26 ~ Aufbruch

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"Aryll! Komm, ich möchte los!", rief ich ihr gerade zu.
Sie war ziemlich spät aufgestanden und nun wollte ich wirklich los zum Dorf der Zoras. Normalerweise wäre ich alleine gegangen, doch sie wollte unbedingt mit, was ich ihr auch nicht verübeln konnte. Ich musste sagen, so schlimm ist es auch gar nicht, denn ich habe seit unserer Rückkehr aus dem Wald wenig Zeit mit ihr verbracht... Ich sollte da echt etwas aufholen.

Als wir dann draußen waren, sattelte ich Elena noch und bemerkte, dass mein Plan ja gar nicht aufging.
"Aryll? Du hast ja gar kein Pferd", merkte ich an, als ich von Elena zu Aryll und zurück schaute.

Sie schaute mich nur verwirrt an und nickte dann. Was sollten wir denn jetzt machen?
"Theoretisch können wir uns ein Pferd leihen oder kaufen? Oder wir reiten zusammen auf Elena?", überlegte sie.
"Zusammen auf Elena ist nicht möglich. Aber ich weiß, dass Onkel Moe damals Vaters Pferd an das Gasthaus hier in Hateno gegeben hat. Eigentlich müssten sie Artax noch haben."

Überrascht schaute Aryll mich an.
"Sie haben Artax noch? Warum hast du mir das nicht früher gesagt!", sagte sie freudig und hüpfte schon los in Richtung des Gasthauses.
Ich entschied mich dazu, einfach hier zu warten, bis sie wiederkam.

Tatsächlich geschah dies sehr schnell. Es dauerte keine 10 Minuten, da stand sie mit Artax vor mir.
"Das ging aber..."
"Sehr schnell!", beendete sie meinen Satz mit einem Lachen.

Sie war tatsächlich sehr schnell gewesen. Ohne noch viel Zeit zu verplempern sind wir dann auch losgeritten. Am liebsten wollte ich in einem Tag zum Dorf der Zoras, aber das wäre nicht möglich. Stattdessen würden wir wohl in Kakariko rasten und dann früh morgens weiterreiten.

Der Weg mit Aryll war viel schöner als immer nur alleine. Sie redete viel mit mir und ich hatte das Gefühl, dass wir das aufholten, was wir die letzten Jahre verpasst hatten.
So kam es auch dazu, dass sie mir ihre gesamte Story aus dem Wald erzählte.

Sie begann dort, wo sie in dem Bett beim Deku-Baum aufwachte. Dann erzählte sie mir, dass die Krogs sie aufgenommen haben und immer wieder 'Schwester des Helden' genannt hatten.
"Erst wusste ich nichts damit anzufangen, aber dann haben sie mir erklärt, dass der, der das Bannschwert zieht, der Auserwählte ist. Und das warst ja du."
Sie schaute lachend rüber zu mir.
"Von dem Moment an hat der Deku-Baum mich wie ein Kind des Waldes behandelt. Unter seinem Schutz habe ich dann die Jahre gelebt; bis du wiederkamst."

Interessiert schaute ich sie an.
"Ein Kind des Waldes?", fragte ich nach.
"Ja, ein Kind des Waldes. Die Krogs bezeichnen sich als solche und sie haben mir erzählt, dass ganz früher hier auch richtige Menschen die Kinder des Waldes waren. Man nannte sie Kokiri und jeder Kokiri hatte seine eigene Fee! Ich habe lange gewartet und gedacht, dass ich als Kind des Waldes vielleicht eine Fee bekomme, so wie ich einst meinen Anhänger hatte... Aber das ist nie passiert", stellte sie fest.

Plötzlich erinnerte ich mich an ihren Anhänger.
"Einen Moment", unterbrach ich sie und wühlte in meiner Tasche, bis ich den Anhänger darin fand. Dann gab ich ihn ihr.
"Du hast ihn noch? Das ist so toll! Danke Link! Jetzt habe ich Navi wieder!"
Sofort schnürte sie den Anhänger an ihrer Hose fest und lächelte mich an.

"Aber zurück zu den Kokiri... Ich glaube ja, dass es sie wirklich gab. Der Deku-Baum hat nie ein Wort darüber verloren, aber die Waldgeister! Die Krogs haben mir immer wieder davon erzählt und auch von einem kleinen jungen, der nie eine Fee bekam... Vielleicht symbolisiere ich ja diesen Jungen? Link! Stell dir das mal vor!"
Ich lächelte und schüttelte dann den Kopf. Aryll war noch genauso wie damals. Immer ein wenig voraus und analysierend. Sie liebte es einfach sich etwas auszudenken.

Dementsprechend dauerte es auch nicht lange, bis sie wieder auf die Idee kam, mich nach meinem Liebesleben auszufragen, welches eigentlich ziemlich uninteressant war und sie auch wenig anging.
"Link, bist du eigentlich verliebt? Habe dich ja Jahre nicht fragen können, also hau raus!"
Ich ertappte mich dabei, wie ich an die Prinzessin von Hyrule, Zelda, dachte.
Schnell verbannte ich den Gedanken aus meinem Kopf und antwortete Aryll:
"Nein Aryll, hab ich nicht."
"Du bist aber rot geworden", hakte sie nach.

Verdammt. Warum musste ich auch rot werden? Oh mann... Ich muss mir die Prinzessin aus dem Kopf schlagen... Fast jeder Soldat verliebte sich in sie und jeder wusste, dass er sie nie bekommen könnte. Sie ist für uns alle unnahbar.
"Link, warum plötzlich so still? Ich wette ja, dass dir die Mädchen hinterherlaufen!", scherzte sie.
Ich rollte mit den Augen.
"Ja ne, ist klar."

Wir ritten weiter, bis wir in Kakariko ankamen. Es war tatsächlich nicht schlecht, dass wir dort die Nacht verbringen würden, denn es war schon dunkel.
Wir stiegen ab und banden Artax und Elena an einer kleinen Überdachung an. Schnell holte Aryll noch ein wenig Stroh, welches netterweise vom Dorf für alle Pferde bereitgestellt wird.
Dann machten wir beide uns auf den Weg zum Gasthaus.

Dort angekommen bezahlte ich zwei Betten und suchte mir mit Aryll zwei davon für die Nacht aus. Bevor wir aber schlafen gingen, sollten wir noch etwas essen.
"Aryll, bleib du hier, ich gehe kurz rüber in den anderen Laden und gucke, ob ich da ein Abendessen bekomme. Du hast doch bestimmt Hunger!"
Sie nickte und ich machte mich auf den Weg. Tatsächlich fand ich im Laden eine kleine Auslage mit warmen Mahlzeiten.

"Guten Tag werter Herr, wie kann ich Ihnen helfen?", wurde ich von einer älteren Frau begrüßt.
"Guten Abend!", grüßte ich zurück.
Ich schaute in die Auslage. Es gab warme Pilzspieße, Eintopf und als Nachtisch ein wenig Honigobst.
"Ich würde gerne zweimal den Eintopf nehmen und dann noch zwei Honigäpfel", sagte ich und die Frau nickte.
Den Eintopf füllte sie in zwei Schüsseln ab und beide Honigäpfel gab sie mir auf einem Teller mit.
"Guten Appetit! Schüsseln und Teller einfach beim Gasthaus abgeben."

Ich bedankte mich erneut und ging dann wieder zu Aryll. Als ich hineinkam roch sie sofort den Eintopf und kam mir hastig entgegen.
"Das riecht richtig lecker!", sagte sie voller Freude und nahm mir schon die Schüssel aus der Hand.

Zusammen setzen wir uns auf eines der Betten und aßen unser Abendbrot. Als wir aufgegessen hatten, legten wir uns zusammen in ein Bett. Aryll kuschelte sich ein wenig an mich und wir schauten einfach nur aus dem Fenster. Keiner sagte etwas, bis ich merkte, wie ich langsam einschlief.

Breath before the Wild | Legend of Zelda FF | DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt