Thirty-five - Herz und Kopf

104 13 8
                                    

Fabienne

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Enttäuschung machte sich in mir breit. Ich wusste, meine Songs waren nicht gut genug. Ich hielt inne, lauschte und spingste durch die halb offene Tür.

"Warum nicht?", Adam nahm einen der Texte raus und legte ihn auf den Tisch. "Der da zum Beispiel, der ist super."

Colin nickte bestätigend. "Ich will ihre Songs auch. Was stört dich daran?"

Überrascht von Colins Worten weitete ich die Augen. Ein Gefühl von Stolz mischte sich zu dem strafendem von eben und mixte sich zu einem seltsamen Cocktail, der meine Finger ein wenig zittern ließ. Colin gefielen meine Songs. Das war wie ein sechser im Lotto, nur besser. Auch, wenn er es mir nie persönlich sagen würde, dafür war er eindeutig zu stolz.

"Erstens passen die nicht zu uns, außerdem sind die Partitionen für vier Instrumente, schau doch."

Colin verdrehte die Augen und tippte mit dem Finger auf den Tisch und warf Doris einen strengen Blick zu. "Hör zu, ich habe keine Lust auf deine Eifersuchtsnummer. Die Songs sind gut und das weißt du, genau wie du weißt, dass man Partitionen ändern kann."

Ich warf Colin ein dankendes Lächeln zu, auch wenn er es nicht sehen konnte und lehnte mich gegen den Türrahmen, um ihnen weiter zuzuhören.

"Colin hat recht. Doris wir brauchen diese Songs."

"Ja das du ihre Songs gut findest, war ja klar. Wie oft hat sie dafür mit dir geschlafen?"

Empört klappte mir der Mund auf. Frechheit!
Auch Colin schaute sie giftig an. "Doris..."

"Ist doch wahr. Siehst du nicht, wie er ihr hinterher gafft?"

Ich schüttelte mit dem Kopf. Adam war ein guter Bekannter; so der Typ mit dem man was trinken ging, wenn man schlechte Laune hatte oder mit dem man einen Tag am Strand verbrachte und niemand mit dem man ins Bett stieg. Ich konnte mir vorstellen, dass wir Freunde wurden, aber mehr nicht. Dann würde ich doch noch Matt vorziehen. Da war der eher mein Typ.

Colins Blick verfinsterte sich. Ich sah, wie er den Kiefer anspannte, als hätte ihn irgendwas an Doris grade extrem stören.

"Sie sieht gut aus, tu nicht so, als hättest du das nicht bemerkt", grummelte Adam an Doris gerichtet. "Aber das hat nichts damit zutun, dass ihre Songs gut sind. Sie haben einen fast nahtlosen Übergang zu der Art, wie Colin schreibt."

"Wir sollten froh sein, dass wir solche Songs hier liegen haben, Doris", fügte Colin hinzu.

Der Stolz verdrängte nach und nach das Gespräch mit Carter, vor allem Colins Worte waren purer Balsam.

"Du glotzt ihr doch auch bloß in den Ausschnitt", grummelte ihre Bassistin gehässig und lehnte sich auf der Couch zurück. Colin zuckte mit den Schultern. "Das steht hier grade nicht zur Debatte, es geht um die Liedtexte."

Ich schmunzelte. Hätte er es geleugnet, wäre es auch eindeutig gelogen gewesen. Aber das musste Doris ja nicht wissen.

Ich trat einen Schritt zurück, überarbeitete mein Lächeln noch einmal und öffnete dann die Tür. "Und, wie weit seid ihr gekommen?"

Die drei sahen mich an. "Also ich für meinen Teil wäre einverstanden", gab Colin zu. Adam nickte beipflichtend und schaute herausfordernd zu Doris. Diese starrte grummelnd auf meine Worte. Ich bewegte mich nicht vom Fleck, als würde eine Bewegung ihre Entscheidung beeinflussen.

Die Stille zog sich, wie alter Kaugummi, während Doris erneut einen der Texte in die Hand nahm und begann, es sich durchzulesen. Ihre grauen Augen flogen über das Papier. Abfällig rümpfte sie die Nase und schaute mich an, wie ein störendes Insekt. "Bitte. Wenn ihr unbedingt so ein Flittchen haben wollt, kriegt ihr es."

Everyone has SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt