Fourty-one - Rare Momente

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Colin

Ich schaute in Fabiennes smaragdgrüne Augen, bemüht die Orientierung über das Hier und Jetzt wieder zu finden. Mein Herz donnerte in meiner Brust, während ich meine Gitarre abstellte.

Fabienne stellte ebenfalls ihre Geige ab, wobei ich sie nicht aus den Augen ließ. Ich hatte das Gefühl, die Musik würde immer noch erklingen. Ihre Magie lag schwer im Raum und umhüllte die Realität mit Harmonie.

Fabienne stand regungslos da, schaute mich durch ihre langen Wimpern hindurch an, vergaß zu atmen. Sie schien es genau so zu spüren wie ich. Ich war mir sicher, dass sie es fühlen konnte. Nervös trat ich näher an sie heran, legte meine Hand auf ihre Wange und versank in ihren schönen Augen.

Mit klopfendem Herzen wartete ich, ob sie zurückweichen würde, doch sie schien wie eingefroren, selbst als ich sanft ihre Hüfte griff und sie zu mir zog, wehrte sie sich nicht.

Im Gegenteil, sie hob den Blick und kam mir freiwillig näher. Ihre Augen tanzten unsicher über mein Gesicht, als wäre sie auf der Suche nach Antworten. Auf der Suche nach Antworten, dessen Fragen ich nicht kannte, doch ehe Fabienne wieder zurückweichen konnte, überwand ich die letzten Zentimeter und legte meine Lippen auf ihre.

Erst vorsichtig, aus Angst, sie würde mich wie immer einfach wegstoßen, doch nach wenigen Sekunden immer leidenschaftlicher küsste ich Fabienne. Sie bewegte ihre Lippen erst ganz zaghaft, dann aber wanderten ihre Hände in meine Haare vergruben sich darin und sie erwiderte den Kuss mit der gleichen Leidenschaft wie ich.

Mein Herz schlug kräftig und ich spürte schon wieder dieses tiefe, schreiende Verlangen nach mehr, gleichzeitig wollte ich diesen Moment nicht ausnutzen. Ich wollte nicht, dass wir Freunde waren, die hin und wieder miteinander schliefen, ich wollte mehr als das.

Sie war alles was ich hasste, es tat jedes Mal aufs Neue weh, wenn sie mich wegschubste und ich irgendwo mit einer neuen Wunde am Boden lag, aber genau so wie es weh tat, weggeschubst zu werden, genau so machte ihre Nähe süchtig, ihr Lächeln, wenn sie dieses Glitzern in den Augen hatte. Ich konnte nicht genug davon bekommen.

Ich löste unsere Lippen voneinander und guckte sie an. Einen Moment sah sie mich an, ehe ihre Augen sich weiteten, als sei sie grade aufgewacht. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, schüttelte den Kopf und drückte sich von mir weg.

Ich wusste es...

Reflexartig griff ich nach ihrer Hand, um sie am Gehen zu hindern. Sie schüttelte mich ab und guckte mich an. "Ich... Ich bin müde... Ich..." Unruhig guckte sie mich an, verknotete ihre Hände miteinander, wischte sich kurz über die Nase.

In meinem Hals bildete sich ein riesen Klos. Ich hätte...
Nein, ich wusste nicht, was ich hätte anders machen sollen, ich hatte keine Ahnung. Fabienne einzuschätzen glich einer Weltaufgabe und das obwohl man ihre Reaktion so leicht voraussehen konnte.

Himmel ich würde morden, um Fabienne für eine einzige Minute ohne Masken und Fassaden zu erleben.

Ratlos guckte ich sie an. "Bleib doch noch ein bisschen.."

Und dann tat sie folgendes, ich hatte es schon häufig gesehen, aber genau jetzt war es wie eine Scherbe, die meinen Hals hinunter rutschte: Schultern zurück, Kinn hoch. Ihre Lippen öffneten sich leicht, um Luft in ihre Lungen strömen zu lassen, dann sah sie mich wieder an.

Ihre grünen Augen schienen unklar und verschwommen. "Wenn du das wirklich willst."

Ich nickte und wir gingen zusammen rauf.

"Magst du was trinken?"

Sie schüttelte mit dem Kopf und setzte sich auf mein Sofa. Ich warf ihr die Decke von meinem Sessel zu und verschwand in der Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Aus meinem Wohnzimmer hörte ich plötzlich Musik und sah, wie sie an meinen Boxen rumhantierte. "Wolltest du mir die etwa klauen?"

Everyone has SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt