Kapitel 65

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"Und war es bis jetzt so schlimm?", fragte uns Mark lächelnd, worauf wir beide synchron verneinten. Tatsächlich hatte ich es mir viel schlimmer vorgestellt, als es eigentlich war. Auch Jimin war damit mir einer Meinung. Wahrscheinlich hatten wir einfach zu viele komische Filme gesehen...

"Okay, wir werden noch kurz mit eurer Familie reden, also eigentlich nur noch einmal ihre Sicht der Geschichte und dann habe ich noch ein paar Fragen zu Lee Juhee und Lee Kwon." Überlegend sah ich ihn an, ehe ich zögerlich nickte. Sie wollten über die Menschen reden, welche uns mehrere Jahre etwas vorgespielt haben und anscheinend nicht wirklich ein schlechtes Gewissen hatten.

Was konnte ich denn zu den beiden sagen? Sie waren keine perfekten Eltern, aber wer war das den schon... Es gab damals viele Sachen, welche mich verwirrt oder verunsichert hatten. Wie zum Beispiel, dass wir keine Verwanden haben oder warum wir nicht das Dorf verlassen durften. All dies hat mich stutzig gemacht.

Zu Jimin waren sie immer anders als zu mir. Bei ihm waren sie strenger, machten ihn mehr runter, was ihn teilweise ziemlich fertig machte. Früher dachte ich immer, es läge daran, dass er der Ältere ist, doch anscheinend war dem nicht so...

Als ich über die Beiden nachdachte, wurde die Tür geöffnet und die restlichen Familienmitglieder betraten den Raum. Sofort hielt ich nach Jungkook Ausschau, welcher als letztes durch die Tür lief und diese hinter sich schloss. Als er mich erblickte, lief er lächelnd auf mich zu und stellte sich hinter mich. Seine Hände legte er zärtlich auf meiner Schulter ab.

"Alles gut?", fragte er mich flüsternd, worauf ich still nickte, um die bereits angefangenen Gespräche nicht zu stören. Als ich nach oben in sein Gesicht schaute, lag ein beruhigendes Lächeln auf seinen Lippen, welches ich nur zu gerne erwiderte.

"Wenn ich es noch richtig im Kopf habe, Frau Kim, wurde ihre Schwester auch als vermisst gemeldet?", fragte der Kommissar meine Mutter, was sie bejahte. "Wenn ich mich recht erinnere, ist sie ein paar Wochen, vor dem Unfall mit ihrem Freund verschwunden." Gespannt lauschte ich den Gesprächen. Es war noch interessant, die andere Seite unserer Geschichte zu erfahren, obwohl wir natürlich auch schon viel wussten.

"Um ehrlich zu sein haben wir die Vermutung, dass die beiden hinter dem Unfall steckten...", teilte uns der Kommissar mit und sah in die Runde. Stirnrunzelnd sah ich zu ihm und Mark. "Wie kommt ihr jetzt bitte darauf, dass sie hinter dem Unfall steckten?", meinte ich empört. "Natürlich waren sie jetzt nicht die besten Eltern und hätten euch informieren können, dass wir bei ihnen sind. Aber sie hätten doch nie einen Unfall verursacht...?"

Meine Anfangs feste Stimme, bröckelte gegen Ende immer wie mehr und man hörte deutlich meine Unsicherheit hinaus. Leicht verzweifelt sah ich meine Eltern an, welche nur stumm zu Boden blickten, während meine Mutter fest die Hand von meinem Vater in ihrer hatte. Auch Jin sah besorgt zu ihnen, bis er sich zu mir runter kniete.

"Tae... der Unfall...", begann er zögerlich, während ich ihn unsicher anstarrte. "Was ist mit dem Unfall?!", fuhr ich ihn an, da meine Nerven gerade ziemlich überstrapaziert wurden. "Die Bremsen wurden manipuliert. Jemand hat sich am Wagen zu schaffen gemacht, darum konnte sie damals auch nicht bremsen." Erschrocken sah ich zu unserer Mutter hinüber, welche mich mit traurigen Augen anblickte.

Ein kleines Lachen entfuhr mir, um irgendwie meine Unsicherheit zu verstecken. Sanft spürte ich einen leichten Druck auf meiner Schulter, welcher von Kookies Händen kam. Es beruhigte mich im Moment sehr, dass er mitgekommen war. "Tae... Juhee hatte psychische Probleme und sie zog Kwon immer wie mehr in ihre Welt ihnen, bis sie sich komplett von uns abschotteten. Wir wollten ihr wirklich helfen, aber sie liess es nicht zu..."

Leicht wimmernd lehnte ich mich an Jungkook, um irgendwie die ganzen Informationen verarbeiten zu können. Auch Jimin ging es wohl gerade nicht anders, da er im Gesicht ganz blass war, während seine Eltern mit ihm sprachen. Schützend legte Jungkook seine Arme um meinen Körper, worauf ich mich näher an ihn kuschelte.

"Kann es sein... dass die Gestallten Kwon und Juhee waren?", fragte Jimin den Kommissar, obwohl er die ganze Zeit mich anblickte. Ich sah ihm sofort an, dass es ihm mehr zu schaffen machte als mir selbst. Jimin hatte trotz allem damals eine bessere Verbindung zu ihnen... "Ich weiss es klingt irgendwie absurd, aber es könnte doch sein, oder?"

Fragend wendete Jimin nun doch seinen Blick von mir ab und sah zu den beiden Polizisten. Der Kommissar seufzte einmal tief, während Mark überlegend aus dem Fenster starrte. "Es ist schwer etwas dazu zu sagen. Die beiden sind Tod, darum bekommen wir von ihnen leider keine antworten mehr. Aber ja... es kann durchaus sein...", beantwortete Kommissar Choi seine Frage.

Daraufhin erfüllte eine beängstigte Stille diesen Raum. Alle Anwesenden waren in ihren eigenen Gedanken gefangen und überlegten, wie sich das ganze wohl zugetragen hatte. Besonders Jimins und meine Gedanken überschlugen sich...

"Okay, ich denke wir werden heute nicht wirklich mehr weiter kommen.", begann Mark zu meiner Erleichterung. Denn wenn ich ehrlich war, wollte ich einfach nur noch hier raus. "Wenn es etwas Neues geben würde oder wir noch Fragen haben, würden wir uns bei Ihnen melden." Erleichtert nickte ich und stand von meinem Stuhl auf.

Ich verabschiedete mich mit einem leichten Händedruck beim Kommissar, bevor ich zu Mark ging. Ihn zog ich in eine kurze, feste Umarmung und flüsterte ihm ein kleines Danke zu. Er schenkte mir ein kleines Lächeln worauf ich das Zimmer verlies. Mit schnellen Schritten lief ich aus dem Gebäude und atmete erleichtert die frische Luft ein.

Nach ein paar Minuten, in welchen ich einfach nur da stand und ins Leere schaute, hörte ich wie sich die Tür öffnete. Kurz darauf wurde ich an eine starke Brust gedrückt und wusste sofort, dass es Jungkook war. Er verschränkte seine Hände mit meinen und legte sie um meinen Körper, worauf er mich von hinten umarmte.

"Ich hab dich lieb, Tae...", flüsterte er mir sanft in mein rechtes Ohr. Geniessend schloss ich meine Augen und drückte mich noch ein Stück näher an ihn. "Ich dich auch Kookie... Ich dich auch..."

The New Life / KookVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt