Seventeen - Vierer

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Colin

Fragend guckte ich zu ihr, ließ dann aber von ihr ab und machte wieder die Sicht auf Matt frei. Adam schaute mich irritiert an, als ich eine Mieze vom Hocker bat und mich neben ihn setzte. "Ist was?", brummte ich und schaute ihn genervt an.

"Nö." Er grinste mich an und guckte zu Fabienne, die grade an ihrer Cola nippte. Einen kurzen Moment überlegte ich, was ich tun könnte, dann wendete ich mich den Barkeeper zu. "Sie machen auch Cocktails, richtig?"

Adam schaute zu mir rüber, als hätte ich grade gefragt, welche Farbe sein Sarg haben sollte, doch ich versuchte ihn zu ignorieren, während der Barkeeper bejahte. "Einen Tequila Sunrise", bat ich und schaute zu der Rothaarigen, die sich grade mit Matt unterhielt.

Adam piekte mir in die Seite. Ich stieß ihn mit dem Ellenbogen weg. "Was soll das?", zischte ich.
"Ich wollte nur testen, ob du es bist."

Ich presste ein 'Idiot' durch meine Zähne und schaute zu, wie der orangefarbene Drink zubereitet wurde.

"Wann geht ihr jetzt eigentlich auf die Bühne?", riss Fabienne mich aus meinen Gedanken. Ich drehte den Kopf in ihre Richtung, wo mich ihre hübschen grünen Augen direkt ansahen. Suchend schaute ich mich in der Bar um, auf der Suche nach einer Uhr, doch ich fand keine.

"Hmm?" Sie legte den Kopf schief und schaute mich lächelnd an. Seufzend verdrehte ich die Augen. "Hast du 'ne Uhr?"

Sie durchsuchte ihre Tasche und griff nach ihrem Telefon. Zwischen zwei Fingern ließ sie es hin und her baumeln. "Du besitzt ein Handy."

"Ist hinter der Bühne."

Ihre Augen blitzten amüsiert auf und sie warf einen Blick auf ihren Display. "Gut viertel vor neun."

"In einer viertel Stunde."

Sie wollte sich grade Adam zuwenden, der während unserem Gespräch betont aufsässig immerzu hin und her sah, da stellte mir der Barkeeper den Drink unter die Nase, den ich eben bestellt hatte. Mit einem fast schon genervten Lachen zog Fabienne die Augenbrauen hoch. "Vergiss es!"

Jetzt mischte sich auch Matt ein, indem er Adam, der ziemlich verwirrt war, grinsend ansah. "Die beiden führen heimlich eine Affäre, in der Fabienne das Arschloch ist, und wir dürfen es nicht wissen."

Angesprochene drehte sich schwungvoll um, sodass ihre Haare Matts Gesicht kitzelten. Matt kräuselte die Nase und wich ein wenig nach hinten, Adam lachte zustimmend auf.

"Wie bitte?", horchte sie nach.

Adam war kaum weit davon entfernt sich vor Lachen auf dem Boden zu kringeln.

Ich versuchte Matts Blick einzufangen und schwor ihm, ihm alle seine Haare und seine Männlichkeit abzuschneiden, wenn er jetzt etwas sagen würde. Er grinste mich an und zuckte unschuldig mit den Schultern.

"Scheiße was macht ihr noch hier?" Hinter Matt tauchte ein Haarschopf mit türkisenen Strähnen auf, der sich schlecht gelaunt zu uns vordrängte. Sie warf Fabienne einen abfälligen Blick zu, worauf diese nur die Stirn runzelte und auffordernd zu ihrem Kollegen sah, auf das er ihr erklärte, wer das war.

Ich drehte an dem kleinen Schirmchen in dem Cocktail, was Doris dazu brachte, einen seltsamen Blick auf das Glas zu werfen, und guckte sie, nicht grade erfreut, an. "Wir haben noch exakt-" Ich brach ab und schaute zu Fabienne, die mir kopfschüttelnd ihr Handy unter die Nase hielt, wo die Uhrzeit mir in weißen Ziffern entgegen leuchtete. "Neun Minuten, sind umgezogen unsere Instrumente stehen auf der Bühne und - um deine Frage zu beantworten - wir trinken etwas."

Fabienne flüsterte Matt etwas zu, was diesen zum Lachen brachte und Doris Aufmerksamkeit umverlegte.

Unsere Bassistin machte knurrend auf dem Absatz kehrt und warf einen bitterbösen Blick auf Matts Begleitung.

"Wir sollten dann mal", murmelte Adam, nickte mir zu und so folgte ich ihm hinter die Bühne, wo Doris aufgebracht hin und her lief.

"Ist das jetzt die neue Art und Weise, hä?", schnauzte Doris uns an und trat gegen einen Kuli, der auf dem Boden lag. "Die neue Art und Weise für was?", brummte ich.
Der Kugelschreiber flog im hohen Bogen durch den Raum und traf Adam an der Schulter. Er bückte sich nach dem Stift und schaute zweifelnd zu unserer Bassistin, die heute definitiv nicht gut drauf war.

"Stehen jetzt, statt euren traditionellen One-Night-Stands, Gangbangs im Programm oder was sollte das werden?"

Adam riss geschockt die Augen auf und ich wusste nicht ob ich vor Entsetzen lachen oder platzen sollte. "Wie bitte?"

Meine Stimme klang extrem gedämpft und ich wusste nicht, wie ich auf ihre, diesmal wirklich völlig unbegründete, Aggression reagieren sollte. Ich wusste, dass sie schnell eifersüchtig wurde, aber das hier war selbst für Doris eine etwas komische Situation.

"Oh bitte, ich hab doch gesehen wie ihr und Matt das arme Mädchen begafft habt."

Jetzt tat ihr also Fabienne leid? Wer's glaubt.

Skeptisch schaute ich zu meinem besten Kumpel, welcher mir grade den Rücken zuwendete, indem er irgendwas im Regal von links nach rechts schob. "Klar, so'n Vierer ist voll mein Ding", brummte ich so sarkastisch wie möglich und war bemüht, das Kopfkino schnellstmöglich zu verdrängen. Immerhin hat jede Freundschaft Grenzen.

Doris schnaubte wie ein wütender Drache und sah auf die Uhr, die sie um ihr Handgelenk trug. "Es ist fünf vor", erklärte sie eintönig und verlies den Backstage Bereich durch die Hintertür. Vermutlich um zu rauchen.

"Was war das denn?", hörte ich Adam, welcher sich noch immer mit dem Regal beschäftigte.

Ich verdrehte die Augen und setzte mich auf einen der, viel zu tiefen, Hocker, während ich auf neun Uhr wartete.

Bevor wir die Bühne betraten, redete niemand mehr über Doris kleinen Ausraster. Selbst sie war völlig still, als wir die beiden Stufen hinauf stiegen, um auf die Bühne zu gelangen. Die Fans grölten und entgegen, während wir uns hinter unsere Instrumente stellten. Ich streifte mir den Riemen meiner E-Gitarre über und sah in die Menge.

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