Nervös betrat ich zum letzten Mal unseren Tanzraum. Wir alle hatten vorhin von Jin ein paar Kleider in die Hand gedrückt bekommen, welche wir anziehen mussten und anscheinend war ich der Erste, welcher wieder zurück war.
Aufgeregt lief ich im Raum auf und ab. Es war nicht die Angst, etwas von der Choreo falsch zu machen oder den Text zu vergessen... Nein, das war es nicht. Es war die Angst zu wissen, dass bald mehrere hundert Augenpaare auf mir lagen. Ich konnte so etwas einfach nicht... Ich konnte nicht vor mehreren Leuten etwas schlaues auf die Beine stellen.
Ich hatte zudem noch Angst, den anderen alles zu ruinieren mit meinem dummen Lampenfieber. Kurz seufzte ich laut und versuchte mich abzulenken, in dem ich mir mein Handy schnappte und auf verschiedenen Webseiten unterwegs war.
Nach und nach trudelten auch die anderen aus der Gruppe ein, welche aber wesentlich ruhiger aussahen. Oder sie liessen es sich einfach nicht anmerken. Einer nach dem anderen setzte sich zu mir und schnappten sich ihre Handys. Nachdem alle da waren, herrschte eine unangenehme Stille ihm Raum.
Es waren zwar alle an ihren Handys, aber ich sah wie ihre Augen immer wieder zu den anderen wanderten. "Okay Leute! Was genau wir das hier?", fragte uns nun Namjoon. Es war ihm anscheinend auch aufgefallen. Zögerlich sah ich von meinem Handy hoch und zuckte leicht mit meinen Schultern.
"Ich weiss es doch auch nicht. Es ist komisch zu wissen, dass wir bald wirklich dran sind.", meinte Hobi und liess sich rücklings nach hinten fallen. Die anderen Stimmten ihm wortlos zu. Ein leichtes Seufzend entkam Namjoon, welcher alle einzeln kurz beobachtete, bis sein Blick auf mir landete. Beruhigend lächelte er mich an, als er die leichte Angst in meinen Augen erkannte.
"Okay hört mir mal zu. Ihr habt alle im Training bewiesen, dass ihr die Choreo und die Lyrics draufhabt. Wenn wir nachher da raus gehen, blendet ihr einfach die anderen Menschen aus. Ihr konzentriert euch nur auf die Musik und auf unsere Gruppe. Gemeinsam schaffen wir das, ja?" Ein kleines Lächeln huschte uns über die Lippen, als wir Joonie zuhörten.
"Na kommt schon her.", lachend breitete er seine Arme auf, worauf wir alle auf in sprangen und ihn lachend zu Boden drückten. Während die anderen Lachten, war ich still und genoss einfach die Nähe zu ihnen. Sie beruhigte mich irgendwie...
Glücklich kuschelte ich mich näher an Hoseok, welcher direkt unter mir lag. Ein leises Lachen ertönte unter mir. "Tae! Du erdrückst mich bald." Auch ich kicherte leicht und lies ihm ein bisschen mehr Freiraum, bis ich mich ganz von dem Haufen entfernte.
Leer schluckend sah ich auf mein Handy, welches mir die Uhrzeit anzeigte. Wir mussten bald auf die Bühne... Noch einmal sah ich zu den anderen sechs, welche immer noch in einem grossen Haufen aufeinander liegen und betrachtete sie stolz. Sie waren meine kleine Familie...
"Ich will euch ja wirklich nicht stören, doch wir sollten langsam los...", meinte ich schliesslich doch zögerlich zu ihnen. Seufzend standen die anderen auf. Gemeinsam liefen wir aus dem Raum. Nach einem kurzen Blick zurück, schaltete ich das Licht aus und schloss die Tür. Mit schnellen Schritten lief ich den anderen hinterher, welche schon einen ziemlich grossen Vorsprung hatten.
Doch nachdem sie um die Ecke verschwunden waren, stoppte ich. Auf meiner Unterlippe herum kauend, blickte ich in das Dunkle hinaus. Die Dunkelheit, welche mich seit dem Anfang dieser Geschichte immer wieder begleitete. Doch jetzt... Wo war sie jetzt?
Überfordert kratze ich über meinen Unterarm. Das erdrückende Gefühl war weg, das war doch immer hin etwas positives... Doch ich spürte, dass es immer noch etwas gab, was mich störte. Doch je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger wusste ich was es genau war...
Jetzt war doch der Zeitpunkt gekommen, in welchem ich stolz auf mich sein konnte, oder? Ich hatte meine Familie wieder zurück, welche ich, ohne wirklich zu wissen mein ganzes Leben lang vermisste... Dazu hatte ich noch tolle Freunde gefunden, welche mir mein Leben enorm erleichtern, doch inzwischen zählte ich sie nicht mehr als Freunde, sondern als Familie.
Familie sind für mich die Menschen, welche mich immer unterstützen. Egal was für Fehler ich machte... Menschen, welche für mich da waren und mich in und auswendig kannten.
"Tae! Was machst du denn da?" Jimin und Jin liefen mit einer Jacke auf mich zu, welche Jin sofort um mich wickelte. "Wir haben gerade mal ein Grad draussen und du stehst hier im T-Shirt herum", streng sah er mich an, doch plötzlich wechselte es zu einem besorgten. "Alles gut?"
Ich zwang mir ein kleines Lächeln auf. Ich wusste doch selbst auch nicht was gerade mit mir falsch war... Eigentlich war ich doch glücklich. Ich hatte doch alles. "Alles gut. Ich musste einfach noch mal an die frische Luft." Leicht zweifelnd sahen Jimin und Jin mich an. Gerade wollten sie etwas erwidern, doch ich unterbrach sie.
"Müssen wir nicht langsam hinein?", fragte ich die beiden, bevor ich davonlief. Mit schnellen Schritten lief ich in das warme Gebäude hinein. Suchen sah ich mich um. "Da drüben!", erklärte mir Jimin und zeigte auf eine verschlossene Tür. Leicht nickte ich, bevor ich die Tür aufstiess und den Backstage Bereich betrat.
Laute Musik kam mir entgegen. Von weitem sah ich schon die restlichen der Gruppe. Schnell lief ich auf sie zu und legte die Jacke auf einem Stuhl ab. "Alles gut Tae?", fragte mich nun auch Joonie, welcher mir besorgt eine Hand auf die Schulter legte. Leicht lächelnd nickte ich und wagte einen Blick hinter dem roten Vorhang hervor. Doch der Anblick der vielen Leute, liess mir die Farbe aus dem Gesicht weichen.
DU LIEST GERADE
The New Life / KookV
FanfictionVerschiedene Erinnerungen flogen durch meinen Kopf, welche ich einfach nicht einordnen konnte. Menschen, welche mir gleichzeitig so vertraut aber auch auf eine Weise unendlich weit weg erschienen. Menschen, welche ich erst seit ein paar Tagen kannte...