Fourty-eight - Siebzig Siegel

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Colin

Nachdem wir uns nach einiger Zeit dazu bequemt hatte, Fabiennes Wohnung zu verlassen, betraten wir geniegelt und gestriegelt die Carter Corporation. Fabienne verabschiedete sich von mir und verschwand am Empfang, ich bewegte mich in den Aufzug.

Ich antwortete schnell Adam, der sich ein wenig zu sehr freute, dass Fabienne heute mit proben würde, auf eine Nachricht und lehnte mich gegen die Aufzugwand. Als ich eine andere Person bemerkte, schreckte ich kurz zusammen. Der Big Boss stand mir schmunzelnd gegenüber und nickte mir zu.

"Sie sind also tatsächlich noch gekommen. Ich hätte es Ihnen heute ja zugetraut, nicht mehr zu erscheinen."

Na super, jetzt der auch noch.

"Ich dachte Sie vertrauen mir?" Skeptisch verschränkte ich die Arme vor der Brust und schaute ihn an. In seinen grauen Augen funkelte etwas Schelmisches. "Aber ich vertraue auch auf meine Augen."

"Und Ihre Augen sagen Ihnen was?" Gelangweilt schaute ich auf die langsam steigenden Zahlen auf der Anzeige. Obwohl ich mehr neugierig war, als gelangweilt. Vielleicht sah er ja mehr als ich. Carter kramte sein Handy aus seiner Hosentasche und für einen kurzen Moment kam ich mir vor, als würde ich gar nicht mehr existieren. Und bei der Neugierde die er grade in mir geweckt hatte, gefiel mir das eher weniger.

Grade als ich ein genervtes Seufzen ausstoßen wollte, weil ich das Gefühl hatte die Anzeige würde heute auf ewig bei 23 bleiben, schaute Carter wieder zu mir auf und schenkte mir ein schalkhaftes Lächeln. "Ich sehe einen Informatiker, der Spitznamen an einer Frau verteilt, die ihr Interesse verdammt gut unterdrücken kann."

Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch und versuchte, nicht anzufangen dämlich zu grinsen. "Meinen Sie also?" Mehr schlecht als recht überspielte ich mein Interesse an seiner Meinung und schaute ihn weiter erwartungsvoll an.

Ehe er aber noch etwas sagen konnte, schoben sich die Aufzugtüren auseinander. Ich nickte ihm freundlich zu und flüchtete aus der kleinen Kammer. Jedoch hörte ich Schritte, die mir folgten. Ich drehte mich um und sah Carter, der mir ohne zu zögern nachlief. "Sie wollten also eh zu mir?", fragte ich wenig begeistert.

Er nickte mir zu und wartete, bis ich mein Büro aufgeschlossen hatte. Ich durfte mir einen viertelstündigen Vortrag über eine Firma anhören, von der ich vorher noch nie gehört hatte, mit der Quintessenz, dass Carter einen Anruf bekam und ich nun nicht wusste, was ich mit diesen absolut wichtigen Informationen anfangen sollte.

Mit sehr wenigen Ambitionen, heute zu arbeiten, setzte ich mich also an etwas aus der letzten Woche, was ich morgen abgabefertig haben sollte und wartete eigentlich nur darauf, dass es 19 Uhr war, um Fabienne aus ihrem Büro abholen zu können. In der Hoffnung, sie war noch immer so gut gelaunt, wie heute morgen.

Aber vermutlich hatte sie sich bereits wieder hinter ihrer Mauer einbetoniert. Oder war zumindest grade dabei.
Nach mehreren Stunden Arbeit, in denen ich erstaunlicher Weise mehr geschafft hatte, als ich mir heute zugetraut hätte, kippte ich den letzten Schluck meines lauwarmen Kaffees runter und packte mein Zeug zusammen.

Im Aufzug wartete auch keine Begleitung auf mich, die mir die Hucke volllabern würde und so klopfte ich halbwegs gutgelaunt an Fabiennes Bürotür. Ich wartete auf ein Herein, welches nicht kam und klopfte erneut. Diesmal heftiger. Als mir immer noch niemand öffnete, drückte ich die Klinge nach unten und schaute in ihr leeres, sorgfältig aufgeräumtes Büro, indem man weder die Jacke noch die Tasche noch sonst etwas sah, was darauf deutete, dass sie noch hier war, finden konnte.

War sie vielleicht einfach gegangen und hatte sich entschieden uns heute sitzen zu lassen? Dann hatte sie sich also tatsächlich wieder verkrochen...

Ich stieß ein verbittertes Grummeln aus und schloss die Tür wieder. Genau in dem Moment, indem die Tür mit einem Klacken zurück ins Schloss fiel, ertönte das rhythmische Geräusch von High Heels, die über den Flur eilten, gepaart mit weiteren Schritten und Stimmen, die ich nur zugut kannte.

Everyone has SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt