Fifty-six - Warum?

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Colin

Ich starrte Matt hinterher, der nun mit meinem Auto Fabienne irgendwo abholte. An einer Brücke. Matt. Mit meinem Auto. Sie hatte nämlich ihn angerufen. Nicht mich.

War ich eifersüchtig? Natürlich nicht. Wieso auch...

Ich trat einen Stein durch die Gegend und fluchte vor mich hin. Adam war schon weg, genau wie Doris die sich gleich mit zwei Frauen auf den Weg in irgendein Hotel gemacht hatte und jetzt konnte ich auch noch laufen.

War ja nicht so, dass dieser Abend schon scheiße genug war. Nein. Es war kalt, ich war müde und konnte nur hoffen, dass ich trotz der vier Gläser Whiskey überhaupt noch nach Hause finden würde. Normalerweise trank ich ja nicht so viel.

Aber wenn ich Google Maps glaubte, hatte ich nur noch siebenundzwanzig Minuten. Toll. Der Halbmond warf ein schwaches Licht über die Straßen, als ich die Brücke überquerte, auf der Matt Fabienne vermutlich aufgegabelt hatte. Eine andere Brücke gab es auch nicht wirklich hier in der Nähe.

Während ich weiter lief, spulte ich den Abend im Kopf noch einmal durch, bis zu dem Punkt, nach dem vierten Glas Whiskey, nachdem ich anfing, Matt voll zu labern über meine Probleme mit Fabienne. Etwas, was ich morgen sicher bereuen würde. Vor allem weil es mir versprochen hatte, mit ihr zu reden. Vermutlich würde sie mich die nächsten Tage noch mehr ignorieren als sonst. Aber das war auch gut. Ich sollte sie immerhin aus dem Kopf bekommen und wenn sie nicht in meiner Nähe war, ging das vermutlich besser.

Richtig?

Augenverdrehend lief ich weiter und betete, es möge nicht anfangen zu regnen. Oder zu hageln. Ja das wäre am schönsten. Da ich langsam wirklich müde wurde, legte ich einen Zahn zu und bemühte mich, nicht einfach auf dem Bürgersteig umzukippen und einzuschlafen. Vielleicht war das letzte Glas eins zu viel...

Aber ich war lieber sturzbetrunken, als mir meinen Kopf über Fabienne zu zerbrechen. Zumindest heute Abend.

Bis ich Zuhause ankam, verging gefühlt eine halbe Ewigkeit. Davon abgesehen, brauchte ich keine halbe , sondern eine dreiviertel Stunde, dabei kam ich mir gar nicht so langsam vor. Daheim zog ich mich um, meine Kleidung verteilte ich rücksichtlos in der Wohnung und fiel ins Bett. Außer schlafen konnte der Tag heute eh von nichts mehr gerettet werden.

Sonntag wachte ich mit dem Kater meines Lebens auf und beschränkte mich darauf, den Tag im Bett zu verbringen und nichts zutun, außer zu warten, dass Matt mir mein Auto zurückbrachte und ihn dann wieder abzuwimmeln. So schaffte ich es Montag auch relativ früh in die Carter Corp. Auch wenn ich dafür eine Ibuprofen und einen starken Kaffee brauchte. Heute wollte ich irgendetwas schaffen. Sicher hatte Carter wieder was für mich.

Ich ließ mich in meinen Bürostuhl fallen und öffnete meine Mails: Bingo. Ich sollte mich bei der Konkurrenz ein wenig umschauen, da es anscheinend Unklarheiten in den Finanzen gab. Gut. Das war ja weniger schwierig.

Mit roten Weingummis bewaffnet und einer Cola, die ich mir heute morgen an der Tanke geholt hatte, begann ich, mit meiner 'Recherche', nachdem ich meine Kopfhörer aufgesetzt hatte, aus denen laute Musik donnerte. Auf der Suche nach Lücken in der Firewall - was irgendwie immer der langweiligste Teil meiner Arbeit war -, driftete ich mit meinen Gedanken ab, sammelte mich aber schnell wieder, als mir zwei Möglichkeiten in das Firmennetzwerk zu kommen quasi auf dem Silbertablett serviert wurden.

Tz, das ja mal wirklich zu einfach.

Aber um diese Fehler zu finden, hatte ich tatsächlich länger gebraucht, als erwartet. Schnell bahnte ich mir einen Weg an der Firewall vorbei und schnüffelte ein wenig rum, als sich mir urplötzlich eine Hand auf die Schulter legte. Ich zuckte zusammen und stieß gegen meine Maus, die über meinen halben Schreibtisch rutschte. Perplex sah ich auf. Als ich auf grüne Augen traf, verzog ich die Stirn und machte mir nicht mal die Mühe, meine Kopfhörer abzunehmen. "Ich habe zutun."

Everyone has SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt