Fourty-four - Wahrscheinlichkeit

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Fabienne

Ich löste mich von Colin und hangelte mit einem Bein nach dem Boden. Colin ließ mich los. Trotz des festen Bodens unter den Füßen wankte ich noch immer

Ich würde wahrscheinlich nie mehr genug davon bekommen. Ich war süchtig nach ihm, je länger ich ihn anschaute, umso mehr brannte sich das in meinen Kopf ein. Das, was ich von Beginn an nicht wollte, war passiert. Aber jetzt grade wollte ich den Moment nicht kaputt machen und mich distanzieren...

Erschöpft lehnte ich mich gegen die Wand und grinste ihn verschmitzt an. "So, nachdem du mich jetzt so lange aufgehalten hast, kann ich dann duschen gehen?" Ich schaute mich suchend um, doch statt dem Drei-in-eins Duschgel, fand ich nur eine In-Dusch Cremelotion, die mir ein irritierest Schmunzelnd entlockte.

"Hast du eben aus der Dusche getreten", erinnerte Colin mich.

"Oh, ach ja." Schmunzelnd schob ich ihm aus dem Weg und bückte mich nach der Shampoo-Duschflasche.

"Also von mir aus kannst du exakt so stehen bleiben", hörte ich Colin hinter mir, was mir grade erst bewusst machte, dass ich ihm meinen Hintern grade auf dem Silbertablett servierte. Genervt verdrehte ich die Augen und stellte mich wieder aufrecht hin. "Duschen ist so aber ziemlich schwierig."

"Ich würde mich anbieten, zu helfen."

Zweifelnd guckte ich ihn an und drückte das grüne Shampoo in meine Hand, welches intensiv nach Moschus roch. "Ich denke nicht, dass wir da auf das gleiche hinauswollen." Grinsend schäumte ich meine Haare damit auf, während Colin mir die Shampoo Flasche hielt.

"Schade..."

Ich lachte auf und schlug ihm gegen die Brust. Zwei Schaumhauben ließen sich auf ihm nieder. "Du willst mir nicht erzählen, dass du jetzt schon wieder-" Als ich seinen herausfordernden Blick sah, entschied ich mich, lieber die Klappe zu halten und machte schweigend weiter. Schmunzelnd machte auch er Gebrauch von dem Duschgel, war aber schneller fertig als ich.

Während Colin aus der Dusche stieg wusch ich den Rest Schaum von meinem Körper ab. Ein gemurmeltes 'Ach du Scheiße', lies mich aufhorchen. Fragend wischte ich den Beschlag von der Scheibe und schaute zu ihm. "Was denn?"

"Das Bad schwimmt", stellte er fest und hob seine triefendnasse Jogginghose vom Boden auf.

Schultern zuckend drehte ich das Wasser aus und trat auf eine völlig durchnässte Badematte, die ein seltsames Geräusch von sich gab. "Das ist nicht meine Schuld. Du hättest die Dusche ja zumachen können." Aufmüpfig grinsend griff ich nach einem grauen Handtuch und wickelte es mir um.

"Ich war irgendwie abgelenkt, keine Ahnung wieso."

Lachend nahm ich mir ein weiteres Handtuch und rubbelte mir damit durch die Haare, als mir ein Gedanke kam. "Colin..." Ich sah ihn geschockt durch den Spiegel hindurch an. Er ließ die blaue Haarbürste wieder sinken und drehte sich fragend zu mir um.

"Wir haben nicht verhütet oder?", murmelte ich leise. Panik breitete sich in mir aus, ich ließ die Handtücher fallen und griff nach meinen Klamotten. Entsetzt stellte ich fest, dass sie nicht nur nass waren, sie waren durchtränkt. "Fuck! Colin, bitte, kann ich irgendwas von dir anziehen. Egal was, ich nehm auch einen alten Hoodie, aber fahr mich bitte zur Apotheke."

"Hey, mach dich nicht wahnsinnig. Dieses eine Mal wird schon nichts passieren." Er kam einen Schritt auf mich zu und nahm mir den nassen Haufen Kleider aus der Hand. Ich schob ihn von mir weg und wickelte mir halbherzig erneut das Handtuch um, welches jetzt auch noch nass war, nur um hektisch das Bad zu verlassen.

"Kätzchen, es ist doch unwahr-"

"Solltest du jetzt mit Wahrscheinlichkeiten anfangen, verspreche ich dir, die Wahrscheinlichkeit, dass du heute deine Männlichkeit verlierst wird sehr hoch", fauchte ich und riss seinen Kleiderschrank auf. Unsanft zog ich einen langes Shirt daraus, Socken und eine etwas ausgewaschene Jogginghose, wobei mir gefühlt der gesamte restliche Inhalt des Schrankes entgegenfiel.

"Geht das etwas vorsichtiger, ich muss schon mein Bad putzen!"

Aufgebracht schaute ich Colin an, der im Türrahmen lehnte und es nicht wirklich für nötig hielt, sich mehr anzuziehen, als eine Boxershorts.

Nicht, dass ich etwas gegen diesen Anblick hätte..

Exakt durch so eine 'Es passiert schon nichts' - Haltung entstand Lilu.
"Wenn du nicht vorhast ungeplant Vater zu werden, dann schwing deinen Arsch jetzt zügig in deine Klamotten und fahr mich zur Apotheke, hast du mich verstanden?", knurrte ich drohend und schlüpfte in den schwarzen Hoodie.

Kopfschüttelnd stellte er sich neben mich und öffnete die andere Schranktür. In der eine Reihe weißer und schwarzer Hemden, neben Krawatten hingen, die er vermutlich nur bei CarterCorp. trug.

"Wie kann ein einzelner Mann bitte so viel Schrank haben?", murmelte ich vor mich hin, als er sich etwas fürs Büro raussuchte. Er schloss die Tür wieder und schaute mich an. "Wo soll ich meine Sachen denn hintun?"

"Keine Ahnung, klemm sie dir zwischen die Zähne ist mir aber grade auch egal."

"Kannst du dich mal etwas abregen? Ist ja nicht so als wäre das so ein zack und schwanger Prinzip, dann hätte ich nämlich definitiv ein Problem."

Ich hielt in meiner Bewegung inne und starrte ihn an, während sich ein Messer ganz langsam durch mein Herz bohrte.

Eifersucht.

Das Bild von ihm mit einer anderen Frau war... Widerlich. Schluckend stieg ich in die Hose und eilte aus seinem Zimmer.

Immer wieder schlug ich nervös meine Handballen gegeneinander, während ich im Raum auf und ab lief, um all die Emotionen die sich grade nach oben kämpfen wollten zu verdrängen. Unruhig kaute ich mir auf der Unterlippe rum und bemerkte gar nicht, dass Colin mittlerweile fertig war. Umso mehr erschrak ich, als er seine Arme um meine Taille legte und mich somit dazu brachte, stehen zu bleiben.

"Beruhig dich mal, Kätzchen."

Seufzend drehte ich mich um und guckte zu ihm hoch. "Ich beruhige mich, sobald ich die Pille danach genommen habe, vorher nicht." Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Ehe ich bemerkte was ich da eigentlich tat, lagen seine Lippen auf meinen. Ein angenehmer Schauer durchfuhr mich.

Irritiert ging ich einen Schritt zurück und schüttelte mit dem Kopf. "Also los", nuschelte ich und schlüpfte in meine High Heels. Zusammen mit der zu großen Jogginghose und dem Shirt mit Totenkopf drauf sicher die Kombi des Jahres.

Colins belustigter Blick bestätigte das. "Den Mami-Schlabberlook hast du auf jeden Fall schon drauf", schmunzelte er.

Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu, sammelte meine Tasche vom Boden auf und öffnete die Tür. "Du kannst mich mal gern haben", grummelte ich und lief schnurstracks auf sein Auto zu.

"Hab ich. Meistens auf jeden Fall."

Augenverdrehend wartete ich bis er aufmachte und setzte mich rein, ohne einen weiteren Kommentar dazu abzugeben. Dass Colin grade die Ruhe höchstselbst war, regte mich nur noch mehr auf, allerdings nicht so sehr wie die Tatsache, dass er betont langsam fuhr.

Gereizt schnaufte ich und tippelte mit meinem Finger auf meinem Oberschenkel rum. "Dir ist schon klar, dass ich vorhatte heute auch noch arbeiten zu gehen oder? Zu spät komme ich eh schon, aber wenn du noch langsamer fährst, kann ich auch schieben. Oder ich krabbel einfach hin, geht auch schneller." Verdrossen starrte ich auf die Tempoanzeige, die spöttische fünfundvierzig anzeigte.

Er lachte und bog in eine unbefahrenere Seitenstraße. Skeptisch beäugte ich ihn. "Was genau hast du jetzt vor? Mich entführen, weil du so auf eine Minnie-Ausgabe von dir brennst? So selbstverliebt kann man doch gar nicht sein. Mal davon abgesehen ertrage ich dich zweimal nicht."

Ich hörte wie er lachte und mir dann den Kopf tätschelte, als sei ich ein Welpe. "Nein. Ich fahre zur Apotheke."

"Oh..." Geniert schaute ich aus dem Fenster, während wir an einem Bäcker vorbeikullerten. Gleich daneben war eine kleine Apotheke, die ich ungeduldig anvisierte. Er ging noch mehr vom Gas und ich konnte sein Grinsen in meinem Nacken förmlich spüren. Noch bevor er ganz geparkt hatte, hatte ich mir mein Portemonnaie gegriffen sprang aus dem Auto und stolperte in die Apotheke.

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