Seventy - Aber bitte auf Französisch

65 3 2
                                    

I N F O R M A T I O N:
In diesem Kapitel wird Französisch gesprochen. Es wird aber diesmal absichtlich nicht sinngemäß übersetzt, um nicht zu viel zu verraten ;)

------
Colin

Es dauerte eine knappe halbe Stunde, bis wir schließlich in einer riesigen Wohnung standen. Wohnung. Es war ein dreistöckiges Loft in den obersten Etagen - riesen groß. In der untersten Etage erstreckten sich Wohnzimmer, Esszimmer und Küche, industriel und doch modern eingerichtet. Es sah aus wie aus einem Pinterest Beitrag.

Spätestens jetzt war ich mir sicher, dass es sich bei dieser Evelyn um Fabiennes Schwester handelte.

Lilura sprintete gerade die Treppen wieder nach unten und trug ein fein beschmücktes... Tutu? Hieß das so?
Jedenfalls präsentierte sie es stolz ihrer Mutter und brabbelte auf einer Sprache, die ich nicht verstand. So, wie Evelyn und Fabienne. Etwas verzweifelt schaute ich zu Jake. "Du sprichst nicht zufällig Deutsch?"

Jake schüttelte mit dem Kopf und stellte die Koffer auf dem beigen Flauschteppich ab. "Nope."

Das rothaarige Mädchen sah mich überrascht an. "Ihr sprecht kein Deutsch? Tut mir leid. Mamá sag doch bescheid." Sie warf Fabienne einen strafenden Blick zu und lächelte uns dann durch meerblaue Augen an. "Das ist mein Kostüm. Wir dürfen auftreten und ich habe eine Hauptrolle bekommen. Schaut, hier sind ganz viel Applikationen dran! Mir haben die fertigen Größen nicht gepasst, darum haben sie es extra angefertigt." 

Ich neigte den Kopf und sah zu Fabienne, deren Augen aus dem Strahlen gar nicht mehr herauskamen. In ihren Augen glitzerte so verdammt viel Liebe, dass es den gesamten Raum ausfüllte.

"Soll ich dich ins Bett bringen, Lilu?" 

"Mamá..." Sie zog eine Schnute und drehte sich zu ihrer Mutter, bevor sie begann in heftigem Spanisch zu protestieren. Fabienne konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, sah ihre Tochter dann aber bestimmt an. "Ich bringe dich ins Bett und fahr dich morgen zur Schule. Dann kann ich vielleicht auch noch mal mit deinen Lehrern reden und morgen nach dem Tanzen gehen wir essen, ja? Egal wo." 

Das Mädchen verdrehte die Augen, nickte dann aber und hüpfte nach oben. Auf den Treppen drehte sie sich noch einmal um. "Gute Naaaacht!"

Fabienne warf mir noch einen kurzen Blick zu, dann folgte sie ihrer Tochter nach oben.

Jake und ich standen eine Weile da, dann bewegte Evelyn sich in die Küche und begann Gemüse kleinzuhacken, dafür hatte sie ihre blonden, welligen Haare in einen hohen Zopf gesperrt. Ich beobachtete sie eine Zeit lang, bis ihre stechend grünen Augen auf meine trafen. "Du warst Colin, richtig?", fragte sie.

Skeptisch nickte ich.

"Warum bist du mitgekommen? Und wer ist das da eigentlich?" Mit einem Wimpernschlag in Jakes Richtung hatte die junge Frau auch seine Aufmerksamkeit erweckt. Sie tänzelte durch die Küche und ließ die Frage in der argwöhnischen Stille stehen. Ich blickte zu Jake, der seinerseits Evelyn beobachtete, sichtlich unsicher über das, was er ihr erzählen sollte.

Ich musterte Jake, der schlicht mit den Schultern zuckte. "Guck mich nicht so an, ich habe keine Ahnung und auch noch keine Infos. Du bist Fabiennes Freund, integrier' du dich in ihre Familie."

Ich verdrehte die Augen.

Evelyn hob den Blick und verteilte das Dressing über dem hübsch drapierten Salat, das Salatbesteck klirrte in die Unruhe, während sie damit in der Glasschüssel hantierte. "Ihr Freund? Tatsächlich?"

"Die beiden haben aber schon aneinander geklebt, da waren sie noch nicht zusammen", spottete Jake, da war ich geistig noch gar nicht bereit zu antworten. Nicht gerade begeistert warf ich ihm einen bösen Blick zu und zuckte mit den Schultern.

Everyone has SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt