Twenty-three - Einladung zum Ärgern

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Colin

Carter verließ das Büro und ließ mich mit Fabienne allein. Sie deutete mir an, zu warten und schaltete alles ab, legte Ordner zurück und streifte sich ihr lilafarbenes Oberteil zurecht. Ich konnte mich kaum beherrschen, meinen Blick nicht über ihre Kurven gleiten zu lassen.

"Hi", meinte sie und beäugte mich skeptisch.

Ein wenig verkrampft lächelte ich sie an. "Wollen wir?"

Sie nickte. Wir stiegen in den Aufzug. Fabienne gab sich nicht mal Mühe, zu verbergen, dass sie mich anstarrt, als sie ihren Blick über meinen Körper gleiten ließ.

Die Atmosphäre in diesem kleinen Raum war seltsam. Beklemmt und trotzdem fiel es mir schwer die Augen von ihr zu lassen.

Nervös drehte sie sich eine ihrer Haarsträhnen um den Finger und lächelte mich an. Ein Glück, dass CarterCorp. auf diese ätzende Fahrstuhlmusik verzichtet hat. Das hätte sie Situation nämlich nicht nur unangenehm sondern je nach Musik auch noch ziemlich lächerlich gemacht.

Zum Glück stieg niemand mehr zu uns. Schweigend stiegen wir aus und verließen das Gebäude von Carter Corporation. Zum Central Park war es zum Glück nicht so weit und trotz der Tatsache, dass wir Februar hatten, hatte ich nicht das Gefühl zu erfrieren.

"Und? Was hast du heute so gemacht?", erkundigte sich Fabienne, mit einer sehr unnatürlichen Stimmlage und ohne mich dabei anzusehen.

"Gearbeitet."

Seufzend verdrehte sie die Augen und schaute mich genervt an. "Sag bloß? Und ich dachte, du hättest den Rest des Tages genutzt um deinem Kaffee hinterher zu trauern!"

Nun war es an mir die Augen zu verdrehen, auch wenn ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte.

"Immerhin hast du ihn halb ausgetrunken."

Schmunzelnd erreichten wir den Park. Ich war eigentlich selten dort, auch wenn es ziemlich schön hier war.

Das Schweigen flog durch die Nacht. Die Stille die uns beide umgab war unglaublich unangenehm. Keiner von uns wusste so recht, was er sagen sollte - oder wollte. Bandprobe heute Abend wäre hundertmal besser gewesen, wobei ich sie dann ja auch hätte sehen müssen, Dank Adams glorreicher Idee Songtexte von ihr zu nehmen.

Wie genau waren wir eigentlich von 'Ich nehme dich mit ins Hotel', über 'Einmalwaschlappen' und 'Ich mach dich heiß und weise dich dann zurück' zu 'Geh mit mir aus, obwohl ich dich total nervig finde' gekommen?

Seufzend schaute ich mich um und kaute mir auf der Unterlippe rum. Fabienne stieß genervt Luft aus und schaute zu mir. "Wie viel hattest du bitte getrunken, um mich um ein Date zu bitten? Und was sagt eigentlich dein Bassmädchen dazu?"

Überrascht erwiderte ich ihren Blick. "Mein Bassmädchen?"

"Mhm." Sie nickte kurz und schaute mich weiter an.

"Sie ist einfach nur unsere Bassistin und eine gute Freundin."

Fabienne lachte und fuhr sich durch die Haare, sodass ihre roten Locken ihr nicht mehr im Gesicht hingen. "Weiß sie das auch?"

"Eifersüchtig?"

"Wegen dir? Träum weiter."

Ich schnalzte empört mit der Zunge und grinste in mich hinein.
Wir liefen noch ein bisschen. Die Stille zwischen uns wurde nicht besser und auch wenn ich normalerweise eher dazu tendierte, nicht viel zu reden, wollte ich auf keinen Fall, dass ich den ganzen Abend dieses Trauerspiel erleiden musste, also versuchte ich ein Gespräch aufzubauen - Irgendwie. "Und - um deine Frage zu beantworten: Ich hatte kaum etwas getrunken."

"Ach, also wolltest du mich besser kennen lernen um dir ganz sicher zu sein, dass du mich nicht leiden kannst?" Wir liefen über eine Brücke. Fabienne lehnte sich gegen das Gelände und verschränkte herausfordernd die Arme.

Das war genau dieser Blick, der mich so unglaublich heiß machte. Ich schluckte und versuchte so unberührt wie möglich auszusehen. "Genau das war mein Ziel."

"Was würde dich denn noch mehr verschrecken, als die Tatsache, dass du mich nicht einfach so um den Finger wickeln kannst?" Ihre Augen fingen bald schon an diabolisch zu leuchten, so sehr sah man ihr den Spaß an, den sie grade daran hatte, mich aufzuziehen.

Verächtlich rümpfte ich die Nase und lehnte mich an die gegenüberliegende Seite ans Gelände. "Wer sagt, dass ich es überhaupt richtig versucht habe?"

Überheblich hob sie eine Augenbraue an.

Verdammt konnte sie das gut!

Das Kälte des Metals drang durch meine Lederjacke und jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. Wie zur Hölle hielt Fabienne es bitte ohne Jacke aus?

Der Wind wehte mir leicht ins Gesicht und versuchte mein erhitzendes Gemüht abzukühlen. Erfolglos. Ihr Blick machte mich auf so viele Weisen wahnsinnig, dass ich kaum damit hinterher kam mich auf eine zu konzentrieren. Dieser Blick machte mich wütend, löste in mir das Verlangen aus, sie einfach durchzuschütteln, bevor ich sie berühren, sie küssen, diese Nacht einfach erneut erleben wollte. Ich schluckte und versuchte mit einem Kopfschütteln die Bilder aus meinen Gedanken zu werfen.

"Wenn du meinst", meinte sie selbstzufrieden. "Aber du wolltest mich ja heute kennenlernen und nicht ausziehen. Soll ich dir meinen Lebenslauf geben? Das würde den Abend für uns beide angenehmer machen."

Warnend schaute ich sie an und biss mir schmerzvoll auf die Innenseite meiner Wange. Ihre freche Zunge ging mir auf die Nerven.

"Nein? Schade...", trällerte sie weiter.

Ich hatte das Gefühl, als würde sie mich so wütend machen, dass ich einfach nicht mehr reden konnte. Oder so, dass mir zumindest keine sinnvolle Antwort einfiel. Zähne knirschend schaute ich sie an. "Und du? Warum hast du überhaupt zugesagt, wenn du keine Lust hattest, hm?"

"Um dich zu ärgern?"

"Ist dir gut gelungen", lobte ich sie sarkastisch.

"Muchas gracias." Sie lächelte. Sie machte sich verdammt noch mal über mich lustig! Grummelnd stieß ich mich vom Gelände ab und lief alleine weiter.

Das Kies-Sand-Gemisch unter meinen Füßen knirschte spottend vor sich hin.
Was auch immer mich an diesem Abend geritten hatte: Es war definitiv keiner meiner hellsten Momente und der hatte mich auf ein Date mit einer Frau katapultiert, die mich völlig kirre machte. Geladen kickte ich einen Stein aus dem weg.

Ich hörte schnelle Schritte, die mir folgten. "Hey, nun warte doch mal!", lachte sie und hatte mich schnell eingeholt. "Tut mir leid, aber du lädst doch förmlich dazu ein."

Ein wenig verwundert schnellte mein Kopf zu ihr. "Ich tue bitte was?" Ihre Augen glitzerten entschuldigend und gleichzeitig ziemlich belustigt. Sie grinste und schüttelte den Kopf, als hätte sie grade etwas ziemlich dummes gedacht. "Sorry", schmunzelte sie. "Sag mal hat Adam dir eigentlich schon meine Songs gezeigt?", riss sie das Gespräch plötzlich in eine ganz andere Richtung.

Überrascht, aber doch ziemlich erleichtert über diese Wendung, überlegte ich, was ich sagen sollte. Adam wollte sie ja eh fragen, ob sie morgen vorbeikommen wollte, also würde ich im Endeffekt nicht dran vorbeikommen. "Hm, ja."

"Und?"

Selten ein harmonischeres Date geschrieben, auf das sich beide so unglaublich gefreut haben...
Wie findet ihr eigentlich das neue Cover?

Elli🌹

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