" hält er mir einen Unterteller für Kerzen hin. „Warte es doch einfach ab." fahren wir nach Hause. „Ich bring dir dein erstes Geschenk jetzt schon mit okay?" und er lädt alles in den Fahrstuhl, während ich einen Werkzeugkasten und seine schon fertigen Fotodrucke hole.

„Was soll ich damit machen?" schaut mich Felix an, als er verheddert in den Lichterketten steht. „Am besten du setzt dich hin und machst gar nix." „Ich bin ein besserer Handwerker als Fynn Kliemann." „Das wage ich zu bezweifeln." fülle ich den letzten Rahmen mit dem passenden Bild und stelle sie so, dass er sie nur umdrehen muss. „Du kannst dir die Bilder anschauen und ich mach den Rest fertig." „Okay." kommt er auf mich zu und ich hänge die Lichterketten auf, platziere die wenigen Kerzen und stelle den Weihnachtsbaum in eine passende Ecke. Danach wusel ich durch die restlichen Räume und bin froh als endlich alles verstaut ist, funkelt und gemütlicher wirkt.

„Wo hängen wir denn die Bilder auf?" „Weiß ich nicht. Entweder in den Flur oder du nimmst sie mit ins Büro?" schaue ich auf die vier großen Bilder und die fünf kleineren. „Ich überleg mir was." schaut er mich an. „Hier." übergebe ich ihm die Fernbedienung für den Weihnachtsbaum und er drückt auf ON. Die erste Ecke seiner Wohnung beginnt zu leuchten und als er die restlichen auch bedient, sieht die Wohnung schon gemütlicher aus. „Na so ein Touch Weiblichkeit hat sie tatsächlich gebraucht." „Schön das deine Wohnung eine „Sie" ist." „Mir gefällt es." „Gut. Du kannst ein paar auch umhängen oder dimmen, je nachdem wie hell sie scheinen sollen." „Und du willst sicher allein schlafen heute Nacht?" „Ja." küsse ich ihn und ziehe meine Schuhe an.

In meiner Wohnung angekommen, zünde ich Kerzen an, räume den restlichen Müll auf und lasse meine Guilty Pleasure Playlist laufen. Langsam fahre ich runter, ziehe die Vorhänge in der Küche zu und drehe mir einen Joint. Mit nichts bekleidet, außer meiner Unterwäsche, beziehe ich mein Bett neu, lasse nebenbei eine Wanne ein und genieße einfach nur die Musik und die Ruhe. Das heiße Wasser entspannt mich und ich beginne den Joint zu rauchen. Meine Gedanken jagen durch das Jahr und ich erinnere mich an die ersten Bilder für und mit Felix, wie mich sein Vater vor seinem Ideenreichtum und penetranten Art gewarnt hat und wie wir uns das erste Mal als Paar geküsst haben. Die vielen Neckereien gehen laufen vor meinem inneren Auge ab und die traurigen oder eher emotionalen Momente.

‚Das Bild könnte alles verändern.' denke ich an sein Weihnachtsgeschenk und an die Geschenke für die ganze Familie und bin froh, dass ich für Lenny die Bilder schon abgeschickt habe.

An diesem Abend genieße ich die Ruhe bei einem Glas Wein und zappe sinnlos durch Netflix bevor ich müde und allein in mein frischgemachtes Bett steige.

<Also der Abend war blöd.>

<Du hast doch Micha.>

<Ja, aber der sondert nicht so viel Körperwärme ab wie du.>

<Entspann dich und schlaf. Wir sehen uns morgen.>

tippe ich ihm eine Antwort und mir fällt das Handy direkt ins Gesicht. „Klasse." lege ich es neben mich und warte das Felix antwortet, aber das bekomme ich nicht mehr mit, weil ich eingeschlafen bin.

Blaue StundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt