Sixty-two - Traumatisierte Schlagzeuge lügen nicht

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Colin

Mit knirschenden Zähnen lief ich runter in den Keller und schloss den Proberaum auf. Musik war wahrscheinlich eine gute Idee, um mich abzuregen, auch wenn es mich wurmte, dass Fabienne es schon wieder geschafft hatte, einem Gespräch aus dem Weg zu gehen.

Kaum waren wir unten, lief ich zu meiner Gitarre, während Fabienne noch ein wenig am Mischpult rumspielte. Sie benahm sich wirklich komisch, eben noch dieses rumgelalle und jetzt wollte sie einfach seelenruhig Musik spielen. Schnell schaltete ich mein Handy auf stumm und legte mir den Riemen meiner Gitarre um.

"Irgendeinen Wunsch?" Genervt schaute ich zu ihr auf und erhaschte einen Blick in ihre hellgrünen Augen.

"Keinen den du mir erfüllen könntest", schmunzelte sie, antwortete dann aber doch, als sie bemerkte, dass ich nicht in der Stimmung für irgendwelche Scherze war. "Nein, ich dachte, wir spielen einfach... Irgendwas."

"Okay."

Ich glitt mit meinen Fingern über die Seiten meines Instrumentes, spürte aber schon, dass ich mich nicht auf die Musik würde einlassen können. "Kätzchen?"

"Ja?"

"Lass uns wieder raufgehen."Mürrisch stellte ich meine Gitarre wieder ab und konnte förmlcih dabei zusehen, wie Fabiennes Miene einschlief. Betreten kam sie auf mich zu und legte den Kopf schief. "Colin bitte, gib mir ein bisschen Zeit. Ich verspreche dir, dass ich dir jede einzelne Frage beantworten werde, aber nicht jetzt. Nicht heute abend..." Ihre hellgrünen Augen fuhren mein Gesicht vorsichtig ab, während ihre Lippen sich an einem Lächeln versuchten.

"Warum machst du es mir so schwer?", murmelte ich.

"Ich war immer schon so. Darüber zu reden reißt Wunden auf, Colin. Aber wenn ich selbst entscheiden kann, wann ich sie aufreiße, ist es weniger schmerzhaft. Es liegt nicht an dir." Sie legte ihre kalte, schmale Hand an meine Wange und streichelte mich zärtlich mit ihrem Daumen. "Versprochen."

Ich hasste mich selbst dafür, dass ich schon wieder weich wurde. Aber ihr vertrauter Geruch, der sowohl sanft als auch betörend war, ihre weiche Stimme und das Versprechen, welches in ihre Augen funkelte... Es funktionierte einfach nicht, ihr die kalte Schulter zu zeigen, auch wenn der Frust weiter unangenehm an mir nagte.

Der rein rationale Teil von mir wollte sie heimschicken. Verletzt in meinem Ego wollte ich sie auch einfach mal im Regen stehen lassen, getreu dem Motto 'Wie du mir, so ich dir', nur war da eben noch die andere Seite, die einfach froh darüber war, dass sie mit mir hier war.

"Es fällt mir schwer, das zu glauben."

"Und das verstehe ich, aber..." Langsam näherte sie sich meinen Lippen und hauchte einen federleichten Kuss darauf. "Ich beweise es dir. Ja? Bald." Erneut küsste sie mich, diesmal um einiges drängender als vorher. Sie brachte mich dazu, meine Waffen zu strecken, noch bevor ich es überhaupt bemerkte und entfachte in mir die gesamte Leidenschaft, die ich nur empfand, wenn ich mit ihr zusammenwar. Ihre Zunge streifte meine Lippen fordernd, ihre Hände verliefen sich in meinen Haaren.

"Glaub ja nicht, dass du mich so einfach um den Finger wickeln kannst", brummte ich gegen ihre Lippen. Fabienne löste sich von mir, lächelte scheinheilig und zog an meiner Krawatte, um den Knoten zu lösen.

"Glaube ich nicht..."

Allein ihre sinnliche Stimme schickte elektrische Stöße durch meinen Körper, ich spürte, wie mein Blut sich in meinem Schwanz anstaute, während ihre grazilen Finger zum einen meine Wangenknochen entlangstreiften, zum anderen spürte ich die Finger ihrer anderen Hand, die kaum spürbar, aber mehr als deutlich genug um mich Wahnsinnig zu machen, über meine Männlichkeit glitten. "Aber meine neue Unterwäsche muss doch eingeweiht werden. Findest du nicht?"

Everyone has SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt