74 ~Enttäuschung

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Ich hatte Mühe, mich auf den Beinen zu halten, als der Wind an mir vorbeizog. Hektisch schaute ich mich um und versuchte zu identifizieren, woher der plötzliche Wind kam.
Vorsichtig hielt ich mir eine Hand schützend vor mein Gesicht, damit ich mehr sehen konnte.

Völlig unerwartet erschien unter dem Revali-Platz ein blauer Vogel, ein Orni. Als ich genauer hinschaute, erkannte ich Revali selbst.

Der Aufwind ließ ein wenig nach, als Revali sich langsam aber zielsicher auf dem Geländer des Übungsplatzes niederließ.

Ich schaute ein wenig entgeistert zu ihm hinauf, als er auch schon die Flügel weit ausbreitete und auf mich hinabschaute.
"Beeindruckend, ich weiß", brachte er stolz hervor und schaute über meinen Kopf hinweg irgendwo hin. "Dieses Kunststück würdest du in 100 Jahren nicht hinkriegen. Ich erzeuge einen Aufwind und schieße damit hoch empor in die Lüfte."
Revali nutze seine Flügel und gestikulierte wild herum.

Jetzt verstand ich auch, was es mit dem Wind auf sich hatte; es war Revali. Wer eigentlich sonst? Ich meine, wer hätte nicht Lust darauf, mich fast von den Füßen zu reißen, außer er?

Möglichst neutral schaute ich wieder hinauf zu ihm und hörte ihm weiterhin zu, wie er sich selbst lobte.
"Meine Technik ist ein wahres Wunderwerk", er schaute selbstverliebt auf seine Flügel. "Selbst die Orni bewundern mich dafür!"

Ich versuchte ihn weitestgehend zu ignorieren, denn eigentlich war das meiste, was er erzählte, nur leeres Geschwafel. Selbstlob und so weiter... Da war ich sowieso nie der Fan von gewesen. Auch wenn es einen Grund hat, dass er den Titanen bekommen hat, dann sollte er sich aber auch so erwachsen verhalten. Andere verurteilen ist da nicht der richtige Weg...

Ich schaute Revali wieder ins Gesicht und irgendwie schien er für einen Moment verwirrt zu sein.
"Uhm...", brachte er hervor, doch feuerte direkt das nächste Selbstlob hinterher.
"Mit dieser Kunst sind wir unschlagbar; und damit meine ich meine Kunst, nicht deine!"
Er wirkte, als wenn es ihn verunsichern würde, dass ich nicht auf ihn einging, doch ich verblieb stumm. Mal sehen, wie lange er das durchhalten könnte.

"So ein dummes Schwert schwingen kann ja jeder!", äußerte er sich nun und schaute wieder nur in mein Gesicht.
"Meine Kraft wird uns zweifellos einen großen Vorteil im Kampf gegen die Verheerung Ganon verleihen", schob er noch hinterher.

Ich hätte ihn gerne gefragt, inwiefern er dachte, dass ein Aufwind im Kampf gegen Ganon helfen sollte, doch ich hielt meinen Mund. Einen Streit mit Revali anzufangen, war nicht das beste, was ich machen könnte; dann würde ich mir lieber sein leeres Gerede anhören, bis Zelda vom Oberhaupt der Ornis zurückkäme.

Revali schien ziemlich mundtot zu sein, weshalb er nun ein wenig plötzlich vom Geländer des Platzes dicht vor meine Füße sprang. Ich wich etwas erschrocken zurück; damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.

Wie ein Tiger, welcher seine Beute einkreist, lief Revali um mich herum, als er an meiner linken Seite dicht an meinem Ohr plötzlich zum stehen kam.
"Hinzu kommt...", flüsterte er schon fast, als ich meinen Blick zu ihm wandte; unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. "Falls du es noch nicht gehört hast, auch wenn es jeder erzählt, ich bin der unangefochten beste Bogenschütze unseres Volkes."
Ich hatte dies zwar noch nie gehört, doch ich war auch kein Orni und bin gerade erst das zweite Mal hier.

"Und weil ich der beste Bogenschütze bin, ist es ja wohl ganz offensichtlich, dass ich, Revali, der Schlüssel im Kampf gegen die Verheerung Ganon bin!", rief er stolz aus und schaute nun wieder verärgert zu mir hinab.

"Aber anstatt mich, Revali, den besten Bogenschützen zu wählen, damit ich die Verheerung aufhalte...", sagte er gespielt theatralisch, als er erneut eine Runde um mich herumlief. "Doch stattdessen haben sie mir aufgetragen, dich zu beschützen; Link, den Träger dieses Bannschwertes."

Breath before the Wild | Legend of Zelda FF | DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt