3 ~ Wünsche

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Ich schaute an mir herunter und realisierte, dass dort Blut war. Ich war immer noch so geschockt, dass ich mich nicht bewegte. Schmerzen hatte ich aber keine.

Papa kam angerannt und kniete sich neben mich. Dann setzte er mich vorsichtig auf und schob Aryll zur Seite. Sie weinte immer noch.

"Link, kannst du mich hören? Hast du Schmerzen?", fragte Papa besorgt.
Ich schüttelte nur den Kopf. Dann zog er mein Oberteil hoch, um die vermeintliche Wunde zu versorgen. Doch dort war keine Wunde.

"Wie?", fragte Papa verwirrt.
Ich schaute an mir herunter und sah meinen Bauch ohne jegliche Blessuren. Ich atmete tief ein und aus. Auch Aryll kam jetzt näher und schaute nach.
"Da ist ja gar nichts", stellte sie fest.

"Zum Glück ist ihm nichts passiert. Es muss das Blut vom Moblin gewesen sein", sagte Papa erleichtert.
Ich schaute zur Seite und sah dort den toten Moblin liegen. Er hatte eine sehr dunkle Haut und war im Halbdunkeln kaum zu erkennen. So einen hatte ich noch nie gesehen.

"Link, du hast mir einen Schrecken eingejagt. Wir gucken jetzt, dass wir so schnell wie möglich zum Stall kommen. Auf jetzt! Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren", kommandierte Papa uns herum.
Ich nickte und stand auf. Meine Beine zitterten noch etwas von dem Schock. Ich hatte das Monster wirklich nicht kommen sehen und wäre Papa nicht rechtzeitig da gewesen, dann...

Wir ritten weiter und kamen zum Glück unverletzt am Stall an. Aryll wirkte ziemlich bedrückt.
"Was ist los?", fragte ich sie.
Sie schaute weg und ich sah eine Träne ihre Wange hinunterlaufen.
"Ich dachte... Ich dachte, ich hätte dich eben verloren!", sie brach in Tränen aus und ließ sich in meinen Schoß fallen.
"Außerdem wünschte ich, wir könnten Mama wiedersehen. Ich vermisse sie so sehr!", sie weinte noch stärker.

Ich fühlte mich schlecht. Morgen wäre ihr achter Geburtstag und ich hatte ihr den Wunsch nach Mama zu suchen abgeschlagen. Vielleicht sollte ich das nochmal überdenken... Auch, wenn es gefährlich ist... Ich möchte ihr diesen Wunsch erfüllen...

Aryll hatte aufgehört zu weinen und lag jetzt in meinen Armen neben mir im Bett. Sie spielte mit einer meiner Haarsträhnen.
"Link? Warum muss Papa eigentlich morgen gehen? Warum an meinem Geburtstag?"

Das war eine berechtigte Frage. Normalerweise feierte er immer mit uns und nahm sich den Tag komplett frei, damit er auch wirklich Zeit hatte.
"Ich vermute, dass dieser Vertrag, oder was auch immer das ist, sehr wichtig ist. Vielleicht bekam er das Angebot nur einmal, keine Ahnung."

Ich schaute sie traurig an. Ich konnte sie ja verstehen, leicht ist es nicht. Früher haben wir immer als Familie da gesessen und gefeiert, doch das schien sich zu ändern. Papa musste generell immer häufiger raus und kämpfen, weil die Monsterzahl im ganzen Land zunimmt.

Ich würde ihn so gerne unterstützen, doch mit meinen 13 Jahren werde ich bei den Soldaten des Schlosses noch nicht aufgenommen. Ich muss ein Mindestalter von 15 Jahren haben, wenn ich Glück habe, dann darf ich wegen meinem Talent vielleicht auch schon mit 14 zum Soldaten ernannt werden.

Ich war so in Gedanken, dass ich nicht mitbekam, wie Aryll einschlief. Sie sah so entspannt aus, wenn sie schlief. Als würde der ganze Stress von ihr abfallen...
Ich entschied mich ebenfalls dazu mich zum Schlafen hinzulegen. Morgen müsste ich auch unbedingt mein Oberteil waschen, welches noch immer voller Blut war. Momentan trug ich nur den Pullover, der drunter ist.

🔹    🔹    🔹

Ich wachte zu meiner Überraschung mal vor Aryll auf. Die Zeit nutzte ich, um raus zu gehen und vor dem Stall kurz zu den Büschen zu laufen, um einige Gänseblümchen zu rupfen. Aus ihnen bastelte ich eine lange Schlaufe, die ich dann zu einer Blütenkrone zusammenschloss.

Ich ging wieder in den Stall und Aryll war wach. Sie verabschiedete sich gerade von Papa.
"Und komm bitte heile wieder, ich will dich nicht verlieren!", rief sie ihm noch hinterher, als er auf mich zukam und mich in den Arm nahm.
"Pass gut auf deine kleine Schwester auf, Link. Ich zähl auf dich, mein Großer."
Ich nickte und drückte ihn dann nochmal ganz fest.

Dann ging ich zu Aryll und gab ihr die Blumenkrone.
"Herzlichen Glückwunsch zu deinem achten Geburtstag!", sagte ich freudig.
Sie fiel mir um den Hals und gab mir einen Kuss auf die Wange.
"Danke Link, du bist der beste große Bruder, den man haben kann!"
Ich lächelte sie an. Dann entschied ich mich dazu, ihr von meinem Plan zu erzählen.

"Aryll? Ich weiß, du wolltest unbedingt nach Mama suchen... Deshalb hab ich beschlossen, dass wir in den Wald gehen können."
Arylls Lächeln wurde noch breiter und sie schien sich richtig zu freuen. Ich schob aber noch meine Bedingung hinterher:
"Unter einer Bedingung... Ich bekomme irgendwoher ein Metallschwert. Mit dem Holzschwert kann ich nicht viel ausrichten. Außerdem wird es von Tag zu Tag stumpfer."

Sie schaute mich an und nahm dann meine Hand. Zusammen mit mir lief sie hinter den Stall und ich sah dort die verschiedensten Waffen liegen.
"Woher weißt du-", setze ich an, aber sie unterbrach mich.
"Alle Ställe haben das. Deswegen ging ich davon aus, dass dieser es auch hat."
Jetzt war ich perplex. Warum wusste sie das?

Ich dachte nicht mehr so viel darüber nach, sondern schaute nach einem passenden Schwert, dass auch zu meiner Größe passte. Auch wenn ich ein Junge war und schon 13 Jahre alt, so war ich immer noch ein ziemlicher Zwerg.

Als ich dann ein vernünftiges Schwert gefunden hatte, gab ich Aryll mein altes Holzschwert. Danach machte ich mich mit ihr auf den Weg in den Wald.

Wir liefen erst durch eine große Allee von Bäumen.
"Guck Link, hier ist doch nichts. Warum hattest du dir Sorgen gemacht?", fragte Aryll.
"Ich weiß ja noch nicht, was noch kommt. Aryll, sei auf der Hut. Monster können von überall kommen", belehrte ich sie.

Wir liefen weiter, bis wir an eine kleine Lichtung kamen, wo Fackelständer waren. Verwirrt schaute ich zu Aryll. Wir entschieden uns dazu, den Fackelständern zu folgen, denn dort musste schonmal ein Mensch lang gekommen sein. Trotzdem konnten wir uns die Fackelständer nicht wirklich erklären, denn der gesamte Wald war gut durchleuchtet von der Sonne.

Plötzlich hörte ich ein Rascheln. Ich nahm Aryll ganz nah an meine Seite und nahm sie an die linke Hand. Mit der Rechten zückte ich bereits mein Schwert.
"Link, was ist los?", flüsterte sie verängstigt.
Ich antwortete nicht, sondern hörte nur auf die Geräusche meiner Umgebung.

Dann kamen wir vor einem riesigen Baum auf einer Lichtung an.

Breath before the Wild | Legend of Zelda FF | DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt