Twenty-two - Wie Kino

140 12 8
                                    

Fabienne

Nervös stand ich auf der Damentoilette und nistelte an meinem Rock rum. Es war grade mal Mittagspause und ich war schon total unruhig.

Immerhin ging ich auf ein Date. Mit Colin!

Und mal davon abgesehen, dass es ein Date mit Colin war, war es ein Date mit einem Typen. Und meine Erfahrung mit Männern hielt sich, wenn es nicht grade um Sex ging, bedenklich in Grenzen. Wäre er eine Colina oder so, wäre es ja noch deutlich einfacher gewesen.

Das versprach, der schrecklichste Abend zu werden, seit - naja seit einer halben Ewigkeit eben. Meine Haare hingen, wie immer lockig, meine Schultern hinunter, meine Wimpern waren ausnahmsweise mal getuscht und meine Lippen wurden von meinem Lieblingslipgloss geziert. Auch wenn ich den heute bestimmt noch hundert mal neu auftragen konnte.

Ich schaute auf meine Uhr und stellte fest, dass Matt sicher schon seit fünf Minuten unten wartete. Wir wollten unsere Mittagspause gemeinsam verbringen, zusammen mit einem Kaffee - Zugegeben Whiskey, Wodka oder so wäre mir heute lieber gewesen, aber ich konnte mich ja schlecht auf der Arbeit betrinken.

Nach weiteren zwei Minuten stand ich unten bei Matt.

Da Matt es vorzog, seine Mittagspause relativ früh zu beginnen und gerne noch ein wenig auszudehnen, war es im Pausenraum noch relativ leer. Der Geruch von Kaffee schwirrte in der Luft und die Kollegin aus der Box neben Matt und mir grüßte mich lächelnd zu, als sie mich sah.

Mein Kollege grinste mich freudig an. "Na, wie geht's Fräulein Super-Assistentin?"

Mir? Ach weißt du, ich gehe heute Abend mit einem absoluten Idioten aus und mein Job ist grade echt stressig, weil Carter so gut gelaunt ist wie Thaddäus aus SpongeBob - aber ansonsten: Prima!
Ich zuckte mit den Schultern und wollte mir eigentlich einen Kaffee holen, da sprach Matt noch weiter.

"Colin müsste auch gleich da sein", meinte er.

Wie versteinert hielt ich inne und drehte mich wieder zu Matt. "Wer müsste gleich da sein?", fragte ich, für meinen Geschmack deutlich zu schockiert, und schaute meinen Kollegen durch große Augen an.

Allein sein Name - Colin - fühlte sich an, wie ein Stich mitten in die Magengrube. Er löste so widersprüchliche Gefühle aus, dass sie mich sicher irgendwann zerreißen würden. Einfach so. Auf der einen Seite war er einfach ein riesiges Arschloch, auf der anderen Seite war er so unglaublich sexy. Man sollte es verbieten, so heiß zu sein und dann auch noch zu wissen, wie man damit umging.

Ich biss die Zähne aufeinander und starrte grimmig vor mich hin.

"Kann ich nicht mal einen Kaffee trinken. Allein mit dir?", zischte ich.

"Ich wusste, du würdest irgendwann mit mir ausgehen wollen." Matt trank einen Schluck von seinem Kaffee und grinste mich selbstsicher an. Die Sonne schien ihm durch die großen Fenster ins Gesicht und ließen ihn ein wenig so aussehen, als wäre er von heiligem Licht umgeben, eine zugegeben lustige Vorstellung: Matt der heilige Engel, Verfechter von schlechten Witzen und langen Mittagspausen.

"Mit dir ausgehen?", spottete ich. "Also dann doch eher mit-"

"Was machst du denn hier?" Eine, mir mittlerweile sehr wohl bekannte, Stimme ließ mich mich umdrehen. Sichtlich genervt, eine leere Tasse in der Hand, stand Colin mir gegenüber und gucke mich finster an.

"Mit Colin?", lachte Matt auf einmal sichtlich amüsiert und prostete genau dem mit seinem Kaffeebecher zu.

Echt nicht lustig, Matt. Überhaupt nicht lustig. "Was ist mit mir?" Irritiert stellte Colin seine Tasse unter den Kaffeeautomaten und linste zu Matt rüber. Seine Laune schien heute noch schlechter, als normalerweise.

Everyone has SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt