Weihnachten

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"Ist es wirklich ok für dich, dass wir Weihnachten nicht alleine verbringen?", fragte ich Adam verunsichert. Wir standen schon seit einer Weile vor Taddl und Ardys Wohnung.

Irgendetwas hielt mich davon ab zu klopfen. Eine Art innere Intuition. Wieso? Keine Ahnung. "Es ist wirklich kein Problem für mich. Ich lerne gern neue Leute kennen. Wie heißen die, die ich heute kennenlerne?"

Ich lachte. Er bemühte sich wirklich immer mich glücklich zu machen. Ich kannte ihn mittlerweile so gut, dass ich wusste das er lieber mit mir allein gefeiert hätte. Aber das war meine Chance.

Ich hatte schon etwas länger das Gefühl, dass etwas in meinem Leben fehlte, ich wusste nur nicht was. Ein Gefühl in meinem Bauch sagte mir, dass ich die Antwort nur mit ihnen rausfinden würde.

"Der Blonde ist Taddl und der Brünette ist Ardy." Ich musste lachen. Genau diese Situation gab es zwischen mir und Andre vor dem Gangtreffen auch. Damals war ich so nervös, dass ich mich betrinken musste. Hoffentlich passiert das heute nicht.

"Schatz, ich kenne dich ziemlich gut und weiß das du nicht klopfst weil du nachdenkst. Aber wir könnten ruhig reingehen. Es ist doch schon ziemlich kalt hier im Hausflur." Ich boxte ihn spielerisch gegen die Schulter und grinste. " Tut mir leid."

Ich lehnte mich an ihn und sah ihm im tief in die Augen. "Ich liebe dich." Ich gab ihm einen Kuss als Antwort. Wir schreckten auseinander als plötzlich die Tür aufgerissen wurde. Vor uns stand Celine die uns nur mit einem merkwürdigen Blick an sah. Ich breitete die Arme aus.

"Frohe Weihnachten." Sie löste sich aus ihrer Starre und umarmte erst mich und dann Adam. "Wieso öffnest du überhaupt die Tür?" Adam war sichtlich belustigt.

"Ich habe draußen jemanden reden hören, Lara ist mit Taddl, sagen wir mal, beschäftigt und Ardy.. äh keine Ahnung was Ardy macht. " Celine grinste.
"Okay alles klar."

Ich nahm Adams Hand, lächelte ihn an und ging mit ihm rein. Als ich zur Tür reinkam, sah ich gleich was Celine mit "Lara ist mit Taddl beschäftigt" meinte. Die beiden saßen auf der Couch und machten kackfrech rum. Was war nur los mit denen?

Ich stupste Taddl leicht an. "Frohe Weihnachten euch. Soll'n wir rausgehen? Wollte ihr ein Zimmer für euch allein?" Beide liefen augenblicklich rot an, wünschten uns dann aber doch eine frohe Weihnachten und umarmten mich bzw uns.

"Muss ich euch vorstellen?" Na hoffentlich nicht. Diese Vorstellerei ist so furchtbar. "Mach ich, ist kein Problem. Wir wollen Geschenke auspacken. Holst du Ardy? Er ist in seinem Zimmer."

Ich nickte und machte mich auf den Weg. Als ich das letzte mal hier war, hatte ich einen Kater. Wer wusste ob ich den Weg noch fand. Hmm.. den Flur lang und dann die... linke Tür. Genau.

Ich klopfte und linste ins Zimmer. Er saß auf seinem Bett und machte was auf seinem Laptop. Anscheinend bemerkte er mich nicht mal. "Frohe Weihnachten."

Er zuckte zusammen, grinste dann aber und umarmte mich. "Dir auch." Er lächelte. Ich erwiderte sein lächeln. "Ähm.. Bescherung. Ich soll dir von Lara sagen, dass wir Geschenke auspacken."

Ich lief einfach wieder ins Wohnzimmer und nahm neben Adam auf der Couch platz. Er nahm meine Hand und küsste mich. Ardy war ja auch noch da. "Ardy - Adam, Adam - Ardy. "

Ich gestikulierte wild umher. Beide gaben sich mit kühlem Blick die Hand. Oh oh was war denn da los? "Geschenke, Geschenke.", rief Lara fröhlich. Wir alle rissen unsere Geschenke auf. Da ich Lara und Celine noch nicht lang kannte, hatte ich Ihnen einfach einen Shoppingtag mit mir geschenkt.

Ardy hatte ich eine ältere CD von Arctic Monkeys, 'Suck it and see', geschenkt. Die hatte er noch nicht. Adam und ich hatten uns ausgemacht, dass ihr uns nichts schenkten. Das letzte Mal war in Sachen Geschenke ein voller Reinfall.

Das Geschenk von Ardy war einfach perfekt. Er hatte mir Karten für das ausverkaufte Arctic Monkeys Konzert besorgt. Wie er das geschafft hatte, wollte er mir nicht erzählen. Gerade diskutierten wir über schöne Orte in Köln, als Adam sich entschuldigte.

Anscheinend hatte er einen Anruf bekommen. Ich schaute ihm sorgenvoll hinterher als er das Zimmer verließ, konzentrierte mich dann aber wieder auf das Gespräch. Nach einer Weile kam Adam zurück. Er sah irgendwie traurig aus.

"Schatz? Es.. es tut mir leid. Ich muss gehen. Meine Mum sie ist schwer krank. Sie hat vielleicht noch 2 Wochen und ich muss mich um sie kümmern. Ihr letzter Wunsch ist es die verbleibende Zeit mit mir zu verbringen, da wir uns nie sehr nahstanden. Ich muss wirklich los. Ich liebe dich, bitte verzeih mir."

Es war plötzlich still geworden. Alle hatten es gehört und alle sahen wie eine Träne meine Wange runterkullerte. "Ich liebe dich auch." Er gab mir einen letzten Kuss bevor er verschwand.

"Das tut mir so leid." Celine schaute mich mitleidig an.
"Ist schon gut. Ich brauche nur kurz eine Pause. ", sagte ich und versuchte nicht traurig zu klingen.
"Ähm ich suche mir ein Zimmer, in dem ich kurz allein sein kann."

Also ging ich einfach in Ardys Zimmer und setzte mich aufs Bett. Ich wollte nur allein sein, nur für ein paar Minuten. Wieso passierte das genau jetzt? Wieso muss er genau jetzt gehen? Ich senkte meinen Kopf auf meine Knie und dachte nach.

Seit Jahren fühlte ich mich nicht mehr so allein wie jetzt gerade. Es klopfte an der Tür. Ich sammelte mich kurz, um dann mit "herein" zu antworten. Es war Ardy. Ich sah ihn an und er erwiderte den Blick.

"Es tut mir leid wegen deinem Freund. Ich weiß nicht ob es schon zu früh ist, aber Taddl hat vorgeschlagen, dass du zumindest mit uns Silvester feiern kannst." Ich lächelte ihn traurig an.

"Danke. Ich.. ähm.. klar. Wieso nicht?" Ardy setzte sich neben mich, so dass ich meinen Kopf auf seine Schulter legen konnte. "Wieso ist alles so kompliziert?", fragte ich ihn mit der Hoffnung auf eine ernsthafte Antwort.

Er drehte seinen Kopf, so dass er mir in die Augen schauen konnte. Erst jetzt bemerkte ich wie nah wir uns waren. Er kam noch ein wenig mit seinem Kopf auf mich zu. Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen. Es war der Moment vor dem ersten Kuss, der Trommelwirbel. Und es war der Moment in dem ich wusste was mir all die Zeit lang fehlte.

Ich neigte mich noch ein wenig vor. Doch dann schaltete sich mein Gehirn wieder an. Ich hatte einen Freund. "Es tut mir leid.", stammelte ich und verließ erst das Zimmer und dann sofort die Wohnung.

So Spielt Das Leben {Ardy}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt