„Guten Morgen Mrs. Jane."
Sanft küsst Patrick die noch schlafende Teresa aus ihren Träumen.
Sie blinzelt und seufzt wohlig. In ihrem Kopf schwirren noch die Bilder vom Vortag: Vom berauschenden Moment endlich ihre große Liebe geheiratet und dem seltsamen Umstand nebenher einen psychopathischen Serienkiller gestellt zu haben. Und dann war da noch ihr süßes Geständnis in der Nacht am See, fernab der Hochzeitsgesellschaft.
Sie hatte gehofft, dass er sich freute, aber mit dem was dann geschah hatte sie nicht gerechnet. Es war so, als ob er für einen Moment seinen Gefühlen vollkommen hilflos ausgeliefert war. Sie konnte nur erahnen was in ihm vorging. Wahrscheinlich konnte selbst er es nicht in Worte fassen. Er nahm sie in den Arm und sie sprachen lange Zeit nicht. Der Wind wehte die Töne des letzten Lieds hinüber. Die wenigen, noch verbliebenen Gäste verließen gerade die Feier.
Die Umarmung reichte Patrick mit einem Mal nicht mehr aus. Er wollte sie ganz spüren: jetzt, sofort, hier. Er schob sie ein Stück von sich weg um sich die Erlaubnis in ihren Augen einzuholen. In dieser Nacht spürte sie ihn so intensiv wie nie zuvor. Er liebte sie mit unbeschreiblicher Hingabe und hatte dabei Tränen in den Augen.
„Teresa", flüstert er zärtlich, „bist du wach?"
„Hm."
Nur ungern verlässt sie die Nacht am See. Die Realität entschädigt sie allerdings mit unzähligen, kleinen Lachfältchen. Sie war so glücklich wie noch nie in ihrem Leben.
Patrick betrachtet seine Frau voller Wärme. Ja, sie ist jetzt seine Frau. Er kann es immer noch nicht fassen. Vor allem nach dieser Nacht. Es war so, als ob ihn das Schicksal für alle Jahre des Leidens entschädigen wollte. Er durfte diese wunderbare Frau heirateten und dann gab sie ihm zu verstehen, dass sie ihr gemeinsames Kind unter dem Herzen trug.
Erst verstand er gar nicht was sie mit ihrer Andeutung sagen wollte. Doch dann legte sie ihre Hand auf den Bauch. Sprachlos sah er sie an. Die Gefühle raubten den sonst so redegewandten Patrick Jane die Worte. Eine Welle unendlicher Dankbarkeit überflutete ihn, und mit einem Mal wuchs die Hoffnung, dass alles gut und heil werden könnte. Er wollte Teresa jetzt so nahe wie möglich sein und mit jeder Faser seines Körpers zeigen was er für sie empfand. Jedes Wort wäre dafür fehl am Platz gewesen.
„Guten Morgen Mr. Jane", nun reißt sie ihn aus seinen Gedanken, „wo sind Sie gerade?"
Er lächelt.
„Es war wunderschön ..."
„... letzte Nacht", ergänzt sie und dreht sich ein wenig zur Seite um sich zu strecken.
„Teresa, ich ..."
„Patrick, ich dich auch. ... Und seit gestern noch ein bisschen mehr."
Sie grinst ihren verdutzt dreinschauenden Mann frech an.
„Moooment, wer ist hier der Hellseher?", entgegnet er mit sanftem Lächeln.
„Ich dachte Hellseher gibt es nicht?", neckt sie ihn.
„Lisbon, ich bin Wachs in deinen Händen. Mehr als je zuvor. Aber was solls." Gespielt geschlagen zuckt er mit den Schultern.
„Wir hatten gestern keine Zeit zu reden", fängt er verlegen an.
Im Nachhinein war ihm sein gestriger Gefühlsausbruch fast unheimlich. Er war es nicht gewohnt vollkommen die Kontrolle über sich zu verlieren.
Teresa wundert sich. Wo ist nur der alte Jane geblieben?
„Nein", entgegnet sie, „du hast mir auch keine Gelegenheit dazu gelassen." Sie muss grinsen.
Eine leichte Röte zeichnet sich auf Patricks Wangen ab. Ungläubig nimmt Teresa seine Gefühlsregung wahr. Was ist das hier? Rollentausch? Anscheinend gibt es auch bei Patrick Jane ungeahnte Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Sie versucht schnell das Thema zu wechseln, um ihn nicht weiter in Verlegenheit zu bringen.
„Was hast du heute vor?" Inzwischen hat sie sich aufgerichtet und sieht unglaublich verführerisch, in Janes halb aufgeknöpftem Oberhemd, aus. Er hätte da so eine Idee.
„Das solltest du öfter tragen", murmelt er mit einem verstohlenen Blick in ihren Ausschnitt.
„Über was wolltest du eigentlich mit mir reden?" Kokett wechselt Teresa das Thema und genießt es ihm den Kopf zu verdrehen.
Janes Blick wandert, wenn auch zögerlich, zu ihren Augen. Er lächelt sie an. „Wann ist es passiert?", will er wissen.
„Vor ziemlich genau acht Wochen", kommt es prompt zurück.
Vollkommen überrascht blickt er sie an. „Woher weißt du das so genau?"
Lisbon lächelt. „Ich habe es gespürt."
Während Jane seine Stirn in Falten legt und nachdenkt, erinnert sie sich gedankenverloren an die Zeit nach Miami zurück.
Teresa war damals drauf und dran mit Marcus Pike ein neues Leben in Washington zu beginnen. Sie wollte sich endlich von ihrem Berater lösen. Sie liebte ihn zwar, aber eine Beziehung zu ihm schien unmöglich. So lange hatte sie auf ein Zeichen gewartet, sie wollte nicht mehr länger leiden. Selbst nach Red Johns Tod konnte er nicht loslassen und endlich ein neues Kapitel aufschlagen. Er würde ewig ein Gefangener seiner Vergangenheit bleiben. Und wer wusste schon ob ihre Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhten? Teresa hatte einfach keine Lust mehr es herauszufinden.
Und kurz bevor alles auseinander brach überraschte er sie mit seinem Liebesgeständnis. Teresa war tief bewegt, aber es blieben immer noch große Zweifel und Unsicherheiten. Sollte sie es wagen? Sollte sie ihrem Herzen folgen oder einfach ein neues Leben beginnen und alles hinter sich lassen? Sie kannten sich beinahe in- und auswendig. Aber genau das machte es so kompliziert. Es war nicht der Beginn einer unbeschwerten Romanze, beide hatten viel zu verlieren. Sie mussten herausfinden ob das, was sie verband in einer Liebesbeziehung seinen Platz finden würde. Und obwohl sich beide nach der Nähe des anderen sehnten, war ihnen bewusst welches Risiko sie damit eingingen.
Teresa ließ ihr Herz entscheiden und kehrte zusammen mit Patrick nach Austin zurück. Lisbon und Jane wollten es behutsam angehen, noch wussten sie nicht wohin sie ihre Liebe führen würde. Nach Janes Manipulationsversuchen in Miami, wollte Lisbon, dass sich Jane ihr Vertrauen verdiente. Um den nächsten Schritt zu gehen brauchte sie Sicherheit. Sie hatte ihm zwar, wie so oft, längst verziehen. Aber noch konnte sie sich keine feste Beziehung mit dem einst so windigen Patrick Jane vorstellen. Sie hatte sich dazu entschlossen, tief in sich hineinzuhören und immer wieder ihre innere Stimme zu befragen ob es der richtige Weg war, den sie einschlug. Auch Patrick war sich vollkommen bewusst, dass er durch übereiltes Handeln alles wieder zerstören konnte. Und obwohl es für ihn eine Meisterleistung der Selbstbeherrschung war, schwor er sich nichts zu tun. Lisbon sollte von nun an das Tempo bestimmen. Er durfte diese Beziehung nicht noch einmal aufs Spiel setzen.
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Ein neues Kapitel - The Mentalist - Staffel 8
FanfictionLiebe Mentalist-Fans, diese Geschichte schließt an die 7. Staffel an. Sie beginnt am Tag nach der Hochzeit und nimmt erst eine sehr dramatische Wendung, die alles zu zerstören droht. Jede der Folgen hat eine Rahmenhandlung und natürlich dürfen auch...