7 ~ Onkel Moe

186 17 3
                                    

"Hey, Link... Aufstehen!", flüsterte mir Mipha leise ins Ohr.
Verschlafen öffnete ich meine Augen und dreht mich im Bett herum, genau in die Richtung, aus welcher Miphas Stimme kam.
"Guten Morgen Mipha", entgegnete ich und streckte mich dann ausgiebig.
"Dein Onkel ist gleich da, um dich abzuholen. Die Wachen am Eingang des Dorfes haben ihn gesehen", teilte sie mir freundlich mit und strich mir mit ihrer Hand kurz durch mein Haar.

Ich streckte mich erneut und stieg dann aus dem Bett. Meine Sachen packte ich wieder in meinen Rucksack, in welchem auch der Anhänger von Aryll und der Ring von Mama verstaut waren. Kurz nahm ich Anhänger und Ring in die Hand.
Ich wurde beim Anblick dieser zwei Gegenstände wieder traurig. Ich hatte in so kurzer Zeit so viel verloren...

"Hallo Link, Onkel Moe ist da!"
 Ich drehte mich erschrocken um und packte beide Gegenstände schnell wieder weg, als ich meinen Onkel erblickte. Er trug die Hylia-Soldaten-Kleidung und sah aus, als wäre er gerade erst vom Schloss gekommen. Ich ging zu ihm und er nahm mich sofort an die Hand.

Bevor wir das Dorf aber so zügig verlassen konnten, löste ich mich aus Moes Griff und lief nochmal zu Mipha zurück. Dann drückte ich sie ganz feste.
"Hab dich ganz doll lieb und bis zum nächsten Mal", murmelte ich in unsere Umarmung hinein.
Mipha gab mir einen Kuss auf die Stirn und ließ mich dann gehen.

"So Link. Wir gehen jetzt erst nach Hateno und holen die letzten Sachen bei dir Zuhause ab."
Ich schaute ihn entgeistert an. Musste ich etwa umziehen? Das konnte nicht sein, bitte nicht...

Onkel Moe schien meinen entsetzten Blick bemerkt zu haben und antwortete mir sofort.
"Du musst leider zu mir nach Hyrule-Stadt ziehen... Ich muss so oft im Schloss arbeiten, da kann ich nicht jeden Tag von Hateno aus dort hingehen", erklärte er.
Ich schaute bedrückt zu Boden. Das hatte ich jetzt nicht erwartet. Jetzt musste ich auch noch an einen neuen Ort ziehen, weit weg von meinem Zuhause...

"Aber keine Sorge. Das Haus wird nicht verkauft. Es gehört jetzt quasi dir", sagte mein Onkel noch.
Ich schaute zu ihm hinauf und langsam füllten meine Augen sich mit Tränen. Ich zwang mich dazu nicht zu weinen, doch es wollte nicht ganz funktionieren.

Deswegen versuchte ich mich zwanghaft auf andere Gedanken zu bringen. Vielleicht das Haus? Was gab es gutes daran?
Vielleicht, dass ich mit 13 nun ein eigenes besaß, während andere in meinem Alter noch fröhlich mit ihren Eltern draußen spielten?

Letztendlich konnte ich nicht verhindern, dass mir eine einsame Träne die Wange hinunterkullerte.
Onkel Moe schaute mich bekümmert an.

Wir liefen dann den Weg vom Dorf der Zoras zurück zur Ingogo-Brücke, nahmen unsere Pferde entgegen und machten uns auf den Weg nach Hateno.

Die ganze Strecke über sprach mein Onkel kaum mit mir. Er war noch nie wirklich gesprächig gewesen. Wenn ich so überlegte, dann sprach er generell nur wenig mit mir...
Mit meinem Vater hatte er immer viel gesprochen und auch mit meiner Schwester. Meine Mutter war seine Schwester gewesen und beide hatten sowieso ein inniges Verhältnis...
Vielleicht, jetzt wo wir zusammen wohnten, erzählt er mir, warum er so wenig mit mir sprach.

Ich hatte jegliches Gefühl von Zeit verloren, als wir in Hateno ankamen. Es war zwar schon dunkel, aber wie lange wusste ich nicht; das einzige, was ich wusste, war, dass wir lange unterwegs waren.
Ich stieg von Elena ab und ging ins Haus. In mein Haus. Komischer Gedanke... Mein eigenes Haus...

Ich packte alles Wichtige aus meinem Zimmer ein und wollte schon wieder zurück zu Moe nach draußen gehen, als dieser hereinkam.
"Link? Möchtest du die Nacht nicht noch hier verbringen? Es ist schon spät und ich möchte in einer Tagesreise in Hyrule-Stadt ankommen."
"Können wir machen... Das Zimmer von Papa ist gleich da vorne..."
Ich führte ihn in das ehemalige Schlafzimmer meines Vaters, da ich dachte, dass er darin wohl am besten schlafen könnte und gab ihm frische Bettwäsche zum Beziehen. Dann ging ich wieder in mein Zimmer und schaute kurz aus dem Fenster.

Ob Papa vielleicht doch noch irgendwo da draußen ist? Wenn er es doch überlebt hatte?
Ich atmete deprimiert aus; niemals hatte er überlebt, sonst wäre er zurückgekommen...

Ich löste meinen Blick vom Fenster und richtete ihn nun auf mein Bett.
"Gute Nacht Onkel Moe", sagte ich noch kurz und ging dann zu meinem Kleiderschrank.
"Gute Nacht Link! Wir stehen morgen ziemlich früh auf", erwiderte er nur.
Ich zog mich um und legte mich dann ins Bett. Ich schaute noch etwas aus dem Fenster und dachte an Mama, Papa und Aryll... Nie hätte ich gedacht, dass ich  doch so schnell alleine sein könnte...

Ich stand doch nochmal auf und nahm mir Arylls Glücksbringer und Mamas Ring. Den Ring band ich mit an die Kordel des Glücksbringers an. Dann nahm ich beides fest in die Hand und legte mich wieder ins Bett. Irgendwie fühlte ich mich ihnen so ein wenig näher...

🔹    🔹    🔹

"Guten Morgen Kleiner, aufstehen", sagte mein Onkel sanft und schüttelte leicht meinen Arm.
Ich gähnte und öffnete meine Augen. Dann nickte ich nur, stand auf und zog mich an.
Da ich wusste, dass es draußen kalt werden würde, zog ich einen Pullover unter mein normales Gewand drunter. Danach ging ich zu meinem Onkel und aß eine Kleinigkeit mit ihm.
Er hatte zum Frühstück ein kleines Früchtemüsli für uns beide gemacht, was ich sehr zuvorkommend fand.

Nach dem Frühstück sattelten wir wieder unsere Pferde und ritten dann nach Hyrule-Stadt. Wir nahmen einen Weg über einige Dörfer, bis wir dann kurz vor der Stadt ankamen. Dort mussten wir unsere Pferde in einem Stall abgeben und konnten dann zu Fuß eintreten.

Mein Onkel führte mich durch die Stadt bis zu seinem Haus. Es war ein Häuschen mit einem schönen blauen Dach in der Nähe des Schlosses und des Trainingsplatzes.

"Willkommen zu Hause, Link!", sagte mein Onkel freudig und öffnete dann die Haustüre.
"Von nun an wirst du hier mit mir wohnen. Ich habe im Obergeschoss ein Zimmer für dich freigeräumt, das kannst du dir nach Belieben einrichten."
Er führte mich die Treppe hinauf und gemeinsam betraten wir mein Zimmer. Es war ausgestattet mit einem Bett, einem Schrank, Kommoden und sogar einem Schreibtisch.
"Dankeschön", sagte ich nur und stellte dann meinen Rucksack auf dem Schreibtischstuhl ab.

"Und noch etwas...", er legte seine Hand auf meine Schulter.
"Ich habe bei dem Soldatenverband nachgefragt, ob du dort auch schon mit deinen jungen Jahren einsteigen kannst. Sie wollen sehen, wie gut du kämpfen kannst. Wenn du dort gut abschneidest, dann darfst du dich den Soldaten anschließen."
Freude stieg in mir auf. Das klang interessant und ich wusste, dass ich dadurch auch meine Fähigkeiten verbessern könnte. Glücklich schaute ich ihn an.

Ich wollte es mir gerade in dem Zimmer ein wenig gemütlich machen und alles einrichten, da kam Moe nochmal zurück.
"Ach so und noch was Link... Ich habe dir eine Rüstung in den Schrank gelegt. Die sollte deine Größe haben. Mipha hatte mir sie mitgeteilt. Probier sie doch bitte an."
Dann verließ er das Zimmer.

Ich ging zum Schrank und öffnete ihn. Dort war eine Rüstung, wie sie alle Soldaten trugen. Schnell zog ich sie an und lief dann die Treppe zu Moe hinunter.
"Sie passt wie angegossen", stellte er fest.
Ich grinste bis über beide Ohren. Selten war ich so glücklich gewesen. Mein Traum war es immer gewesen, genauso ein guter Soldat wie mein Vater zu werden und ich war auf dem besten Wege dahin.

Ich wollte gerade umkehren und wieder in mein Zimmer gehen, als Onkel Moe mich nochmal zu sich rief:
"Kommst du bitte nochmal her."
Ich ging verwirrt zu ihm zurück.
"Setze dich bitte. Ich habe dir etwas zu erzählen."
Ich wurde stutzig, doch tat, was er mir sagte.
"Worum geht es denn?", hakte ich nach.

Onkel Moe schaute kurz weg und sein Blick verblieb am Boden.
"Ich muss dir etwas über deine Mutter erzählen..."

Breath before the Wild | Legend of Zelda FF | DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt