46 ~ Tratschtanten

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Aryll und ich waren gestern bereits wieder nach Hause aufgebrochen. Ihr ging es zwar besser, aber sie war noch nicht ganz auf der Höhe. Ich wusste gar nicht, dass eine Unterkühlung einen so auslaugen konnte.

Auf jeden Fall hatte ich ihr etwas Warmes zum Anziehen gegeben und sie zusätzlich in eine Decke eingewickelt und dann auf Artax gesetzt. Ich ritt mit Elena nah neben ihr, sodass ich nicht weit weg von ihr war, falls etwas passieren sollte.

So ritten wir weiter, bis wir am Stall ankamen. Auf dem Weg zurück hatte ich wieder viel Zeit nachzudenken, doch ich versuchte bewusst meine Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu legen, damit ich nicht an sie dachte.

Das funktionierte auch alles einwandfrei, bis wir dann am Stall der Hochebene eine Pause einlegten. Ich war gerade von Elena abgestiegen und hatte Aryll geweckt, als ich mitbekam, wie zwei weitere Reisende über Prinzessin Zelda sprachen. Unbemerkt hörte ich ihnen zu.

"Hast du schon gehört? Die Prinzessin soll von Bokblins überfallen worden sein!"
"Ich dachte Yigas?", entgegnete der Andere.
"Dann wohl beides!", er lachte. "Ich will ihr ja echt nichts Böses, aber ich glaub' sie hat nichts drauf."
Der andere begann nun auch zu lachen.
"Da gebe ich dir recht! Sich retten lassen, da ist sie groß drin, aber ihre Aufgabe erfüllt sie seit 10 Jahren nicht."
"Und sowas soll unser Land schützen, pftt."

Ich hatte genug gehört.
Diese Leute machten sich über Zelda lustig, ohne irgendetwas über sie zu wissen. Klar, es war komisch, dass sie ihre Siegelkraft nicht erwecken konnte, aber deshalb sollte man sie nicht schlecht reden. Man weiß nie, was im Leben eines Menschen vorfällt und demnach sollte man nicht vorschnell urteilen.
Das Privatleben der Prinzessin bleibt für alle unzugänglich und auch der König selbst hält aus der Herrschaft seine privaten Angelegenheiten raus. Demnach können wir normalen Leute gar nicht wissen, was sich hinter verschlossenen Türen abspielte.

Ich merkte wie ich sauer wurde und meine Hände zu Fäusten ballte. Diese Bemerkungen waren mir übel aufgestoßen, aber ich sagte nichts. Ich ging jetzt keine Konversation mit zwei Volldeppen ein. Wie heißt es so schön? Der Klügere gibt nach...

Ich ging zu Aryll in den Stall und bezahlte die Betten für die Nacht. Mit Aryll selbst sprach ich nicht mehr viel, sie war einfach nur müde und wollte schlafen. Ich konnte das wirklich verstehen. Sie war noch immer nicht ganz gesund und war heute lange gereist. Eigentlich war es sehr unsensibel von mir gewesen mit ihr den gesamten Weg von Angelstedt bis hier zum Stall zu reiten. Wir haben ja gefühlt ganz Phirone durchquert.

Ich ging dann auch ins Bett, doch ich konnte nicht einschlafen. Mir gingen die ganze Zeit noch die Worte der beiden Wanderer durch den Kopf. 

Nicht nur, dass sie Zelda schlecht geredet haben, sie haben auch von zwei Monsterangriffen erzählt. Das bereitete mir Sorgen, denn es bestätigte nur, dass es immer mehr Monster gab und damit die Verheerung auch immer näher kam; was absolut nicht gut war.
Außerdem könnte Zelda verletzt sein... Alleine der Gedanke daran ließ mich zusammenzucken.

Sie konnte nicht verletzt sein, auf sie wurde bestimmt gut aufgepasst. Bokblins sind eine Leichtigkeit und Yigas... Ja, bei den Yigas war bestimmt jemand der sie beschützt hatte; irgendwie.

Ich drehte mich in meinem Bett auf die andere Seite und atmete erschöpft aus.
Ich sollte mir nicht so viele Gedanken um sie machen. Letztendlich waren wir Ritter und Prinzessin; mehr nicht. Keine Partner, keine Freunde. Einfach nichts.

Am nächsten Tag...

"Link...?", hörte ich mich eine Stimme rufen.
Ich öffnete die Augen und schaute mich um. Dort sah ich Aryll, wie sie bereits angezogen vor mir stand.
"Aryll! Geht es dir besser heute?", fragte ich sofort nach und klopft dann neben mir aufs Bett, damit sie sich zu mir setzte. Dies tat sie dann auch.
"Ja, mir geht es wirklich schon viel besser. Aber ich möchte jetzt einfach nur nach Hause", sagte sie mir ehrlich.

Ich war erleichtert, dass es ihr besser ging und nahm sie dann in den Arm. Daraufhin machte auch ich mich fertig und gemeinsam ritten wir wieder los in Richtung Heimat.

Auf dem Weg heim war Aryll ziemlich still gewesen, ich wunderte mich warum. Aber als ich sie gerade darauf ansprechen wollte, da begann sie mit mir zu sprechen:
"Link, ich weiß, du wolltest nicht darüber reden aber...", begann sie und ich wusste ziemlich genau worauf sie hinaus wollte.
"Warum genau hast du dich so schlecht gefühlt, als du von Zelda zurück nach Hause kamst?"

Ich schluckte. Es war absehbar, dass sie darüber sprechen wollte, aber ich wusste nicht, wie ich sowas vernünftig erklären sollte. Es war ja nur mein Empfinden und das können andere bestimmt nicht so nachvollziehen...
"Ehhh", antwortete ich demnach nur und schaute sie verwirrt und ängstlich an.
"Du musst nicht drüber sprechen", sagte Aryll sofort. "Aber ich wüsste es schon gerne..."

Oh Mist, ich konnte ihr auch nicht so ein schlechtes Gefühl geben... Ich sollte es ihr erzählen.
"Hör zu Aryll, es ist kompliziert", begann ich.
"Alles in Ordnung, ich höre aufmerksam zu", entgegnete sie dann nur und ich begann alles zu erzählen.
Dabei ließ ich aber bewusst aus, dass ich vielleicht etwas mehr für Zelda empfand... Wenn ich mir selbst noch nicht ganz im Klaren war, so konnte ich es nicht einfach erzählen. Das fühlte sich falsch an. Stattdessen erzählte ich was passiert war und Aryll war clever genug, um selbst auf Freundschaft zu schließen.
Ich log sie zwar echt nicht gerne an, aber ich wusste selbst nicht genau was ich fühlen sollte und demnach musste ich erst einmal mit mir selbst klarkommen.

"Das hört sich nicht schön an...", antwortete Aryll dann.
"Sieht ganz so aus, als würde sie sich mit dir vergleichen oder so, wenn du mich fragst."
Ich wurde hellhörig.

"Wie meinst du das?", fragte ich deshalb nach.
"Link, streng deine paar Gehirnzellen doch einmal an", maulte Aryll mich an.
Verunsichert schaute ich sie an und schüttelte nur verwirrt den Kopf. Aryll schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn.
"Du bist schon ziemlich blond, oder?", fragte sie und begann dann es mir zu erklären.
"Guck doch mal. Du hast das Master-Schwert; demnach hast du deine Aufgabe erfüllt, beziehungsweise deine 'Kraft' erhalten. Zelda hingegen hat nach so langer Zeit ihre Siegelkraft immer noch nicht erweckt. Klingelt es?"

Ich schien langsam zu verstehen. Für Zelda war ich eine wandelnde Erinnerung ihres Scheiterns bei der Erweckung ihrer Kraft.
Wow, so hatte ich es noch nie betrachtet... Aber warum war sie dann überhaupt erst einmal so lieb zu mir gewesen? Das ergab keinen Sinn...

Breath before the Wild | Legend of Zelda FF | DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt