Fivteen - Songtexte

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Colin

Der Rest des Abends verlief einigermaßen in Ordnung. Ich hatte mich damit abgefunden, dass ich Fabienne diese Woche wohl noch öfter würde sehen müssen. Auch dass sie mit aufs Konzert kam war ja eigentlich gar nicht so schlimm. Immerhin hatte ich dank der Groupies sicher genug Ablenkung und so würde ich ihre Anwesenheit bestimmt gar nicht bemerken.

Sie war ja nicht die einzige sexy Frau auf diesem Planeten.

Draußen verabschiedete Matt sich noch von ihr, während wir warteten. Adam grinste mich komisch an. "Was?", brummte ich und schaute ihn an. Nur weil ich mich damit abgefunden hatte, hieß das nicht, dass ich plötzlich besser gelaunt war.

"Ich hab' ihre Nummer", trällerte er.

"Hm?"

"Von Fabienne, sie wird mir ihre Songtexte schicken."

Wie bitte, was wird sie? Ich schaute Adam entgeistert an, welcher nur mit den Schultern zuckte und mich eindringlich ansah. "Colin du hast schon ewig nichts mehr geschrieben", begann er sich zu rechtfertigen.

Verärgert starrte ich ihn an.

"Die Fans springen irgendwann ab, wenn wir immer nur das Gleiche spielen und vielleicht ist es ja gut." Adam schaute mich durch seine blauen Augen an, die so viel sagten wie: 'Ich weiß, du willst mich grade umbringen, aber du weißt, dass ich Recht habe, also reiß mir nicht den Kopf ab.'

Und ja, an und für sich hatte er Recht. Seit einiger Zeit schon brachte ich nichts mehr zu Papier, aber warum musste es den ausgerechnet Fabienne sein, die die Rettung unserer Probleme sein sollte? Denn das hieß, dass ich sie noch öfter sehen würde.
Sie würde mit mir Adam und Doris auf meiner Couch sitzen und über meine Band reden, während sie mir die ganze Zeit unbewusst ihren Ausschnitt unter die Nase halten würde. Mal davon abgesehen hatte ich kein Interesse, Fabienne mehr Einblick in mein Leben zu geben und das würde zwangsläufig passieren.

Ich warf Adam einen missbilligenden Blick zu und stieß mich von der Wand, an der ich lehnte, ab. "Ich muss los."

"Jetzt sei mal nicht eingeschnappt", verteidigte sich Adam.

"Einen Scheiß bin ich!", schnaubte ich verbittert. Matt kam auf uns zu und grinste, was meine Laune nicht unbedingt aufpäppelte. Eher im Gegenteil. Ich funkelte ihn wütend an, um ihn zu warnen, jede Sekunde zu explodieren, wenn er irgendetwas Falsches sagen würde. Mit knirschenden Zähnen wartete ich, bis er neben uns stand.

"Also, spuck's aus: Was ist da mit dir und Fabienne?", seine Augen glitzerten zweideutig.

Ich brodelte innerlich mehr, als der Vesuv kurz bevor er Pompeji lahmgelegt hatte und das bedeutete definitiv nichts gutes. "Da ist überhaupt nichts", knurrte ich. Die Wut übte einen unangenehmen Druck auf meine Brust aus. Denn mal davon abgesehen, dass ich noch immer frustriert war, weil ich abgewiesen wurde und Adam genau von dieser Frau nun Songtexte bekommen würde, streute Matt auch noch grade Salz in diese Wunde.

"Oh komm schon, ihr hattet was miteinander", bemerkte Matt das Offensichtliche. "Und was ist dann passiert? Wenn du ihr das Herz gebrochen hast, muss ich leider sauer auf dich sein", scherzte er weiter. Ich stieß ein herablassendes 'Tz', aus und verdrehte die Augen.

Mein Kopf spielte die Szene im Büro immer wieder ab. Wie sie mir näher kam und mir allen Ernstes auch noch einen Kuss aufdrückte...
Nein, diesmal war ich nicht der Idiot in der Geschichte. Wenn man davon absah, dass ich sie nicht in Ruhe ließ, aber immerhin war sie wirklich einmalig darin mich heiß zu machen, während sie mir eine Abfuhr erteilte.
Das war bald schon kriminell

"Warum denkt ihr eigentlich immer, ich wäre das Arschloch?", murmelte ich etwas zu laut, denn Adam und Matt tauschten plötzlich vielsagende Blicke aus. "Vergesst es." Ich schob mich an ihnen vorbei und war froh, als ich endlich auf dem Heimweg war. Wo ich meine Ruhe haben würde.

Glücklicherweise fand ich einen Parkplatz, direkt vor meiner Haustüre, was mich zumindest nicht noch mehr aufregte, als ich es schon war.

Zuhause schmiss ich meine Pläne aufzuräumen über den Haufen und schnappte mir meine Gitarre, um mich zu beruhigen.

Ich spielte mit meinen Fingern die Seiten meines Instrumentes und spürte, wie ich sofort ruhiger wurde. Der Druck auf meiner Brust ließ nach und die Bilder von Fabienne schwanden dahin, wurden immer unschärfer in der Welt der Musik.

Die Noten erfüllten den Raum, erfüllten mich sodass ich bald schon an nichts anderes mehr dachte, als an die Musik.

Als ich die Gitarre wegstellte lächelte ich wieder, doch sofort war Fabienne in meinen Gedanken.
Verfluchte Scheiße, das konnte doch nicht wahr sein! Ich meine, es war ja nicht so, dass sie die absolute Traumfrau war. Sie war nervig und provokant. Außerdem konnte ich sie nicht leiden und sie schien viel zu schauspielen. So wie ihre Professionalität mir gegenüber. Und ich mochte Menschen nicht, die Sachen vorspielten.

Aber sie war so unglaublich heiß und dieser Blick in ihren Augen, wenn sie mich provozierte machte mich so unglaublich scharf.

Genau deswegen würde es die reinste Folter werden, wenn sie am Samstag beim Konzert sein würde oder wenn Adam es wirklich in Betracht zog, ihre Songtexte für die Band zu benutzen. Wobei ich mir darüber ja erstmal keine Sorgen machen musste, denn vielleicht waren ihre Texte ja schlecht - genau, sicher waren ihre Texte nicht gut.

Seufzend stand ich auf und holte mir ein Wasser aus dem Kühlschrank.

Sie wirkte ja auch nicht so, als hätte sie Ahnung von Metal, also musste ich mir doch bestimmt keine Sorgen machen. Hoffentlich...

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