Kapitel 25

421 33 1
                                    

Jin blickte immer noch an die Stelle, auf welcher Jungkook vor wenigen Sekunden noch sass. Schnell strich er sich eine Träne aus dem Augenwinkel. "Namjoon und ich gehen schnell an die frische Luft, ja? Wir gehen auch noch schnell einkaufen, dann koch ich uns später was Schönes.", meinte Jin leise zu mir und lächelte mich an. Doch es war nicht sein richtiges Lächeln, dies erkannte ich sofort.

Schnell stand er auf, packte Namjoon an der Hand und lief zu unserem Eingangsbereich. Seufzend folgte ich den beiden. "Ihr müsst das nicht machen. Ich kann auch schnell gehen, das ist keine grosse Sache.", erklärte ich den beiden. Ich wollte nicht, dass er ging, wenn es ihm nicht gut geht.

"Tae...", flüsterte er, als er meinen besorgten Blick erkannte. "Ich habe Joonie bei mir und ich brauche gerade etwas frische Luft, ja? Wir sind bald wieder da." Mit diesen Worten zog er schnell seine Schuhe an und schnappte sich seine Jacke. Bevor er jedoch aus der Tür verschwand, kam er noch einmal auf mich zu und zog mich in eine feste, liebevolle Umarmung. Behutsam schlang auch ich meine Arme um seinen Körper und vergrub mein Gesicht in seiner Brust.

Irgendwann schob er mich ein bisschen von sich weg. "Versprich mir das du kurz auf Yoongi und Jungkook aufpasst! Ich hätte es nicht vor ihnen erzählen sollen.", meinte er und sah schuldig zu Boden. "Ich weiss ja nicht was Jungkook und du für eine Verbindung habt, aber geh zu ihm. Ich habe eure Blicke gesehen, welche ihr euch zuwerft. Du löst irgendetwas in ihm aus und ich denke dies verwirrt ihn momentan sehr. Pass auf ihn auf... denn ich konnte ihn nie so erreichen, wie du es jetzt gerade kannst!"

Die letzten Worte hauchte er nur noch. Aufgewühlt sah ich in seine braunen Augen, bevor ich ein kleines Nicken von mir gab. "Versprochen!", erwiderte ich leise zurück. Jin lächelte mich liebevoll an, fuhr mir wieder einmal durch die Haare, ehe er nun wirklich aus der Wohnung verschwand.

Unruhe machte sich in mir breit, als ich hörte wie die Haustür ins Schloss fiel. Okay Tae, jetzt heisst es einen ruhigen Kopf bewahren. Geräuschlos begab ich mich ins Wohnzimmer, in welchem Yoongi, Jimin und Hoseok auf der Couch sassen. Erstaunlicher Weise waren sie alle in ein Gespräch vertieft. Wie ich heraus hören konnte sprachen sie über Musik. Kurz schmunzelte ich, das hätte ich mir auch denken können.

Als Jimin mich erblickte, schenkte er mir kurz ein Lächeln und zeigte unauffällig einen Daumen nach oben. Beruhigt atmete ich aus. Okay Yoongi ging es gut, jetzt nur noch Jungkook. Du schaffst das Agent V!

Ein wenig nervös sah ich mich um. Wo ist er bloss hin? Na ja, wirklich viele Möglichkeiten gab es ja nicht. Im Badzimmer war schon mal keiner, also blieb nur noch die Zimmer von Jimin und mir übrig. Vorsichtig öffnete ich die Tür zu meinem Schlafzimmer... und tatsächlich stand er da.

Er hatte sich an die Wand angelehnt und blickte nach draussen. Das Mondlicht erhellte den Raum und durch das geringe Licht, erkannte ich nur schwach kleine, glitzernde Tränen, welche langsam seine Wangen herunterrollten. Er sah aus wie ein Engel, ein gebrochener Engel.

Lautlos öffnete ich die Tür und trat einen Schritt ins Zimmer hinein. "Jungkookie...", flüsterte ich leise, um ihn auf mich Aufmerksam zu machen. Fast sofort sah er zu mir und erst jetzt erkannte ich, wie sein Körper immer noch leicht zitterte. "Was willst du?", fragte er mich in einem kalten und harschen Ton. Kurz zuckte ich unmerklich zusammen, da ich so eine Kälte nicht erwartet hatte.

"Ich wollte... nach dir sehen.", erwiderte ich in einem sanften, ruhigen Ton. Mit langsamen Schritten bewegte ich mich auf ihn zu. Jungkook sagte nichts mehr, sah einfach nur noch starr aus dem Fenster. Als ich bei ihm ankam setzte ich mich auf die Fensterbank und sah zu ihm hoch.

Eine Stille umgab uns, welche nicht unangenehm war, eher das Gegenteil. Es war eine beruhigende Stille, welche uns umgab. Das einzige Bedrückende waren Jungkooks Tränen, welche unaufhörlich über seine Wangen liefen. Sanft nahm ich seine Hand in meine und zog ihn zu mir auf die Fensterbank, welche ich durch die vielen Kissen, nun gut gepolstert war.

Er liess alles zu, auch als ich seine Beine anwinkelte und meinen Kopf darauf ablegte. Ich blickte zu ihm hinauf. "Willst du mir etwas von den beiden erzählen?", fragte ich ihn leise, seine Hand immer noch in meiner. Jungkook seufzte kurz, bis er seinen Blick doch auf mich richtete. Schnelle wischte er sich die Tränen weg.

"I-ich weiss nicht...", meinte er mit einer leicht zitternden Stimme. Ein fürsorgliches Lächeln legte sich auf mein Gesicht. "Du musst nicht. Ich dachte einfach, dass es dir möglicherweise helfen könnte, wenn du darüber reden würdest.", antwortete ich ihm immer noch flüsternd.

Ehrlich gesagt wusste ich nicht wirklich, wie ich ihm helfen könnte. Von Jimin wusste ich, dass es manchmal besser war, eine Person einfach nur zu Umarmen und gar nicht gross zu reden. Aber ich wusste nicht, ob Jungkook überhaupt wollte, dass ich ihn Umarme. Es verunsichert mich immer noch so sehr, dass ich alle erst seit einer Woche kenne. Plötzlich fing er doch an zu erzählen und ich war erstaunt, dass er mir es einfach so anvertraut.

"S-sie waren meine besten Freunde. Damals konnte ich mir ein Leben ohne die beiden niemals vorstellen... Zu Jins Bruder hatte ich irgendwie eine besondere Verbindung. W-wir verstanden uns ohne jegliche Worte. Manchmal war es, als gäbe er nur uns zwei. Wir zwei gegen den Rest der Welt..."

The New Life / KookVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt