Kapitel 10 - The Sun

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MÄRZ 2019

Mit einem letzten Blick auf Los Angeles, aus dem Flugzeugfenster, beende ich meinen 3-wöchigen Aufenthalt den ich einfach selbst verlängert habe.

Drei Wochen voller guten Input, guten essen und was mir noch viel wichtiger ist einem Wechsel meiner Ansichten in fast allen Belangen. Paul hat es geschafft mir die Zweifel und Ängste aus dem Gehirn zu jagen. ‚Nicht nur Paul, vielleicht war auch der große Konsum an Gras mitverantwortlich.'

Alles hat damit begonnen, dass er mir sofort angesehen hat, dass etwas nicht stimmt. Wie Paul ist, hat er es sofort angesprochen und ich konnte nicht anders als bei Bier und Gras ihm alles zu erzählen. Er hat einfach zugehört als ich total zusammenhangslos meine Gedanken mit ihm geteilt habe.

„Mia. Wenn du mich fragst, dann ist er genauso gewachsen wie du. Es gibt den alten Felix vielleicht noch in seinen Shows oder in seinem Podcast. Ich kann mir denken, dass es schwierig für dich ist, aber auch du bist nicht mehr die Alte. Ich hab dich in das Haifischbecken der Fotografie und Freiberuflichkeit geschubst. Es ist kein stetigen Job den du jeden Tag ausübst, heimkommst und dich fragst, wann du endlich ausbricht. Nein du kannst wählen und das hast du dir selbst erarbeitet. Du kannst sogar Termin absagen oder hier her verlegen. Keiner ist dir böse deswegen." Ich nicke.

„Was ich aus seinen Texten lese oder mir denke ist, dass er darauf wartet das du den nächsten Schritt machst, auch wenn er schon ein paar Grenzen selbst eingerissen hat. Vielleicht sollte es nicht nur um dich gehe, er hat sich genauso verändert und hat sicherlich die eine oder andere Geschichte die er mit dir teilen möchte." „Ich hab Angst davor, dass wir es nicht schaffen und ich mich wieder verliebe. Am Ende hocke ich wieder wie ein Häufchen Elend irgendwo und das schreckt mich ab." gebe ich zu „Aber damit musstest du bei jeder Beziehung rechnen und bisher hast du sie alle beenden. Außerdem, damit geht man nicht an eine Beziehung heran. Lass es sich doch mal entwickeln." reicht er mir den zweiten Joint.

An fast jedem Abend dieser drei Wochen haben wir darüber gesprochen, bis ich selbst gemerkt habe, dass meine Gedanken absolut gestört sind. Paul hat, obwohl er Felix nur aus meinen Erzählungen oder aus seinen WhatsApp Nachrichten an mich kennt, es geschafft mir ein anderes Bild von ihm zu vermitteln und einige Ansichten geradezurücken. Selbst seine Frau hat dem ganzen großteilig zugestimmt.

Während dem Flug in die Heimat lese ich mir unsere Konversation der letzten drei Wochen durch. Manchmal sind es längere Texte, vor allem wenn ich wieder irgendwo bekifft am Strand saß und ihm von meinem Tag und Emotionen erzählt habe. Manchmal waren es nur kurze CheckUps oder dass wir uns einen schönen Tag wünschen.

Ich lande gegen Mittag in Deutschland und werde von meiner besten Freundin abgeholt. Während der Fahrt vom Flughafen quatschen wir über alles was ich in den letzten drei Wochen verpasst habe. Sie erzählt mir von ihrem neuen Hundewelpen, dass ihr Freund gern etwas weiter an den Rand von Berlin ziehen will und sie damit nicht einverstanden ist. Auch weil sie mit ihrem Job als freischaffende Anwältin nicht aus der Stadt heraus möchte und ihre Arbeit gerade expandiert.

„Danke fürs abholen." hieve ich meine Koffer aus ihrem Auto und öffne das Handgepäck. „Hier. Die hat mich an dich erinnert. Ich hoffe sie gefällt dir." überreiche ich ihr eine Schachtel von Louis Vuitton. „Du hast sie doch nicht mehr alle." „Mach sie zu Hause auf." zwinker ich ihr zu und schließe die Haustür auf.

Da Pauls Frau glücklicherweise ein Auge auf meine Wäsche hatte und meinte „Du wirst in Berlin sicherlich andere Dinge zu tun haben." muss ich keine Wäsche waschen und kann alles so schnell wie möglich in meinen Schrank räumen. Frisch geduscht packe ich einen kleinen Koffer, ein weiteres Geschenk, meine neue Kamera und bin 1,5 Stunden später auf dem Weg raus aus Berlin.

Kurz und knackig. Morgen geht es dann weiter :)

Blaue StundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt