Kapitel 54

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Verwirrt sah ich mich um. Okay, dies war definitiv nicht das Badezimmer. Unsicher öffnete ich die Tür ein weiteres Stück. Es war ein Kinderzimmer... Eigentlich wusste ich, dass ich jetzt aufhören sollte und die Tür wieder schliessen sollte, doch mein Herz sagte mit etwas anderes. Leise schlich ich ins Zimmer und lehnte die Tür hinter mir leicht an.

Es war nicht gerade hell im Zimmer, da die Rollladen schräg gestellt wurden. Zögerlich und mit stark klopfendem Herzen sah ich mich um. Es sah alles so aus, als wäre hier wirklich noch ein Kind zuhause. Nichts wurde verändert...

Rechts an der Wand, befand sich ein Wandschrank, welcher sich bis zum Fenster zog. Auch hier befand sich eine kleine Fensterfront. Es gab eine Spielecke und ein Pult stand oben rechts am Fenster. Ein kleines Bett stand in der Mitte des Zimmers an einer Wand. Seit ich in diesem Haus bin, verfolgte mich ständig ein mulmiges Gefühl und ich musste ehrlich zugeben, dass dieser Raum es nicht gerade besser machte.

Es schien so, als wurde die Zeit in diesem Zimmer gestoppt. Das Zimmer... es kam mir so unglaublich vertraut vor. Ich liess meinen Blick durch den Raum schweifen und auf einmal zog ein kleines Stofftier meine Aufmerksamkeit auf sich. Mit zurückhaltenden Schritten lief ich auf das Bett zu. Vorsichtig nahm ich den kleinen Löwen in die Hände und begutachtete ihn genau. Er kam mir so unglaublich vertraut vor...

Angestrengt dachte ich nach. Woher kannte ich dieses Stofftier? Konnte es sein, dass dies möglicherweise mein Zimmer war? Hektisch sah ich mich um. Wieder erkannte ich ein paar Bilder auf dem Schreibtisch. Mit dem Löwen in der Hand lief ich darauf zu. Es war ein Bild von Jin, Jimin und mir... und ein Foto von Jungkook und mir...

Eine kleine Träne rollte meine Wange hinunter. Es war wirklich mein Zimmer... Ich hatte mein Zimmer gefunden. Erschöpft lies ich mich auf den Boden sinken und sah den Löwen ungläubig an. Ächzend hielt ich mir den Kopf, bitte keine Kopfschmerzen... Nicht jetzt. Wimmernd lehnte ich mich and die kühle Wand des Hauses.

Plötzlich tauchten mehrere Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf. Fest hatte ich mich an meine Mutter gedrückt und dachte nicht einmal daran sie irgendeinmal loszulassen. Mehrere kleine Tränen rannten über mein Gesicht, während sie mich fest in ihren Armen hielt und immer wieder beruhigend über den Rücken streichelte.

Mein kleines Ich, wie ich aufgeregt auf dem Bürostuhl sass und Jin und Jimin dabei zusah wie sie auf meinem Bett herumtollten. Ein breites Lächeln lag auf meinen Lippen, als ich mit einem Kissen auf die beiden zu stürmte. Eine grosse Kissenschlacht entstand daraus, bis wir uns alle erschöpft auf mein Bett fallen liessen und uns eng aneinander kuschelten.

Ein kleiner Jungkook kam auf mich zugelaufen und überreichte mir ein Geschenk, ehe er sich schüchtern neben mich setzte. Freudig riss ich das Geschenkpapier auf und erblickte einen braunen Löwen, welchen ich sofort an mich drückte. Ein leises 'Danke' entwich mir und ich lächelte Jungkook breit an. Sofort erhellte sich sein Gesicht und er warf sich mir in die Arme.

Geschockt betrachtete ich das kleine Tier in meinen Händen, bevor ich mir die Tränen wegwischte. Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen. Anscheinend hatten wir vor dem Unfall eine wirklich schöne Kindheit. Wäre dieser Unfall bloss nie geschehen... Dann wäre noch alles ganz normal. Ich wäre glücklich...

Nicht dass ich jetzt unglücklich wäre. Ich hatte durch Jimin ein wirklich schönes Leben. Aber ich denke, dies Leere... sie signalisierte mir, dass mit etwas fehlte... Das mir Menschen in meinem Leben fehlten, welche alles um hundert Mal schöner machen könnten.

Eine Stille bildete sich, welche durch das Aufknallen der Zimmertür unterbrochen wurde. Sofort zuckte mein Körper zusammen und erschrocken sah ich zu Jungkook, welcher mich aus wutentbrannten Augen ansah. Abrupt stand ich auf und klopfte mir den Dreck von der Hose. "Was zum Teufel machst du in diesem Zimmer?!", fragte er mich mehr als wütend.

Leer schluckte ich. Wie sollte ich ihm das denn jetzt am besten erklären? Hey, eigentlich ist das mein Zimmer und ich bin der tote Bruder von Jin. Okay, nein definitiv nicht. "Tut mir leid. Ich habe die falsche Tür erwischt...", murmelte ich entschuldigend.

Doch Jungkook sah mir einfach nur stur in die Augen und kam mit bedrohlichen Schritten auf mich zu. Auch bei mir angekommen unterbrach er unseren Blickkontakt nicht. Sofort fiel mir auf, dass das Glitzern in seinen Augen immer noch fehlte. Trotz seiner kalten Ausstrahlung war er ruhig und gefasst.

Sein Blick fiel auf den kleinen Löwen in meiner Hand und nahm in ruckartig in seine. Vorsichtig entfernte er sich und legte das Stofftier wieder auf das Bett ab. In der Zwischenzeit stand ich einfach nur erstarrt da und beobachtete jede seiner Bewegungen. "Das beantwortet nicht meine Frage...", meinte er ruhig und mit einer tiefen Stimme zu mir, während er mit verschränkten Armen ein wenig abseits von mir stand.

Unsicher kaute ich auf meiner Lippe herum. "Ich war neugierig, als ich das Zimmer gesehen habe..." Aus entschuldigenden Augen sah ich ihn an, ich wollte doch nichts Schlimmes machen. Misstrauisch zog Jungkook seine Stirn nach oben. "Raus!", war das einzige was er dazu sagte.

Zögerlich lief ich auf die Tür zu, stoppte jedoch, als mir etwas einfiel. Ruckartig drehte ich mich zu Jungkook um, welcher mich still musterte. "Kann ich dir auch eine Frage stellen?", fragte ich ihn zögerlich. Auffordernd hob er eine Augenbraue hoch. Unwohl kratzte ich mich über meinen Arm.

"Als du... mich das erste Mal sahst... kam ich dir auch nur irgendwie bekannt vor?" Unsicher sah ich auf den Boden, als ich Jungkook diese Frage stellte. Als ich mich endlich traute meinen Kopf anzuheben, sah ich direkt in die Augen von ihm. Überlegend sah er mich an, ehe auch er seinen Blick auf den Boden richtete.

"Nein", kam es aus ihm, als er seinen Blick wieder anhob. "Und jetzt raus!" Mit seinem Kopf zeigte er auffordernd auf die Tür. Eine Welle von Enttäuschung machte sich in mir breit, welche ich aber sofort hinunterschluckte. Mit glasigen Augen sah ich noch einmal zu ihm, ehe ich mit hängendem Kopf das Zimmer verliess...

The New Life / KookVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt